Der Schrei der Engel: Thriller (German Edition)
saß. Noch einmal warf er einen Blick auf den Zettel, auf dem er den Namen des Mädchens notiert hatte. Amanda Leycross. Sechzehn Jahre alt. Blond, unschuldig, verdammt hübsch. Würde sie Nummer sieben werden?
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»Wie war es im Archiv?«
»Völlig ir-re-al, Frank. Eine Stunde, mehr konnte ich nicht ertragen. Ich weiß nicht, wie die Jungs es schaffen, den ganzen Arbeitstag mit diesem Zeug zuzubringen.«
Parrish lächelte. »Sie werden hart.«
»Ist das Ihre Vorstellung von Humor?« Radick wartete die Antwort nicht ab. »Und wo waren Sie?«
»Etwas überprüfen.«
»Wo?«
»Es ist besser, wir machen den Fragen hier ein Ende, Jimmy«, erwiderte Parrish.
»Frank … Sie dürfen keine Risiken eingehen, nicht in Ihrer augenblicklichen Lage.«
»Jimmy, es reicht.«
»Einmal Mist gebaut, Frank, und Sie …«
»Ich sagte, es reicht, Jimmy. Okay?«
Radick seufzte und schüttelte den Kopf. »Sind Sie überhaupt in der Lage, irgendetwas mal wirklich ernst zu nehmen? Ist Ihnen je der Gedanke gekommen, dass die da oben vielleicht – nur vielleicht – irgendwann die Schnauze voll von Ihrer Einstellung haben und Sie rauswerfen?«
»Mich rauswerfen? Ich bin eine verdammte Institution, Jimmy. Wenn die mich rausschmeißen, bricht der ganze Laden auseinander.«
»Glauben Sie das wirklich?«
»Nein, natürlich glaube ich das nicht. Halten Sie mein Ego für derart aufgeblasen?«
»Manchmal frage ich mich das.«
»Setzen Sie sich, Jimmy.«
»Bekomme ich jetzt eine Vorlesung zu hören?«
»Setzen Sie sich, verdammt noch mal, einfach hin, Jimmy. Okay? Setzen Sie sich hin, und hören Sie mir einen Moment zu.«
Radick nahm Platz. Sein Gesichtsausdruck verriet Langmut und Resignation.
»Und jetzt hören Sie zu«, begann Parrish. »Und hören Sie sorgfältig zu. Ich habe einen Namen. Woher ich diesen Namen habe, spielt keine Rolle. Ich will nicht, dass Sie mich fragen, woher diese Information stammt, aber es geht um ein Mädchen. Sie ist sechzehn Jahre alt, sie wurde vor ungefähr neun Monaten adoptiert und kam zu einer Familie in South Brooklyn. Ob sie etwas damit zu tun hat oder nicht, ob sie einen Platz in dieser Reihe einnimmt oder nicht … das weiß ich nicht. Aber ich will sie im Auge behalten.«
»Ob sie einen Platz in dieser Reihe einnimmt? Was reden Sie da? Sie haben den Namen eines Mädchens und glauben, dass es sich um ein potenzielles Opfer handeln könnte. Ist es das, was Sie mir zu sagen versuchen?«
Parrish zögerte.
»Frank, sagen Sie mir, was, zum …«
Parrish nickte.
»Und woher, zum Teufel, wenn ich das fragen darf, stammt dieser Hinweis?«
»Sie dürfen nicht fragen.«
»Das können Sie nicht ernst meinen, Frank. Sie können mir nicht einfach mit einem Häppchen an Information kommen und sagen: ›Dies und das werden wir unternehmen, aber ich sage nicht, warum.‹ So führt man keine Mordermittlung durch.«
»Was schlagen Sie also vor, Jimmy? Ich habe ein deutliches Gefühl, ganz ehrlich. Ich habe das Gefühl, dass sie bei diesem Typen auf der Liste steht, und dieses Gefühl kann ich nicht abschütteln. Meinen Sie, wir sollten einfach auf unserem Arsch sitzen und warten, bis dieser Drecksack wieder jemanden tötet?«
» Dieser Drecksack? Das bezieht sich jetzt wahrscheinlich auf McKee, oder?«
»Allerdings.«
»Frank, wir haben nichts, und ich meine gar nichts Beweiskräftiges, das auf McKee als Täter hindeutet. Bis jetzt geht es hier ausschließlich um Indizien.« Radick stand auf und trat ans Fenster.
»Mein Gott, Frank«, sagte er entnervt. »Haben Sie die geringste Ahnung, wie wenig Substanz dieser ganze Fall bisher hat?«
»Ich werde nicht mehr warten, Jimmy. Das ist Bockmist. Sie wissen genauso gut wie ich, dass er unser Mann ist …«
»Frank, wir wissen gar nichts, nicht sicher jedenfalls.«
»Verdammt, Jimmy, jetzt stellen Sie sich mal nicht so an, Mann! Wir wissen, dass jemand bei South Two dahintersteckt. Diese Verbindung können Sie nicht wegdiskutieren. Wir wissen, dass der Typ auf Teenager-Pornos und solchen Dreck steht. Er hat einen SUV. Er kann sich frei bewegen, weil er nicht mit Frau und Kindern zusammenlebt. Niemand hat ein Auge darauf, was er am Tag oder in der Nacht treibt. Er ist ein verdammter Pendler, das ist er, so wie es die Feds in ihren Profiling-Unterlagen nennen. Er ist da draußen unterwegs, sammelt Teenager-Mädchen ein und verkauft sie weiter. Vielleicht macht er diese beschissenen Snuff-Filme sogar selbst. So ist es, und ich weiß , dass es so
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