Der schottische Seelengefährte (German Edition)
Cousin Hamish auszutauschen, sollte ich diese Hexengeschichte befürworten. Und genau als das würden sie es bezeichnen, wenn sie davon erführen. Marys weiteres Schicksal brauche ich Euch ja wohl nicht zu erläutern.“
„Ihr seid hier der einzige Zweifler“ kam die erstaunlich direkte und unverblümte Antwort, worauf Iain Mairi scharf ansah.
„Und wie sollen wir ihre Anwesenheit erklären?“ kam es ironisch von der anderen Seite des Raumes, während er den Einwurf einfach überging. Iain war mittlerweile aufgesprungen und lief wie ein gereizter Tiger auf und ab. Vor Mairi musste er seine nach außen getragene Ruhe und Gelassenheit nicht aufrechterhalten. Sie kannte ihn schon von klein auf und er musste ihr nichts mehr beweisen, anders als den Clanmitgliedern. „Selbst ich konnte feststellen, dass sie rein äußerlich die offensichtlichen Merkmale der McKinnons aufweist. Dann werden es die Anderen auch bemerken und schon haben wir den größten Skandal. Und das im Hinblick auf Elizabeths Hochzeit in ein paar Wochen ist keine gute Idee. Heute konnte sie nur so unbemerkt auf die Burg gebracht werden, weil die Meisten ihren dicken Schädel von der Beltanefeier gestern auskurieren und noch in irgendeiner Ecke liegen.“
„Da wäre noch etwas“ vernahm er leise Mairis Stimme. „Na, viel schlimmer kann es ja nicht mehr werden“ kam Iains sarkastische Antwort.
„Was?“ hakte er forsch nach, nachdem Mairi weiterhin unsicher schwieg.
„Ich glaube, sie passt auch nicht ganz in unsere Zeit.“
Mary seufzte und öffnete verschlafen die Augen. Die Handwerker in ihrem Kopf schienen gerade Pause zu machen, denn sie spürte nur noch ein dumpfes Pochen an ihrer rechten Schläfe. Verwirrt blickte sie sich um, bis sie sich wieder erinnerte, wie Mairi sie mit einem Schlaftrunk außer Gefecht gesetzt hatte.
Na warte! Ungehalten schwang Mary ihre Beine langsam aus dem Bett. Zwar war sie mehr als glücklich, Mairi zufällig hier auf dem Mittelalterfest getroffen zu haben, doch die unfreiwillige Zwangspause im Bett ging eindeutig zu weit. Zum ersten Mal blickte sie sich richtig um und was sie sah, ließ sie mit einem Ruck hellwach werden.
Die Wände waren aus grob gehauenen grauen Steinblöcken, teilweise mit düsteren Wandteppichen behangen. Der Boden aus rotbraunen Holzdielen erinnerte sie unwillkürlich an ihre Haarfarbe. Ein Kamin befand sich gegenüber ihres Bettes, das, wie sie nach kurzer Kontrolle feststellte, eine Matratze aus Stroh hatte.Ein kleiner Holztisch mit zwei Stühlen stand am Fenster, ganz undekorativ ohne Tischdecke oder andere Accessoires. Daneben stand noch eine große hölzerne Truhe, wie sie früher auf Reisen mitgenommen worden war. Anscheinend hatte man anlässlich des Sommersonnenfestes auch die noch erhaltenen Räume der Burg zu Anschauungszwecken spärlich eingerichtet. Mary schwankte vorsichtig Richtung Fenster und verfluchte Mairi. Die Mauer fühlte sich eiskalt an und ihre bestrumpften Füße waren schon nach den paar Schritten wahre Eisklumpen. Suchend sah sie sich nach ihren Lederschuhen um, die sie schließlich ordentlich aufgeräumt unter dem Bett hervorzog und nur eilig hineinschlüpfte, ohne die komplizierte Verschnürung zu binden. Gerade ging sie wieder zum Fenster und wollte den Vorhang zur Seite schieben, als die Tür hinter ihr langsam geöffnet wurde.
Vor ihr stand ein junges zierliches Mädchen, deren lange schwarzen Haare in einer kunstvollen Flechtfrisur ihren Kopf schmückten. Sie trug ein Tablett mit Essen, bei dessen Anblick sich Marys Magen lautstark meldete. Das Mädchen unterdrückte ein Lächeln. „Kommt an den Tisch, ich habe genug mitgebracht.“ Mary schaute stumm zu, wie das Mädchen eilig Brot und Käse auf den Tische stellte, dazu noch einen tönernen Krug und Becher und ging langsam zum Tisch. Erst jetzt bemerkte sie, wie hungrig sie war, betrachtete aber das Mahl eher misstrauisch.
„Mairi hat mir schon gesagt, dass Ihr nach gestern nicht so ohne weiteres zugreifen werdet“ lächelte das Mädchen verständnisvoll und nahm sich von allem etwas und verspeiste es vor Marys Augen. Nach kurzem Zögern griff Mary dankbar zu und biss herzhaft in ein Stück Brot mit Käse. Es würde ihren Zuckerhaushalt zwar nicht auf ihr Normalmaß bringen, aber immerhin besser als gar nichts.
„Ich hoffe es stört Euch nicht, wenn ich Euch ein wenig Gesellschaft leiste. Mairi ist gerade in der Küche beschäftigt, deshalb habe ich angeboten, Euch das Essen hochzubringen.
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