Der Schoenste Fehler Meines Lebens
unter die Dusche, warf dabei aber immer wieder einen nervösen Blick auf die offene Tür. Sie hasste es, erschreckt zu werden. Hasste es umso mehr, als Ted ohne Vorwarnung in der offenen Tür lehnte, und sie schrie.
»Himmel!«, sagte er. »Was ist denn mit dir los?«
»Schleich dich nicht so an!«
»Ich habe geklopft.«
»Wie sollte ich das hören?« Wütend drehte sie den Hahn zu.
»Seit wann bist du so schreckhaft?«
»Du hast mich überrascht.« Sie konnte es ihm nicht sagen. Das war ihr sofort klar gewesen. In seiner Position als zertifizierter Superheld würde er niemals zulassen, dass sie noch länger hier wohnen blieb. Aber sie konnte es sich nicht leisten, woanders zu wohnen, und ihn die Miete bezahlen zu lassen kam für sie schon gar nicht infrage. Außerdem liebte sie ihre Kirche. Vielleicht nicht in diesem Moment, doch das gab sich bestimmt wieder, sobald sie sich von ihrem Schrecken erholte hatte.
Er zog ein Handtuch von der neuen Viceroy-Handtuchstange der Edinburgh-Linie, die sie vor Kurzem angebracht hatte. Aber anstatt es ihr zu reichen, drapierte er es sich über der Schulter.
Sie streckte ihre Hand danach aus, hatte dabei allerdings eine ziemlich gute Vorstellung von dem, was jetzt käme. »Gib es mir.«
»Hol es dir doch.«
Sie war nicht in der Stimmung dazu. Und war es dann doch, weil Ted vor ihr stand, vertrauenswürdig und sexy und klüger als jeder Mann, den sie je gekannt hatte. Welche bessere Möglichkeit gab es, ihre verbliebene Schreckhaftigkeit zu vertreiben, als sich im Liebesspiel zu verlieren, das von ihr so wenig Einsatz forderte?
Sie trat aus der Dusche und presste ihren feuchten Körper an seinen. »Tu dein Bestes, Lover Boy.«
Er grinste und tat genau das, worum sie gebeten hatte. Besser als das. Jedes Mal gab er sich noch mehr Mühe und zog seine eigene Befriedigung noch länger hinaus. Als sie fertig waren, wickelte sie sich in einen Sarong ein, zu dem sie eine der Stoffbahnen umfunktionierte, die sie auf dem Probeessen getragen hatte, und holte dann für beide ein Bier aus der Zwölferpackung, die sie in ihrem Kühlschrank aufbewahrte. Er hatte bereits seine Shorts wieder angezogen und zog ein gefaltetes Blatt Papier aus seiner Tasche.
»Das kam heute mit der Post.« Er setzte sich auf die Couch, streckte einen Arm auf der Lehne aus und legte die übereinandergeschlagenen Beine auf die Holzkiste, die sie in einen Kaffeetisch verwandelt hatte.
Sie nahm das Blatt entgegen und las den Briefkopf. Texanische Gesundheitsbehörde. Normalerweise ließ er sie an den banaleren Aspekten seines Jobs als Bürgermeister nicht teilhaben, und so setzte sie sich auf die Lehne eines Korbsessels, dessen Polster einen verblassten Tropendruck zeigten, um zu lesen. Nach wenigen Sekunden schon sprang sie auf, musste aber feststellen, dass ihre Knie zu weich waren, um ihr Gewicht zu halten. Sie sank auf die Polster zurück und las den relevanten Paragrafen noch einmal.
Nach texanischem Recht muss jede Person, die positiv auf eine sexuelle übertragbare Krankheit getestet wurde, wozu unter anderem Chlamydien, Gonorhö, HPV-Infektionen und AIDS gehören, eine Liste der letzten Sexualpartner vorlegen. Hiermit teilen wir Ihnen mit, dass Meg Koranda Sie als einen dieser Partner angegeben hat. Wir raten Ihnen dringend, sofort Ihren Arzt aufzusuchen. Außerdem raten wir Ihnen dringend, jeglichen sexuellen Kontakt mit der oben erwähnten infizierten Person zu unterbinden.
Meg schaute zu ihm hoch. Ihr war übel. »Infizierten Person?«
»Gonorrhö ist falsch geschrieben«, erwiderte er. »Und der Briefkopf ist gefälscht.«
Sie zerknüllte das Blatt in ihrer Faust. »Warum hast du mir das nicht sofort gezeigt, als du herkamst?«
»Ich hatte Angst, du würdest mich dann nicht ranlassen.«
»Ted …«
Er betrachtete sie ungerührt. »Hast du eine Ahnung, wer dahinterstecken könnte?«
Sie musste an die Nachricht auf ihrem Badezimmerspiegel denken. »Irgendeine der zig Frauen, die dich begehren.«
Darauf ging er nicht ein. »Der Brief wurde in Austin abgestempelt, aber das heißt nicht viel.«
Jetzt war der Moment gekommen, ihm zu erzählen, dass seine Mutter versucht hatte, sie zu feuern, doch Meg konnte sich nicht vorstellen, dass Francesca Beaudine etwas derart Gemeines tun würde, wie einen solchen Brief zu schicken. Außerdem hätte Francesca ihn mit Sicherheit auf Rechtschreibfehler überprüft. Und sie bezweifelte auch, dass Sunny ein derartiger Fehler unterlaufen würde, es sei
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