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Der Schoepfer

Der Schoepfer

Titel: Der Schoepfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Koontz
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umgestürzte Bäume, tote Bäume und lebende Bäume, zu viele Sträucher und zu viel Moos und Grünzeug im Großen und Ganzen, zu viele Steinbrocken. Zu viele Wege, die man einschlagen konnte, und all das zog sich ewig hin, Wald und noch mehr Wald ohne Ende. Aus der Ferne waren Wälder hübsch. Aus der Nähe machten sie Nummy Angst.
    Im Memorial Park in der Stadt standen viele Bäume, aber es waren nicht zu viele. Wenn er auf den gepflasterten Wegen blieb, gab es nicht zu viele Richtungen, die man einschlagen konnte, und er kam immer auf der einen oder anderen Straße heraus, die er kannte.
    Sein kleines Häuschen, in dem er aufgewachsen war und jetzt allein lebte, das hatte keine Zimmer, die zu groß waren. Der kleinste Raum war die Küche, wo er den größten Teil seiner Zeit verbrachte.
    Die Gefängniszelle war kleiner als seine Küche, und es befanden sich weniger Dinge darin. Kein Kühlschrank. Kein Herd. Kein Tisch und keine Stühle. Die Zelle war ein ruhiger Ort, richtig gemütlich.
    Das Einzige, was er an der Zelle auszusetzen hatte, war Mr Lyss. Es fing schon damit an, dass Mr Lyss müffelte.
    Großmama, die Nummy großgezogen hatte, hatte immer gesagt, am besten käme er zurecht, wenn er so täte, als bemerkte er die Fehler anderer Leute nicht. Die Leute konnten es nicht leiden, wenn man über ihre Fehler sprach, und schon gar nicht, wenn man ein dummer Mensch war.
    Nummy war dumm. Er wusste, dass er dumm war, weil es ihm schon so viele Menschen gesagt hatten und weil die maßgeblichen Stellen schon vor langer Zeit behauptet hatten, es sei zwecklos, ihn in die Schule zu schicken.
    Manchmal wünschte er, er wäre nicht so dumm, aber die meiste Zeit war er es zufrieden, zu sein, wie er war. Großmama hatte gesagt, er sei nicht dumm, er sei vom Glück verwöhnt. Sie hatte gesagt, wenn man zu viel nachdachte, führte das dazu, dass man sich zu viele Sorgen machte. Sie hatte auch gesagt, wenn jemand zu viel nachdachte, könnte derjenige vor Stolz anschwellen, und Stolz sei viel schlimmer als Dummheit.
    Über die maßgeblichen Stellen hatte Großmama gesagt, dort säßen nur Ignoranten, und Ignoranz sei ebenfalls schlimmer als Dummheit. Ein dummer Mensch konnte manche Dinge nicht lernen, ganz gleich, wie sehr er sich bemühte. Ein ignoranter Mensch war klug genug, aber zu faul oder zu niederträchtig, um etwas zu lernen, oder zu selbstzufrieden. Wirklich dumm ist man von Natur aus, und daran lässt sich nichts ändern. Es ist dasselbe, als sei man groß oder klein oder schön. Ignoranz ist eine Entscheidung. Großmama hatte gesagt, in der Hölle gäbe es nur sehr wenige wirklich dumme Menschen, aber so viele Ignoranten, dass man sie gar nicht alle zählen könnte.
    Nummy tat so, als bemerkte er nicht, wie schlimm Mr Lyss stank, aber er merkte es durchaus.
    Ein weiteres Problem mit Mr Lyss war dessen Reizbarkeit.
    In ihren letzten Jahren hatte sich Großmama viel Zeit genommen, um dafür zu sorgen, dass Nummy wusste, von welcher Sorte Mensch er sich fernhalten sollte, wenn sie nicht mehr da war und ihm nicht mehr helfen konnte, Entscheidungen zu treffen.
    Böse Menschen beispielsweise waren diejenigen, die wollten, dass er Dinge tat, von denen er in seinem Herzen wusste, dass sie falsch waren. Wir alle, ob wir nun klug sind oder nicht, können in unserem Herzen zwischen richtig und falsch unterscheiden, hatte Großmama gesagt. Wenn jemand Nummy dazu überreden wollte, etwas zu tun, wovon er in seinem Herzen wusste, dass es falsch war, dann konnte diese Person ignorant sein oder auch nicht, aber fest stand, dass sie böse war.
    Reizbare Menschen konnten böse sein oder auch nicht, aber meistens waren auch sie unangenehme Zeitgenossen, vor denen man sich hüten sollte. Reizbare Menschen hatten ihre Gefühle nicht unter Kontrolle. Vielleicht war es nicht von vornherein ihre Absicht, Nummy zu bösen Taten anzustiften oder ihn in große Schwierigkeiten dieser oder jener Art zu bringen, aber sie würden es trotzdem tun, wenn er sich nicht vorsah.
    Mr Lyss war einer der reizbarsten Menschen, denen Nummy jemals begegnet war. Als Polizeichef Jarmillo und Sergeant Rapp fortgingen und die Treppe am Ende des Gangs hochstiegen, setzte sich Nummy auf die untere Pritsche, doch Mr Lyss rief ihnen hinterher, er wolle einen Anwalt, und zwar sofort . Mit beiden Händen rüttelte er an der Zellentür und machte viel Radau. Er stampfte mit den Füßen auf. Er spie Wörter aus, die Nummy noch nie gehört hatte, doch in seinem Herzen

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