Der Schoepfer
ihm hockte.
» Mein Fuß, mein Fuß «, schrie Chang, und Carson sagte eindringlich: »Michael, stehen meine Haare in Flammen?«, und Michael sagte: »Nein, seine Waffe liegt auf dem Deck, finde sie !«
Carson fand die Waffe – »Ich hab sie!« – , und Michael sagte, er müsste sich übergeben, was er in seinen Jahren als Bulle nie getan hatte, und daher kniete sich Carson neben Chang und hielt ihm ihre Pistole an den Kopf, was ihr großes Vergnügen bereitete. Chang schrie immer noch wegen seines verwundeten Fußes, und Michael beugte sich über die Reling und erbrach sich in die Bucht. In der Ferne begann eine Sirene zu schrillen, und als Michael seinen Mageninhalt von sich gegeben hatte, gab er bekannt, er habe von der Mole aus den Polizeinotruf gewählt, und dann fragte er Carson, ob sie sich auch übergeben müsste, und sie sagte Nein, das sei nicht nötig, doch sie irrte sich und erbrach auf Chang.
10.
Mr Lyss deutete mit einem Finger auf Nummy. Seine Finger waren lang. Sie bestanden aus mehr Knochen als Fleisch. Die Nägel hatten die Farbe von Hühnerfett.
Mit zusammengekniffenen Augen sah Mr Lyss an seinem Arm entlang bis zu seiner Fingerspitze und direkt in Nummys Augen und sagte: »Du sitzt auf meiner Pritsche.«
»Ich dachte, das müsste meine Pritsche sein.«
»Dann hast du dich geirrt. Die obere ist deine.«
»Tut mir leid, Sir«, sagte Nummy und stand auf.
Sie standen einander gegenüber.
Mr Lyss’ Augen waren wie die Gasflammen des Küchenherds. Nicht nur blau, denn viele hübsche Dinge waren blau, sondern blau und glühend und gefährlich.
»Wofür haben sie dich eingebuchtet?«, fragte Mr Lyss.
»Nur für kurze Zeit.«
»Schwachkopf. Ich meine, was hast du angestellt, um hier zu landen?«
»Mrs Trudy LaPierre hat einen Mann angeheuert, damit er in ihr Haus einbricht und ihre Wertsachen stiehlt.«
»Sie hat ihren eigenen Einbrecher angeheuert?« Mr Lyss kaute mit seinen Zähnen aus ausgebrannter Holzkohle auf seinen blassen Lippen herum, von denen sich die Haut abschälte. »Dann geht es also um einen Versicherungsbeschiss, was?«
»Einen Versicherungs-was?«
»So dumm bist du nicht, Junge, und die Geschworenen werden es wissen. Du wusstest, warum sie dich angeheuert hat.«
Mr Lyss’ Atem roch nach Tomaten, wenn man vergaß, sie zu pflücken, weil man keine Tomaten mochte, und sie dann an den Stauden verfaulten.
Nummy rückte von Mr Lyss ab und stellte sich neben die Zellentür. »Nein, mich hat sie doch nicht angeheuert. Mr Bob Pine, der war es, den sie angeheuert hat. Sie wollte, dass Mr Bob Pine ihre Wertsachen stiehlt und dann den armen Fred totschlägt.«
»Wer ist Fred?«
»Der arme Fred. Großmama hat ihn immer den armen Fred genannt. Er ist der Ehemann von Mrs Trudy LaPierre.«
»Warum ist er der arme Fred?«
»Er hatte schon vor Jahren einen Schlaganfall. Der arme Fred kann nicht mehr sprechen und braucht eine Gehhilfe. Sie wohnen bei mir nebenan.«
»Dann wollte diese Trudy also, dass er getötet wird und es so aussieht, als sei es während eines Einbruchs dazu gekommen.«
»Mr Bob Pine wollte gestohlene Sachen in mein Haus schaffen, damit ich ins Gefängnis komme.«
Mr Lyss rückte ihm wieder auf die Pelle, die Augen zu schmalen Schlitzen zusammengekniffen, den Kopf nach vorn gestreckt, wie einer dieser Vögel, die auf der Schnellstraße tote Tiere fraßen. »Ist das deine Geschichte, Junge?«
»Es ist das, was beinah passiert wäre, Sir. Aber Mr Bob Pine, der hat im letzten Moment eine Erkältung in den Füßen bekommen.«
»In den Füßen?«
»Eine so schlimme Erkältung, dass er sich nicht gut genug gefühlt hat, um zu stehlen und zu töten. Also ist er zu Polizeichef Jarmillo gegangen und hat ihm alles erzählt, wofür ihn Mrs Trudy LaPierre angeheuert hat.«
»Wann war das?«
»Gestern.«
»Warum bist du dann hier?«
»Mrs Trudy LaPierre, die ist gefährlich. Der Polizeichef sagt, ihre Geschichte zeigt, wie gefährlich sie ist, und sie ist wahnsinnig wütend auf mich.«
»Sie ist nicht verhaftet worden?«
»Keiner kann sie finden.«
»Warum sollte sie sauer auf dich sein?«
»Das ist eine blöde Geschichte«, sagte Nummy. »Mr Bob Pine war bei mir zu Hause, bevor er mit dem Stehlen und Töten angefangen hat. Er wollte mich kremieren.«
Ohne ersichtlichen Grund wurde Mr Lyss wütend und fuchtelte mit seiner knochigen alten Faust vor Nummys Gesicht herum. Die Knöchel seiner Finger waren schmutzig. »Verdammt noch mal, Junge, mach deine Dummheit
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