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Der Schönheitschirurg

Der Schönheitschirurg

Titel: Der Schönheitschirurg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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entschuldigen, daß ich euch nicht begrüßt habe», begann sie steif, als sie in einem schwarzen Kleid herunterkam. «Aber ich bin seit einiger Zeit recht kränklich. Ich hoffe, ihr werdet euch bei uns wohl fühlen.»
    Die Neuankömmlinge waren schockiert. Sie hatten zwar den Verdacht gehabt, daß Graham seine Männlichkeit für ein Linsengericht verkauft hatte - das ihm ohnedies bald vom Munde geschlagen wurde -, aber sie hatten sich vorgestellt, er sei mit der eleganten, aktiven Frau verheiratet, die, wie sie sich aus den Zeitungen erinnerten, durch die Nachkriegsgesellschaft stolziert war. Jedenfalls nicht mit dieser mageren, gebeugten, ergrauenden Kranken, die so ohne jedes Lächeln ihre Hände schüttelte. Es hatte Marias ganzen alten Mutes bedurft, daß sie sich an jenem Sonntagmorgen überhaupt dazu zwang, herunterzukommen. Sie fürchtete sich jetzt sehr vor Fremden. Doch sie fühlte, daß sie es Graham schuldig war - sein Bruder durfte nicht glauben, es sei irgend etwas nicht in Ordnung. Schließlich verdiente es ihr Mann. Er war sehr gut zu ihr.
    «Wir werden uns sicher wohl fühlen», sagte Edith schnell. «Sehr wohl sogar.»
    «Ich habe Sie schon so lange nach den Erzählungen meines Mannes bewundert», sagte Maria zu Robin. «Man trifft heute so selten noch Männer, die an unserem Empire bauen. Ja, wir werden nun also eine richtige Familientafel haben. Das ist schön. Zwei Generationen an einem Tisch. Graham - es ist kühler, als ich dachte.»
    Graham holte einen Umhang und drapierte ihn um ihre Schultern. Maria führte sie in das kleine, grün tapezierte Speisezimmer, das ein ovaler Tisch, Überbleibsel großzügigerer Tage, fast ganz ausfüllte. «Ihr seid leider in ein trauriges Land zurückgekehrt», fuhr sie fort, nachdem sie sich gesetzt hatte. «Wir haben zwei Millionen Arbeitslose, wir werden jeden Augenblick vom Goldstandard abgehen, und wir haben eine Regierung roter Revolutionäre.» Sie läutete eine kleine Tischglocke und fuhr, zu Edith gewandt, fort: «Sie müssen nach der langen Reise hungrig sein», ganz als hätten sie die Reise im offenen Boot gemacht.
    Robin bemerkte, daß sich Graham am Büffet beschäftigte, ein graduiertes Medizinglas halb mit einer roten Flüssigkeit füllte und ein anderes mit grüner und schließlich zwei weiße Tabletten auf einem Löffel sorgfältig über ein Glas Wasser legte. Maria schluckte die Medikamente, offenbar ohne Alecs faszinierten Blick zu bemerken. Er hielt sie für eine Art Hexe.
    «Ich nehme an, du verdienst recht gut?» Robin begutachtete die Einrichtung seines Bruders mit kritischerem Blick. «Also, wir sollten einander eine Menge zu erzählen haben.»
    «Ach, ich habe Tausende und aber Tausende Brocken Tratsch aufgehoben», lächelte Graham, während er mit ruhiger Autorität, die einem weniger belasteten Pater familias aus einem Villenviertel wohl angestanden hätte, den Braten tranchierte. Er hatte zuvorkommend Rostbraten und Yorkshire-Pudding bestellt, das kulinarische Gegenstück zu den weißen Felsen von Dover. «Aber es ist merkwürdig, jetzt, wo ihr wirklich da seid, habe ich offenbar das Versteck vergessen. Erzähl du uns von Malaya.»
    «Hast du meine Briefe aufgehoben?»
    «Sollte ich?»
    Robin warf ihm einen zürnenden Blick zu. «Sie hätten ein interessantes Buch abgegeben.»
    «Nicht zuviel Fleisch für Alec», unterbrach Edith hastig. «Er hat einen so kleinen Appetit.»
    «Ich habe keinen kleinen Appetit», brummte Desmond. Er musterte seinen kleinen Cousin über den Tisch hinweg mit dem tiefen Mißtrauen, das kleine Jungen gegeneinander hegen.
    «Ich esse nichts, gar nichts», murmelte Maria, die sich wie alle chronisch Leidenden nicht vorstellen konnte, daß ihre Symptome für ihre Zuhörer weniger interessant sein könnten als für sie selbst. «Es kommt alles von meinem niedrigen Blutdruck, sagt Graham.»
    Graham fand, daß sie sich recht gut hielt.
    «Ich habe übrigens auch eine Neuigkeit», fügte er beiläufig ein, «ich reise nächste Woche nach Übersee. Nach Ägypten.»
    Robin blickte auf. «Oh?» Robin hegte ein besitzerisches Interesse an der Welt jenseits des Mittelmeeres.
    «Ich fliege», fuhr Graham sensationeller fort. «In dem neuen Luftschiff. Kennt ihr Val Arlott - den Besitzer der Daily Press ? Er arrangierte es für mich im letzten Augenblick. Anscheinend hat er die maßgeblichen Stellen davon überzeugt, daß ein Arzt an Bord eine gute Idee wäre. Zumindestens für den ersten Teil des Fluges. Die übrigen

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