Der schottische Verfuehrer
sich wieder neben Duncan zurückgleiten. „Sie bewegen sich direkt auf uns zu.“
„Verdammt!“
Sie überlegte, wie sie erklären sollte, warum Duncan bei ihr war. Eine Begründung nach der anderen verwarf sie als unzureichend. Denn wenn es auch nicht der Wahrheit entsprach: Würde Frasyer nicht glauben, dass Duncan sie allein aus Liebe aus dem Verlies befreit hatte? Er wusste um ihre Liebe zu Duncan, und er wusste, wie ungebrochen ihr Gefühl noch immer war. In jedem einzelnen Moment der vergangenen drei Jahre hatte er es genossen, Duncan glauben zu lassen, sie habe ihr Versprechen ihm gegenüber allein wegen seines, Frasyers, Reichtums gebrochen.
Erst vor wenigen Tagen hatte er herausgefunden, dass sie sich insgeheim mit Symon und ihrem Vater traf, daher lag für ihn der Gedanke nahe, sie hätte auch schon die ganze Zeit über Duncan gesehen. Sobald er seine Wachen befragte und erfuhr, dass kein Knecht einem Priester zur Buße übergeben worden war, konnte er sich leicht denken, wie Duncan seine Wachen überlistet hatte.
„Hier.“ Duncan reichte ihr einen Dolch. „Falls du ihn brauchst.“
Die Angst schien sie zu lähmen. „Bitte verzeih mir, dass ich dich mit hineingezogen habe.“
Er schaute sie bitter an. „Aye, du hast viele Fehler gemacht, wenn es um mich ging.“ Er kauerte sich zusammen. Man sah ihm die Schwäche an, dennoch hatte er sein Schwert gezückt. „Bist du bereit?“
Sie drückte sich mit dem Rücken gegen den Stein, während die Reiter immer näher kamen. Ja, sie hatte viele Fehler gemacht, was Duncan betraf. Und ihr größter war es vielleicht gewesen, ihn damals nicht um Hilfe gebeten zu haben, als Frasyer ihren Vater erpresst hatte, um sie zu seiner Geliebten zu machen.
Es war zu spät, sich Vorwürfe zu machen wegen einer Entscheidung, die lange zurücklag. Und alles würde nur noch schlimmer, falls sie ihm jetzt die ganze Wahrheit gestand. Allerdings konnte sie auch nicht einfach abwarten, ohne etwas zu tun. Duncans Gesicht war schweißbedeckt, zitternd umklammerte er sein Schwert. Obwohl er es nicht einsah, war er zu schwach für einen Kampf.
„Hör mir zu“, sagte sie. „Ich schleiche mich von hier fort, und wenn ich weit genug entfernt bin, dann ergebe ich mich. So erfahren sie nicht, dass du an meiner Flucht beteiligt warst. Sobald sie mich weggebracht haben, kannst du zu deinem Bruder aufbrechen.“ Sie fürchtete sich davor, zu Frasyer zurückzukehren und vor der brutalen Strafe, die auf sie wartete. Doch es gab keine andere Möglichkeit.
„Aber was ist mit der Bibel?“
Die Bibel! In dem vergangenen Durcheinander hatte sie sie schlicht vergessen. Dieses Mal würde Frasyer sie nicht nur ins Verlies sperren, sondern auch über eine besondere Bewachung verfügen, sodass sie nicht noch einmal fliehen konnte.
Das bedeutete für ihren Vater den Tod.
Isabel konnte dem Drang nicht widerstehen, Duncan über seine markanten Gesichtszüge zu streicheln. Sie durfte sein Leben nicht opfern. „Ich werde eine Möglichkeit finden“, log sie.
Er fasste ihre Hand. „Nein!“
Verzweifelt wollte sie sich aus seinem festen Griff herauswinden. „Verstehst du nicht?“, fragte sie mit bebender Stimme. „Ich kann nicht auch noch dein Leben aufs Spiel setzen.“
Duncan starrte sie an. Ihre Worte drangen kaum durch den unerträglichen Schmerz, der von der Wunde ausging. „Bist du etwa meinetwegen beunruhigt? Vor drei Jahren hast du unsere Verlobung aufgelöst, um Frasyers Geliebte zu werden - nicht gerade das, was ich unter liebevoller Sorge um jemanden verstehe.“
Über ihren schrie ein Vogel, eine Wolke verdeckte die Sonne. Das Geräusch der Hufschläge klang immer bedrohlicher.
„Lass mich gehen, ehe die Ritter zu nahe sind“, flehte sie. „Sie dürfen dich nicht finden.“
Dass sie ihn so direkt bat, ließ seinen Verdacht wieder aufleben, sie verfolge einen bestimmten Zweck. Seit er Isabel aus dem Verlies befreit hatte, schien ihm bei jeder neuen Wendung etwas verdächtig an ihrem Verhalten.
„Nein. Was auch immer geschieht, wir werden uns dem gemeinsam stellen.“ Und sobald sie in Sicherheit waren, würde er endlich herausfinden, was sie ihm verheimlichte.
„Du verstehst nicht, um was es hier geht!“ Sie riss sich los. Er schnappte noch nach ihr, doch war er wegen seiner Verletzung zu langsam. Bevor er sie stoppen konnte, kroch sie schon durch das dichte Gras.
„Isabel! “ Sie war einfach zu stur. Er wäre ihr gefolgt, hätte ihn nicht ein Schwindelanfall
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