Der Schoenste Fehler Meines Lebens
und anständige Frau, die wusste, was es bedeutete, mit Privilegien aufzuwachsen, aber von ihren Eltern nicht verzogen worden war. Ich dachte, sie hätte Charakter. « Ihre Züge verhärteten sich. »Da habe ich mich wohl getäuscht, oder?«
»Das haben wir alle.«
Das Papiertaschentuch löste sich zwischen ihren Finger auf, und sie sprach so leise weiter, dass Emma sie kaum verstehen konnte. »Ich wünsche mir so verzweifelt Enkelkinder, Emma. Ich – ich träume von ihnen – wie ich sie halte und ihren süßen Duft rieche. Teddys Babys …«
Emma kannte Francescas und Dallies Geschichte gut genug, um zu begreifen, dass ihre Freundin damit mehr sagen wollte als eine vierundfünfzigjährige Frau, die sich einfach nach einem Enkelkind sehnt. Dallie und Francesca hatten in Teddys ersten neun Lebensjahren voneinander getrennt gelebt, denn erst da hatte Dallie erfahren, dass er einen Sohn hatte. Ein Enkelkind könnte helfen, diese Lücke in ihrer beider Leben zu füllen.
Als könnte sie ihre Gedanken lesen, sagte Francesca: »Dallie und ich konnten nie gemeinsam die ersten Schritte verfolgen, die ersten Worte hören.« Ihre Stimme klang verbittert. »Meg Koranda hat uns um Teds Babys gebracht. Sie hat uns Lucy geraubt und unsere Enkelkinder.«
Emma hielt Francescas Traurigkeit nicht länger aus. Sie erhob sich von der Bank und nahm sie in den Arm. »Du wirst trotzdem Enkelkinder haben, meine Liebe. Es wird sich eine Frau für Ted finden. Eine Frau, die noch viel besser ist als Lucy Jorik.«
Francesca glaubte ihr nicht. Emma sah es ihr an. Und beschloss deshalb, Francesca die schlimmste Nachricht zu ersparen. Dass Meg Koranda sich noch immer in der Stadt aufhielt.
»Haben Sie noch eine andere Kreditkarte, Miss Koranda?«, erkundigte sich die hübsche Blondine am Empfang. »Diese hier wird offenbar nicht angenommen.«
»Nicht angenommen?« Meg tat, als verstünde sie dieses Wort nicht, aber natürlich wusste sie genau, was gemeint war. Mit einem leisen Zischen verschwand die letzte ihr noch gebliebene Kreditkarte in der mittleren Schublade der Empfangstheke des Wynette Country Inn.
Die Empfangsdame gab sich keine Mühe, ihre Befriedigung zu verbergen. Meg war in Wynette zur Feindin Nummer eins geworden, denn eine verdrehte Version ihrer Rolle beim Hochzeitsdebakel, das den heiliggesprochenen Bürgermeister der Stadt internationaler Demütigung preisgegeben hatte, hatte sich wie ein durch die Luft schwirrendes Virus in der Stadt verbreitet, in der noch immer ein paar Presseleute weilten. Außerdem war ein unglaublich aufgebauschter Bericht von Megs Auseinandersetzung mit Birdie Kittle am Vorabend der Hochzeit zum gefundenen Fressen für die Öffentlichkeit geworden. Wenn Meg Wynette wenigstens gleich danach hätte verlassen können, wäre das alles zu vermeiden gewesen, aber das war leider unmöglich.
Lucys Familie war am Sonntag aus Wynette abgereist, vierundzwanzig Stunden nachdem Lucy davongelaufen war. Meg ging davon aus, dass sie in der Hoffnung auf Lucys Rückkehr länger geblieben wären, wäre die Präsidentin nicht entschlossen gewesen, mit Lucys Vater, der Gastgeber eines Treffens internationaler Medizinjournalisten war, an der Konferenz der Weltgesundheitsorganisation in Barcelona teilzunehmen. Meg war die Einzige, mit der Lucy nach ihrer Flucht gesprochen hatte.
Der Anruf kam am späten Samstagabend etwa um die Zeit, da Braut und Bräutigam den Hochzeitsempfang hätten verlassen und ihre Flitterwochen antreten sollen. Der Empfang war schwach, und sie erkannte Lucys Stimme kaum, die dünn und unsicher klang.
»Meg, ich bin es.«
»Luce? Ist alles in Ordnung mit dir?«
Lucy reagierte darauf mit einem abgewürgten, halb hysterischen Lachen. »Das ist Ansichtssache. Du kennst doch die wilde Seite in mir, von der du immer gesprochen hast? Vermutlich habe ich die jetzt entdeckt.«
»Oh Schätzchen …«
»Ich – ich bin ein Feigling, Meg. Ich kann mich meiner Familie nicht stellen.«
»Sie lieben dich, Luce. Sie werden es verstehen.«
»Sag ihnen, dass es mir leidtut.« Ihre Stimme brach. »Sag ihnen, ich liebe sie und weiß, dass ich einen schrecklichen Schlamassel angerichtet habe und dass ich zurückkommen und alles in Ordnung bringen werde, aber … Nicht jetzt. Ich kann es noch nicht.«
»Ist gut. Ich werde es ihnen sagen. Aber – «
Lucy legte auf, ehe Meg noch etwas sagen konnte.
Meg wappnete sich und erzählte Lucys Eltern von dem Anruf. »Sie macht dies aus freiem Willen«, hatte die
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