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Der Schoepfer

Der Schoepfer

Titel: Der Schoepfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Koontz
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glanzlos wie die Wolken vor dem Fenster.
    39.
    Frost saß auf einer der Bänke im Memorial Park, als wollte er die wild lebenden Tauben beobachten – von den Einheimischen wurden sie Felsentauben genannt – , die Samen aus den Gräsern pickten, die bereits welkten und allmählich den goldgrauen Farbton annahmen, mit dem sie den Winter begrüßten.
    Die Vögel trippelten umher und ruckten mit den Köpfen. Die meisten waren dunkelgrau, einige hatten eine Zeichnung, andere waren scheckig.
    Frost hatte zu seinem Erstaunen erfahren, dass nur manche Tauben in den Süden zogen, die meisten jedoch das ganze Jahr über hierblieben. Er hatte geglaubt, in Montana müsse der Winter für alles außer Eulen, Adlern, Truthähnen, Fasanen und Moorhühnern zu streng sein.
    Er war jetzt seit drei Tagen in Rainbow Falls und Umgebung und fand die Nächte im frühen Oktober bereits schneidend kalt.
    Die digitale Anzeige an der First National Bank gab abwechselnd die Uhrzeit und die Temperatur an, und dort ließ sich ablesen, sie hätten dreizehn Grad, doch Frost kam der Tag kälter vor. Er trug Thermostiefel, Jeans und eine Skijacke, aber er wünschte, er hätte obendrein noch eine lange Unterhose und ein langärmeliges Unterhemd angezogen. Hätte man ihn vor die Wahl zwischen einer kärglichen Rente in einer Bretterbude in einer warmen Wüste und einer üppigen Altersversorgung gestellt, die ihn zwang, in einem Land, in dem es schneite, in einem Palast zu leben, hätte er trotz seines Namens die ärmliche Hütte gewählt, ohne es jemals zu bereuen, und sich mit Reis, Bohnen und Sonnenschein begnügt.
    Mit seinen fünfunddreißig Jahren bezweifelte er, dass er das Rentenalter je erleben würde. Fast hatte er sogar den Eindruck, er könnte froh sein, wenn er auch nur die nächsten Tage überlebte.
    Das Alter übte auf ihn ohnehin ebenso wenig Reiz aus wie das Leben in einem Eisschloss. So, wie es jetzt schon um dieses Land bestellt war, würden die goldenen Jahre für die meisten Leute eisenharte Jahre voller Rost sein.
    Frost hatte fast fünf Minuten lang Interesse an den Tauben geheuchelt, als Dagget auf dem gewundenen Fußweg auftauchte. Er aß ein Eis am Stiel.
    Zwischen den beiden gab es mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede, und eines, was sie miteinander gemeinsam hatten, war die Freude daran, sich gegenseitig zu nerven. Dagget fühlte sich in Montana genauso wohl wie in Key West und strich diese Tatsache bewusst heraus, indem er in Hemdsärmeln durch den Park schlenderte.
    Nicht weit von Frosts Bank stand ein Abfalleimer, neben dem Dagget stehen blieb, als wollte er den Stiel und die Papierserviette wegwerfen, nachdem er sein Eis, an dem kaum noch etwas dran war, aufgegessen hatte.
    Da niemand in der Nähe war, fragte Dagget: »Ist es dir warm genug?«
    »Ich glaube, es wird wärmer«, sagte Frost.
    »Ich auch. Hast du heute Morgen schon Zeit gehabt, den Polizeifunk abzuhören?«
    »Da ist mehr los als sonst«, sagte Frost. Das bezog sich auf die kürzlich erfolgten hektischen Aktivitäten auf der abgehörten Frequenz.
    »Ja. Sehr forsch, kein Geplänkel. Und was ist das für ein Code, den sie benutzen?«
    »Ich weiß es nicht. Ich habe versucht, mit meinem Laptop dahinterzukommen. Der wird sich nicht so leicht knacken lassen.«
    »Dann hat der Informant diesmal also etwas Wahres ausgeplaudert.«
    Bedauerlicherweise hatte die Information, die zu dieser Ermittlung geführt hatte, keinen Hinweis darauf enthalten, was über Rainbow Falls hereinbrechen würde, nur, dass es etwas Wichtiges sein musste.
    Frost sagte: »Polizeichef Jarmillo war ständig unterwegs. Im Krankenhaus. In der Grundschule. In der Highschool. In diesem Country&Western-Schuppen am Stadtrand. Nichts davon lässt sich leicht mit seiner Polizeiarbeit in Verbindung bringen.«
    Sie hatten einen Transponder an Jarmillos Funkstreifenwagen angebracht, der laufend seine Daten an einen Antidiebstahlservice auf einem kommerziellen Satelliten sandte, von dem Frost in regelmäßigen Abständen Informationen über die Route des Polizeichefs abrief – und das, indem er sich in das Programm einhackte.
    Ein Mann in mittleren Jahren kam auf einem Skateboard über den Gehweg im Park. Sein Bart war ungepflegt, sein Pferdeschwanz mit einer blauen Schnur zusammengebunden. Er trug eine Khakihose, zwei Flannellhemden übereinander und eine Pudelmütze mit Bommel. Er sauste vorbei, ohne einen von den beiden anzusehen.
    »War das nichts weiter als ein Versager?«, fragte

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