Der Schoenste Fehler Meines Lebens
während die andere Hand sich in ihre Locken grub. Es gab keinen Zweifel. Sie bekam gerade einen der besten Küsse ihres Lebens. Nicht zu hart. Nicht zu weich. Langsam und perfekt. Aber natürlich war er perfekt. Schließlich kam er von Ted Beaudine, und was er ablieferte, war tadellos.
Sie erinnerte sich nicht daran, ihre Arme um seine Schultern gelegt zu haben, aber da lagen sie, und sie war von seiner forschenden Zunge derart verzaubert, dass sie vor Wonne dahinschmolz
Er löste sich als Erster. Ihre Lider flatterten, und als sie aufblickte, erkannte sie das Entsetzen in seinen Augen, und sie war sich sicher, dass er auch ihr ansah, wie erschrocken sie war. Etwas war passiert. Etwas Unerwartetes. Und keiner von beiden war glücklich darüber. Langsam ließ er sie los.
Sie hörte ein Geräusch. Er richtete sich auf. Der Verstand setzte wieder ein. Sie strich sich eine Haarsträhne hinters Ohr und drehte sich herum. In der Verandatür stand Sunny Skipjack und hielt sich die Hand an den Hals. Ihre übliche Selbstsicherheit war ins Wanken geraten. Meg hatte keine Ahnung, ob es für Ted genauso impulsiv wie für sie zu diesem Kuss gekommen war oder ob er die ganze Zeit gewusst hatte, dass Sunny dort stand und deshalb rücksichtslos den Kuss initiiert hatte, um ihr den Schneid abzukaufen. Ob so oder so, er bedauerte es, und das war so eindeutig wie das Zittern ihrer Knie. Er war müde, endlich einmal wehrlos, und er wusste, dass er es gerade königlich vergeigt hatte.
Sunny war um Fassung bemüht. »Einer der merkwürdigen Momente des Lebens«, sagte sie.
Sollte Sunny deswegen Reißaus nehmen, würden die Leute von Wynette ganz bestimmt Meg dafür verantwortlich machen, und sie hatte auch so schon genug Probleme. Sie schaute Ted fest in die Augen und spielte die reumütige Verführerin. »Es tut mir so leid, Ted. Ich weiß, ich darf mich dir nicht derart an den Hals werfen. Und ich kann verstehen, wie unangenehm dir das ist. Aber du bist einfach so … so … verdammt unwiderstehlich.«
Er hob fragend die Augenbrauen.
Sie sah Sunny an, von Freundin zu Freundin. »Zu viel Wein. Ich schwöre, es wird nicht mehr vorkommen.« Und fügte dann, weil sie auch nur ein Mensch war, hinzu: »Er ist jetzt so verletzlich. So süß und hilflos wegen der Katastrophe mit Lucy. Das habe ich ausgenutzt.«
»Ich bin weder verletzlich noch hilflos«, erwiderte er pikiert.
Sie drückte ihren Zeigefinger auf seine Lippen. »Eine offene Wunde.« Und mit der Würde der tapferen Frau, die an unerwiderter Liebe leidet, zwängte sie sich an Sunny vorbei nach draußen, wo sie ihre Tasche nahm, um zu ihrem vorübergehenden Zuhause aufzubrechen.
Kaum hatte sie ihr Gesicht gewaschen und sich ihr HAPPY-PRINTING-COMPANY-T-Shirt übergestreift, da hörte sie draußen einen Wagen vorfahren. Natürlich hätte es auch ein texanischer Serienmörder sein können, aber sie wettete, dass es Sunny Skipjack war. Sie ließ sich Zeit damit, ihr Modigliani-Kleid im alten Schrank für die Chorgewänder aufzuhängen, und betrat dann durch die Tür neben dem Altar das Hauptschiff der Kirche.
Was Sunny betraf, hatte sie sich getäuscht.
»Du hast dein Partygeschenk vergessen«, sagte Ted.
Die berauschende Hitze, die sie überkam, als sie ihn hinten im Altarraum stehen und einen Paddleballschläger aus Holz mit einer aufgedruckten amerikanischen Flagge hochhalten sah, gefiel ihr gar nicht. »Shelby hatte auch einen Korb voller Jo-Jos, aber ich dachte, dir gefällt der hier besser. Oder vielleicht habe ich mir auch nur vorgestellt, dass du den brauchen könntest.« Dabei knallte er den Schläger kräftig gegen seine Hand.
Das HAPPY-PRINTING-COMPANY-T-Shirt reichte zwar über ihre Hüften, doch darunter trug sie nur einen elfenbeinfarbenen Tangaslip. Sie brauchte unbedingt mehr Klamotten, wie etwa eine Kettenrüstung und einen Keuschheitsgürtel. Er schlug ein paar Mal mit dem Schläger gegen den Gummiball und kam dabei auf sie zugeschlendert, ohne den Blick von ihr abzuwenden. »Ich danke dir, dass du mir vor Sunny aus der Patsche geholfen hast, aber ohne Kommentar wäre es mir lieber gewesen.«
Sie musterte den Schläger und dann ihn. »Das hast du selbst zu verantworten. Du hättest mich nicht küssen sollen.«
Er runzelte die Stirn. »Wovon sprichst du eigentlich? Du bist doch diejenige, die mich geküsst hat?«, gab er in gespielter Empörung von sich.
»Ich doch nicht. Du bist plötzlich über mich hergefallen.«
»In deinen Träumen vielleicht.«
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