Der Schoenste Fehler Meines Lebens
weiß. Und ich werde auch was verändern. Aber – «
»Wo immer du dich hineingeritten hast, du kommst auch wieder selbst heraus. Du bist viel klüger, als du denkst. Ich glaube an dich, auch wenn du das nicht tust.«
»Das weiß ich zu schätzen, aber ich brauche die Hilfe jetzt. Wirklich. Du musst mir helfen.«
»Himmel, Meg. Hast du denn gar keinen Stolz?«
»Das zu sagen ist beschissen von dir.«
»Dann bring mich nicht dazu, es zu sagen. Du bist in der Lage, dein Leben selbst in die Hand zu nehmen. Such dir einen Job. Du weißt doch, was das ist, oder?«
»Dyl – «
»Du bist meine Schwester, und ich liebe dich, und weil ich dich liebe, lege ich jetzt auf.«
Müde, aber nicht überrascht angesichts dieser Familienverschwörung starrte sie das Telefon mit der toten Leitung an. Ihre Eltern waren in China und hatten ihr mehr als deutlich gemacht, ihr nicht wieder unter die Arme zu greifen. Von ihrer gruseligen Großmutter Belinda gab es nichts umsonst. Sie würde Meg zwingen, Schauspielunterricht zu nehmen, oder sich eine andere Hinterlist einfallen lassen. Und was ihren Onkel Michel anging … Als sie sich das letzte Mal sahen, hatte er ihr einen bissigen Vortrag über persönliche Verantwortung gehalten. Und da Lucy auf der Flucht war, blieben nur noch Megs drei andere enge Freundinnen, die alle reich waren und ihr auch alle Geld leihen würden.
Würden sie das? Das war das Problem mit ihnen. Georgie, April und Sasha waren allesamt unabhängige, nicht einschätzbare Frauen, die Meg seit Jahren sagten, sie solle aufhören, in der Weltgeschichte herumzuvögeln, und sich endlich auf was festlegen. Doch wenn sie ihnen erklärte, wie verzweifelt sie war …
Hast du denn gar keinen Stolz?
Wollte sie ihren sämtlichen Freundinnen tatsächlich noch mehr Beweise ihrer Wertlosigkeit liefern? Andererseits, welche Möglichkeiten blieben ihr sonst noch? Sie hatte keine hundert Dollar mehr in ihrer Brieftasche, keine Kreditkarten, ein leeres Girokonto, einen gerade mal halb gefüllten Tank und ein Auto, das jeden Moment den Geist aufgeben konnte. Dylan hatte recht. So verhasst ihr das auch war, sie musste sich einen Job suchen … und das schnell.
Sie überlegte. Als Bösewicht der Stadt bekäme sie hier niemals einen Job, aber sowohl San Antonio als auch Austin waren weniger als zwei Stunden entfernt und somit in Reichweite ihrer Tankfüllung. Sicherlich würde sie dort Arbeit finden können. Und das hieße, die Zeche zu prellen, was sie noch nie in ihrem Leben getan hatte, aber ihr blieb keine andere Wahl.
Mit schweißnassen Händen lenkte sie den Wagen vom Parkplatz. Das Röhren des kaputten Auspuffs weckte ihre Sehnsucht nach dem Nissan Ultima mit Hybridmotor, den sie hatte weggeben müssen, als ihr Vater die Zahlungen einstellte. Sie hatte nur die Kleider, die sie am Leib trug, und den Inhalt ihrer Geldbörse. Der Gedanke, ihren Koffer zurückzulassen, machte sie verrückt, aber da sie dem Wynette Country Inn für drei Nächte mehr als vierhundert Dollar schuldete, konnte sie nicht viel dagegen tun. Sobald sie einen Job gefunden hatte, würde sie das Geld mit Zinsen zurückzahlen. Wie dieser Job aussehen sollte, war ihr schleierhaft. Eine Zeitarbeit, die, hoffentlich, gut bezahlt wurde, bis sie überlegt hatte, was sie als Nächstes machen würde.
Eine Frau, die ihr Kind im Sportwagen schob, blieb stehen, um den braunen Buick anzustarren, der eine Wolke öligen Rauchs ausstieß. Dies machte in Kombination mit dem röhrenden Auspuff die Rostlaube kaum zu einem idealen Fluchtauto, und sie versuchte auf ihrem Sitz noch tiefer zu rutschen. Auf ihrem Weg in die Außenbezirke der Stadt kam sie am aus Kalkstein gebauten Gerichtsgebäude und der abgezäunten Stadtbibliothek vorbei. Endlich entdeckte sie das Schild, das die Stadtgrenze markierte.
SIE VERLASSEN
WYNETTE, TEXAS
Theodore Beaudine, Bürgermeister
Seit ihrer schrecklichen Begegnung auf dem Kirchenparkplatz hatte sie Ted nicht mehr gesehen, und jetzt musste sie ihm auch nicht mehr begegnen. Und sie hätte wetten mögen, dass die Frauen im ganzen Land schon Schlange standen, um Lucys Platz einzunehmen.
Hinter ihr heulte eine Sirene. Ihre Augen schossen zum Rückspiegel, und sie sah das blinkende Rotlicht eines Polizeiwagens. Ihre Finger klammerten sich ans Lenkrad. Sie lenkte den Wagen auf den Seitenstreifen und betete, dass ihr lauter Auspuff schuld war, wobei sie sich gleichzeitig dafür verfluchte, dass sie ihn vor ihrer Abreise von Los Angeles
Weitere Kostenlose Bücher