Der Schoenste Fehler Meines Lebens
peinlich es mir ist, das zuzugeben, denn eine großartige Karriere verspricht er nicht, doch ich bin gut darin.«
»Interessant, aber wie gesagt, ich bin beschäftigt.«
Meg weigerte sich, klein beizugeben. »Folgendes. Ich möchte meinen Job zurück. Im Gegenzug werde ich Sie bei Ihrem Sohn nicht verpfeifen.«
Francesca zeigte die ersten Anzeichen von Vorsicht. Nach einer kurzen Pause trat sie gerade so weit zur Seite, dass Meg eintreten konnte. »Sie wollen verhandeln? Also gut, dann lassen Sie uns das tun.«
Familienfotos standen überall im Büro herum. Eins der auffälligsten zeigte einen jüngeren Dallie Beaudine, der einen Turniersieg feierte, indem er Francesca vom Boden hochhob. Sie hing über ihm, eine Haarlocke fiel ihr ins Gesicht, ein silberner Ohrring streifte ihre Wange, sie hatte nackte Füße, und eine sehr weibliche rote Sandale balancierte auf seinem Golfschuh. Es gab auch Fotos von Francesca mit Dallies erster Frau, der Schauspielerin Holly Grace Jaffe. Aber die meisten Fotos zeigten einen jungen Ted. Ein schlaksiger, unauffälliger Junge mit riesiger Brille, die Hose beinah bis unter die Achseln hochgezogen, posierte mit ernsthaftem und gelehrtem Gesichtsausdruck mit Modellraketen, Gegenständen von der Wissenschaftsmesse und seinem Vater.
»Lucy liebte diese Fotos.« Francesca setzte sich hinter ihren Schreibtisch.
»Kann ich mir gut vorstellen.« Meg entschied sich für eine Schockbehandlung. »Ich habe mir von ihr die Erlaubnis eingeholt, bevor ich mit Ihrem Sohn schlief. Und ihren Segen. Sie ist meine beste Freundin. Ich hätte niemals etwas hinter ihrem Rücken unternommen.«
Damit hatte Francesca nicht gerechnet. Einen Moment lang schien ihr Gesicht zusammenzufallen, doch dann reckte sie ihr Kinn vor.
Meg machte weiter. »Ich werde Ihnen weitere Details über das Sexleben Ihres Sohnes ersparen, aber ich versichere Ihnen, dass er bei mir sicher ist. Ich hege keinerlei Illusionen hinsichtlich Ehe, Babys oder einem dauerhaften Wohnsitz in Wynette.«
Francesca verzog das Gesicht und zeigte sich nicht so erleichtert, wie sie das nach diesem Geständnis hätte sein sollen. »Natürlich nicht. Sie sind ein Mensch, der im Augenblick lebt, nicht wahr?«
»In gewisser Weise, ja. Ich weiß nicht. Nicht mehr so stark wie früher.«
»Ted hat genug durchgemacht. Es muss nicht sein, dass Sie jetzt auch noch sein Leben durcheinanderbringen.«
»Mir ist aufgefallen, dass es in dieser Stadt eine Menge Leute gibt, die offenbar sehr genau zu wissen scheinen, was Ted braucht oder nicht.«
»Ich bin seine Mutter. Ich habe eine klare Haltung zu diesem Thema.«
Abgesehen davon, dass es bis jetzt auch nicht gerade glattgegangen war, kam jetzt der kniffelige Teil. »Vermutlich sieht jemand von außerhalb, jemand ohne vorgefasste Meinungen, eine Person ein wenig anders als jene, die ihn schon lange kennen.« Meg nahm das Foto eines noch sehr jungen Ted mit der Freiheitsstatue im Hintergrund in die Hand. »Ted ist brillant«, fuhr sie fort. »Alle wissen das. Und er ist schlau. Auch das wissen viele. Er hat ein übertriebenes Verantwortungsgefühl. Dagegen kann er nicht an. Aber es gibt etwas, was die meisten Menschen, insbesondere die Frauen, die sich in ihn verlieben, nicht zu bemerken scheinen. Ted intellektualisiert das, was die meisten Menschen emotional verarbeiten.«
»Ich habe keine Ahnung, wovon Sie sprechen.«
Sie stellte das Foto an seinen Platz zurück. »Er lässt sich nicht zu romantischen Beziehungen hinreißen, wie das andere Leute tun. Er wägt in einer Art Bestandsaufnahme das Für und Wider gegeneinander ab und handelt dann dementsprechend. Genau das ist bei Lucy passiert. In seiner Bestandsaufnahme passen sie zueinander.«
Zorn ließ Francesca aus ihrem Stuhl hochfahren. »Wollen Sie damit sagen, Ted habe Lucy nicht geliebt? Dass er keine tiefen Gefühle für jemanden entwickeln könne?«
»Er empfindet sehr viele Dinge sehr tief. Ungerechtigkeit. Loyalität. Verantwortung. Ihr Sohn gehört zu den klügsten und moralisch aufrechtesten Menschen, die mir je begegnet sind. Aber in Gefühlsbeziehungen reagiert er absolut pragmatisch.« Je länger sie redete, umso deprimierter wurde sie. »Und das erkennen die Frauen nicht. Sie würden ihm gern den Boden unter den Füßen wegziehen, doch er lässt sich nicht mitreißen. Lucys Entscheidung hat Sie mehr traumatisiert als ihn.«
Francesca schoss hinter dem Schreibtisch hervor. »Das würden Sie gern glauben. Aber da irren Sie sich
Weitere Kostenlose Bücher