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Der Schoepfer

Der Schoepfer

Titel: Der Schoepfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Koontz
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dreistöckigen Gebäude.
    Wie viele Häuser in der Stadt war auch dieses weit mehr als ein Jahrhundert alt und hatte ein flaches Dach mit Brüstung, das an Hotels und Saloons in Western erinnerte, auf denen sich Bösewichte mit Flinten hinter Brüstungen versteckt hielten, um von oben auf den Sheriff zu schießen, wenn er versuchte, von einem Punkt, an dem er Deckung hatte, zum nächsten zu laufen. Solche Gebäude waren normalerweise aus Holz gebaut, doch dieses hier war ein Backsteinhaus, ein Zugeständnis an die strengen Winter.
    Als Carson und Michael den Empfangsbereich betraten, wirkten die Wandverkleidung aus gebeiztem Eichenholz mit Nut- und Federverbindungen, die dekorative metallene Deckenverkleidung und die antiken Messinglampen – einst Gaslampen, aber längst auf den Betrieb mit Strom umgestellt – wie eine Kulisse auf sie.
    Die Empfangsdame, eine Blondine in den Vierzigern, trug Cowboystiefel, einen Jeansrock, eine gestärkte weiße Bluse und die typische Cowboykrawatte – ein geflochtenes Lederband, das von einer Spange mit Türkisen zusammengehalten wurde. Das Namensschild auf ihrem Schreibtisch wies sie als KATIE aus. Als Carson und Michael sich kühn als Privatdetektive aus Kalifornien vorstellten, die wegen eines ihrer Fälle hier waren, und fragten, ob der Chefredakteur oder der Herausgeber sie vielleicht empfangen könnte, sagte Katie: »Ich habe den Verdacht, sie werden Sie beide empfangen können, da beide eine und dieselbe Person sind.«
    Der Mann, der kam, um sie zu begrüßen, war groß und attraktiv und sah eher nach einem Marshal aus als nach einem Zeitungsverleger, und er war so gewinnend wie Jimmy Stewart in einer seiner hinterwäldlerisch-naiven Rollen. Er hieß Addison Hawk, und nachdem er sich ihre Privatdetektiv-Lizenzen hatte zeigen lassen, sagte er, während er sie zu seinem Büro führte: »Als wir das letzte Mal einen Privatdetektiv hier zu Besuch hatten – tatsächlich war es, soweit ich weiß, das einzige Mal – , ist ihm nicht einmal, sondern gleich zweimal in den Hintern geschossen worden.«
    Michael sagte: »Das ist genau das, was wir um so ziemlich jeden Preis vermeiden wollen.«
    Hawk setzte sich hinter seinen papierübersäten Schreibtisch, und sie nahmen die beiden Stühle, die davorstanden.
    »Was ist das für ein Fall, der Sie hierherführt?«, fragte der Herausgeber.
    »Selbst wenn Sie kein Zeitungsmensch wären«, sagte Carson, »stünde es uns nicht frei, Ihnen das zu sagen. Ich kann Ihnen nur sagen, dass es um eine Grundstücksangelegenheit und eine damit verbundene Erbschaft geht.«
    »Jemand hier in der Gegend könnte reich werden – ist es das?«
    »Vielleicht«, sagte Carson.
    »Das klingt dermaßen fingiert«, sagte Hawk, »dass ich fast glauben muss, es könnte wahr sein.«
    »Wir vermuten, jemand, der in einer Kleinstadt eine Zeitung herausgibt und verlegt, kennt so ziemlich jeden in seinem Einzugsgebiet.«
    »Ich bin mehr oder weniger verheiratet mit dieser Stadt, und es ist mir nicht peinlich zu sagen, ich bin derartig in sie und ihre Geschichte vernarrt, dass es mir jeden Tag so vorkommt, als sei der erste Morgen meiner Flitterwochen angebrochen. Einige Leute kenne ich nicht, aber das liegt nur daran, dass sie von sich aus nichts mit mir zu tun haben wollen.«
    Aus einem stabilen braunen Umschlag zog Carson eine Fotografie von Victor aus seinen Zeiten in New Orleans, die sie aus San Francisco mitgebracht hatte. Sie schob sie über den Schreibtisch und sagte: »Haben Sie diesen Mann in Rainbow Falls gesehen? Er müsste irgendwann im Lauf der letzten zwei Jahre hierhergekommen sein.«
    Hawk reagierte nicht gleich, sondern ließ sich Zeit, um das Foto eingehend zu betrachten, aber schließlich sagte er: »Ich habe das Gefühl, ich könnte ihn ein- oder zweimal gesehen haben, aber ich könnte nicht sagen, wo oder wann. Wie heißt er?«
    »Wir wissen nicht, unter welchem Namen er jetzt lebt«, sagte Michael, »und wenn wir Ihnen seinen richtigen Namen nennen würden, dann wäre das eine Missachtung der Privatsphäre unseres Klienten.«
    »Sie legen wahrhaft bewundernswerte Diskretion an den Tag«, sagte Hawk mit einem leicht ironischen Lächeln.
    »Wir versuchen es«, sagte Michael.
    Als Hawk das Foto zurückgab, legte Carson ihm einen Computerausdruck von einer Landstraße hin, den Erika ihnen gegeben hatte. Darauf hatte sie in Rot die Straße eingezeichnet, von der Victor in seinem Mercedes GL 550 spurlos verschwunden war. »Diese Schleife von

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