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Der Schrei der Engel: Thriller (German Edition)

Der Schrei der Engel: Thriller (German Edition)

Titel: Der Schrei der Engel: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.J. Ellory
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da.
    Über das interne Computernetz wählte er sich in die Datenbank des Department of Motor Vehicles ein und erhielt die Führerscheineinträge aller Befragten. Er fand keine auffälligen oder schweren Verkehrsverstöße, keine Fälle von Alkohol am Steuer – was für sich genommen schon eine Seltenheit war. King besaß anscheinend keinen Führerschein; McKee besaß einen, doch es gab keinen Hinweis darauf, dass er momentan ein eigenes Auto hatte. Was wiederum nicht viel bedeutete. Unglücklicherweise funktionierte der Datenabgleich nur in eine Richtung. Hätte Parrish ein Autokennzeichen gewusst, so hätte er darüber den Fahrer ermitteln können, auf den das Fahrzeug zugelassen war. Umgekehrt ließen sich aber die Zulassungen nicht auf einen bestimmten Namen abfragen; folglich konnte Parrish kein Kennzeichen eines Fahrzeugs ermitteln, das auf McKee zugelassen war. Es würde darauf hinauslaufen, dass er auf der anderen Straßenseite warten musste, bis McKee sein Haus verließ, um ihm dann zu folgen und festzustellen, ob er zu einem irgendwo abgestellten Wagen ging. Oder er würde den Mann am Montag einfach fragen. Aber warum konzentrierte er sich auf McKee? Warum nicht auf Lavelle? Es gab nichts, was irgendeinen der Männer mit diesen Fällen in Verbindung brachte. Die stärkste Verbindung – und auch diese bestand nur darin, dass sein Name zweimal gefallen war – schien bei Lester Young zu liegen. Sie mussten ihn finden, und sei es nur deshalb, um ihn aus ihren Ermittlungen ausschließen zu können.
    Einmal mehr jagte Parrish bloß vagen und undeutlichen Schatten hinterher und versuchte, Zeichen zu deuten, wo es keine Zeichen gab. Es war dumm gewesen, nicht jeden Einzelnen zu fragen, als er die Chance dazu gehabt hatte: Fahren Sie Auto? Ja? Welches Fahrzeug besitzen Sie denn im Augenblick? Aber so lief es oft. Das war typisch für Polizeiarbeit. Wenn eine Ermittlung voranging und weitere Umstände in Betracht gezogen wurden, mussten neue Fragen gestellt werden. Noch einmal nachzuhaken war schwierig, vor allem bei solch informellen Befragungen. Der Betreffende hatte sich kooperativ gezeigt und alle ihm gestellten Fragen beantwortet. Vor diesem Hintergrund noch ein zweites oder drittes Mal aufzutauchen, das konnte bereits als Belästigung ausgelegt werden. Und falls man es tatsächlich mit dem Täter zu tun hatte, warnte man ihn bloß. Er kannte dann die Ansatzpunkte der Untersuchung. Plötzlich war das Auto für viel Geld auf Vordermann gebracht, jeder Zentimeter gewaschen, poliert, gewischt, gesaugt und abgestaubt worden. Im Prinzip ging es darum festzulegen, welche Informationen wirklich gebraucht wurden, ohne nach außen hin allzu durchschaubar zu wirken. Vielleicht war sein Berufsleben der einzige Bereich, in dem Parrish subtil und diskret vorzugehen in der Lage war. Auf allen anderen Gebieten stellte er sich plump und unsensibel an. In seiner Ehe, zum Beispiel. Oder bei seiner Tochter.
    Ohne richterliche Anordnung konnte er kein Kreditkartenkonto überprüfen und feststellen lassen, ob eine bestimmte Person einen SUV oder einen Pick-up gemietet hatte. Wie bereits festgestellt hatte die Kiste selbst, in der die Leiche transportiert worden war, ihnen keine Anhaltspunkte geliefert.
    Eine Weile blieb Parrish schweigend und mit geschlossenen Augen sitzen. Er atmete so langsam, wie er konnte. Falls einer der Angestellten von South Two diese Mädchen ermordet hatte – vorausgesetzt, es handelte sich wirklich um einen einzigen Täter –, warum hätte er dann seinen Modus Operandi verändern sollen? Angenommen Melissa war tatsächlich das erste Opfer: Warum hatte er sie in eine Mülltonne gestopft und den Deckel festgebunden? Warum hatte er sie versteckt? Hatte er sich erst später, mit wachsendem Selbstvertrauen, entschieden, seine Opfer nicht mehr zu verbergen? Ein Matratzenbeutel, ein Motelzimmer, die Wohnung des Bruders des Opfers – kein Versuch, die späteren Leichen zu verstecken. Fiel Melissa damit aus der Mordserie heraus, oder stand sie am Beginn eines sich noch entwickelnden Musters? Das gebrochene Zungenbein war ein Hinweis, allerdings ließ sich nach all der Zeit nicht mehr feststellen, ob Melissas Fingernägel lackiert worden waren wie die der anderen Mädchen.
    Parrish versuchte, seine Frustration zu bezwingen. Er versuchte, sich auf etwas zu konzentrieren, irgendetwas , das helfen konnte, die Dinge in einen Zusammenhang zu stellen. Sechs Leichen. Sechs Geister. Und wo waren diese Mädchen ermordet

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