Der Schoenste Fehler Meines Lebens
hineinspringst, heißt das doch nicht, dass ich mich dort zu dir gesellen muss.«
Sie war es gewohnt, seine Gedanken zu lesen, aber diesmal wollte sie nicht. »Was genau meinst du mit ›am tiefen Ende hineinspringen‹?«
Sein Mund zuckte verächtlich. »Sich verlieben.«
Diese Worte sprach er mit so viel Verachtung aus, dass sie auf seinen Lippen eigentlich Blasen hätten zurücklassen müssen. Sie wich zurück. »Ich würde ›sich verlieben‹ nicht mit ›am tiefen Ende hineinspringen‹ gleichsetzen.«
»Wie würdest du es dann nennen? Ich war dazu bereit, den Rest meines Lebens mit Lucy zu verbringen. Den Rest meines Lebens! Wieso kapierst du das nicht?«
»Ich kapiere es schon. Ich weiß nur nicht, warum wir jetzt, nach allem, was passiert ist, darüber reden.«
»Natürlich nicht.« Sein Gesicht war bleich geworden. »Wenn es um vernünftiges Verhalten geht, kapierst du gar nichts. Du glaubst mich so gut zu kennen, aber du weißt überhaupt nichts über mich.«
Noch eine Frau, die dachte, Ted Beaudine zu verstehen …
Ehe sie wieder zum Thema zurückfand, holte er erneut zum Angriff aus. »Du brüstest dich damit, dich immer von deinen Gefühlen leiten zu lassen. Na dann, eine Runde Applaus dafür. Ich bin nicht so gestrickt. Ich möchte, dass Dinge einen Sinn ergeben, und wenn das in deinen Augen ein Verbrechen ist, auch gut.«
Es war, als würde er plötzlich eine fremde Sprache sprechen. Sie verstand seine Worte, aber nicht den Kontext. Warum unterhielten sie sich nicht über die Rolle, die sie bei der Katastrophe mit Spence gespielt hatte?
Er wischte sich mit dem Handrücken einen Blutstropfen aus seinem Mundwinkel. »Du behauptest, mich zu lieben. Was soll das heißen? Ich habe Lucy geliebt, und du siehst ja, als wie bedeutungslos sich das erwiesen hat.«
»Du hast Lucy geliebt?« Das nahm sie ihm nicht ab. Wollte es nicht glauben.
»Schon nach den ersten fünf Minuten mit ihr wusste ich, dass sie die Eine ist. Sie ist klug. Sie ist sehr umgänglich. Sie sorgt sich um andere Menschen und will ihnen helfen und versteht, was es bedeutet, auf dem Präsentierteller zu liegen. Meine Freunde liebten sie. Meine Eltern liebten sie. Wir hatten gemeinsame Vorstellungen von unserem Leben. Und ich hätte mich doch nicht mehr täuschen können.« Seine Stimme schwankte. »Du erwartest von mir, all das zu vergessen? Du erwartest von mir, dass ich mit den Fingern schnippe und all das ungeschehen mache?«
»Das ist nicht fair. Du hast dich verhalten, als würde dich das alles nicht berühren. Es schien dir nichts auszumachen.«
»Natürlich hat es mir was ausgemacht! Ich laufe nur nicht herum und zeige jedem meine Gefühle, aber das heißt doch nicht, dass ich sie nicht habe. Du sagtest, ich hätte dir das Herz gebrochen. Gut, sie hat mir meins gebrochen.«
An seinem Hals pochte eine Ader. Sie hatte das Gefühl, von ihm geohrfeigt worden zu sein. Wieso hatte sie das nicht in Betracht gezogen? Sie war davon überzeugt gewesen, dass er Lucy nicht geliebt hatte, aber das Gegenteil war der Fall. »Ich wünschte, ich hätte das bemerkt«, hörte sie sich sagen. »Ich habe es nicht verstanden.«
Er machte eine schroffe, wegwerfende Geste. »Und dann kamst du daher. Mit all deinem Chaos und all deinen Forderungen. «
»Ich habe keine einzige Forderung an dich gestellt!«, protestierte sie. »Du bist derjenige, der Forderungen stellte, von Anfang an. Mir sagte, was ich tun oder nicht tun konnte. Wo ich arbeiten durfte. Wo ich wohnen durfte.«
»Wen verarschst du eigentlich?«, fuhr er sie grob an. »Du bist eine einzige Forderung. Diese großen Augen – blau in der einen Minute, grün in der nächsten. Wie du lachst. Dein Körper. Selbst dein Drachentattoo auf deinem Hintern. Du forderst alles von mir. Und kritisierst dann, was du bekommst.«
»Ich habe nie – «
»Einen Teufel hast du nicht.« Er bewegte sich so schnell, dass sie dachte, er werde sie schlagen. Stattdessen riss er sie an sich und fuhr mit seinen Händen unter ihren kurzen Baumwollrock, den er bis zu ihrer Taille hochschob, um dann ihren Hintern zu packen. »Was meinst du, ist das eine Aufforderung oder nicht?«
»Ich – ich hoffe doch«, sagte sie mit einer Stimme so kleinlaut, dass sie sie kaum erkannte.
Aber er schleifte sie bereits von der Kiesstraße weg auf den Seitenstreifen. Er gewährte ihr nicht einmal die Höflichkeit, es auf dem Rücksitz seines Autos zu tun. Stattdessen zog er sie auf einen Fleck sandiger Erde
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