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Der Schrei der Engel: Thriller (German Edition)

Der Schrei der Engel: Thriller (German Edition)

Titel: Der Schrei der Engel: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.J. Ellory
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ich der Sache zur damaligen Zeit keine besondere Aufmerksamkeit geschenkt habe. Im Licht dessen, was jetzt passiert ist …«
    Er stockte, schaute Parrish an, dann Radick und wieder Parrish.
    Eine ganze Weile herrschte Schweigen.
    »Vor einer gewissen Zeit, als wir die neuen Büros bekamen, als sich alles veränderte, wissen Sie?« Wieder atmete Lavelle tief durch. »Nun, als wir umzogen, mussten wir natürlich alles mitnehmen, die ganzen alten Akten, die Register, die Computer. Die Möbel allerdings ließen wir zurück. Sie wissen schon, Schreibtische und das ganze Zeug …«
    Lavelle lächelte matt, fast so, als wolle er sich selbst gut zureden, dass er das Richtige tat, dass er keine andere Wahl hatte, als zu berichten, was ihm auf der Zunge lag.
    »Während der Umzugsarbeiten war ich meistens dabei. Wir hatten verschiedene Firmen im Haus. Sie zerstörten sämtliche alten und wertlosen Möbel, während alles, was noch in einigermaßen gutem Zustand war, in ein Lagerhaus irgendwo geschickt wurde. Ich glaube, die Stadt wollte alles verkaufen oder woanders einsetzen. Wie auch immer, wir hatten diese Spinde, ganz einfache Spinde, wie man sie zum Beispiel in Turnhallen und Schulen benutzt, mit einem kleinen Zahlenschloss, verstehen Sie? Nicht gerade Hochsicherheitsschlösser, aber sie erfüllten ihren Zweck. Die Leute schlossen ihre Bücher und Schirme und Butterbrotdosen dort ein, solche Sachen. Jedenfalls brachen die Männer von der Entrümpelungsfirma die Spinde auf, und in einem lagen mehrere Magazine. Zwei oder drei, und zwar ganz gewöhnliche Pornomagazine, verstehen Sie? Einer der Arbeiter riss einen Witz darüber und warf sie in einen der riesigen Abfallsäcke. Also ging ich hin. Ich war neugierig, wissen Sie? Ich ging also hin und warf einen Blick darauf und sah, dass es nicht die gängigen Zeitschriften waren; jedenfalls kam es mir nicht so vor. Auf den Bildern in den Heften waren junge Mädchen … nicht wirklich Kinder, aber junge Mädchen. Ich weiß nicht, vielleicht fünfzehn oder sechzehn Jahre alt, aber jedenfalls zu jung, um sich die Kleider auszuziehen und für Bilder in solchen Magazinen Modell zu stehen.«
    »Und wussten Sie, aus wessen Spind diese Magazine stammten?«, fragte Parrish.
    Lavelle nickte.
    »Der Name?«
    »Ich will nicht … ich meine, Sie werden doch nicht sagen, dass ich Ihnen davon erzählt habe, oder?«
    »Nein, sicher nicht. Das ist strikt vertraulich, Mr Lavelle. Es bedeutet nur, dass wir bei einem Ihrer Angestellten eine bestimmte Möglichkeit im Kopf behalten werden.«
    Lavelle zögerte einen Moment, dann sagte er: »Richard McKee. Er heißt Richard McKee.«
    »Wie lange arbeitet er schon bei der Jugendbehörde?«
    »Zehn, zwölf Jahre«, erwiderte Lavelle. »Und er leistet sehr gute Arbeit, keine Frage. Er hatte niemals irgendwelche Schwierigkeiten. Im Prinzip ist er ein Vorzeige-Angestellter. Er arbeitet ausgesprochen hart. Er zählt zu denen, die hier arbeiten, weil sie es als ihre Berufung empfinden, nicht wegen des Geldes. Und ich weiß, dass es keineswegs illegal ist, solche Magazine zu besitzen …«
    »Das hängt vom genaueren Inhalt ab«, sagte Radick. »Vom Alter der Mädchen.«
    »Ja, natürlich, aber für sich genommen, meine ich. Ich meine, ich will nicht …«
    »Es ist schon in Ordnung, Mr Lavelle«, fiel Parrish ihm ins Wort. »Wir sind Ihnen wirklich sehr dankbar, dass Sie uns davon erzählt haben. Nun, wahrscheinlich ist es am besten, wenn wir jetzt mit unseren Befragungen anfangen, nicht wahr?«
    »Ja, natürlich. Tut mir leid, ich wollte Sie nicht zuquasseln. Ich hole jetzt den ersten Mitarbeiter.«
    Lavelle verließ das Zimmer, und Parrish legte einen Notizblock, ein paar Kugelschreiber und einen digitalen Rekorder auf den Tisch. Radick stapelte die Akten vor sich auf, chronologisch sortiert – unten Melissa, dann Jennifer, dann Nicole, Karen, Rebecca und Kelly. Parrish machte sich außerdem eine Notiz, auch nach Alice Forrester zu fragen, Nicoles Stiefschwester.
    Die Tür öffnete sich, der erste Kandidat trat ins Zimmer, und Parrish räusperte sich.
    46
    Richard McKee war der vierzehnte Befragte. Ein gut gekleideter Enddreißiger mit makellos frisiertem Haar und glänzenden Schuhen. Er trug eine dieser rahmenlosen, entspiegelten Brillen, die von Menschen bevorzugt werden, die den Eindruck erwecken wollen, überhaupt keine Brille zu tragen. Hin und wieder aber, wenn er den Kopf drehte, reflektierten die Brillengläser das Licht dennoch violett und

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