Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Schrei der Engel: Thriller (German Edition)

Der Schrei der Engel: Thriller (German Edition)

Titel: Der Schrei der Engel: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.J. Ellory
Vom Netzwerk:
ein kurzer Moment der Orientierung. Wie Ron so eloquent dargelegt hatte, konnte er ihm nicht weiterhelfen. Bei dem Fall, an dem sie vor vier Jahren gemeinsam gearbeitet hatten, war das Leben eines Mannes gerettet worden, vielleicht auch das zweier Männer. Die simple Wahrheit bestand darin, dass diese potenziellen Opfer überhaupt nie mitbekommen hatten, in welcher Gefahr sie schwebten. Sie waren zu Zielscheiben geworden, bis diese Bedrohung still, effektiv und fachmännisch abgewendet worden war. Und sie hatten nie etwas davon erfahren. Parrish wusste , dass Amanda Leycross als McKees nächstes Opfer ausersehen war. Er musste auch diese Gefahr abwenden, ohne dass Amanda Leycross irgendetwas davon merkte, dass sie beobachtet, als Opfer zunächst in Erwägung gezogen und schließlich aktiv ins Visier genommen wurde. Sein Leben in dem Wissen zu führen, dass ein Mörder es beinahe geschafft hatte, einem das Leben zu nehmen … nun, mit einem solchen Wissen ließ sich schlecht umgehen. Hatte man etwas an sich, das einen zum Opfer machte? Wenn man einmal ins Visier geraten war, würde es dann wieder geschehen?
    Nein, Amanda Leycross musste aus dieser Sache mit heiler Haut und ahnungslos herauskommen.
    Parrish erhob sich. Er ließ eine halbe Tasse Kaffee und ein beinahe unberührtes Teilchen zurück.
    Vielleicht stimmte es, dass manche Dinge so gut versteckt waren, dass sie niemals ans Licht kommen würden, und dass manche Fälle nie aufgeklärt wurden. Vielleicht waren alle Opfer ungleich. Überall in der Stadt mochten Menschen wohnen, die das nächste Weihnachtsfest nicht mehr erleben würden. Amanda Leycross durfte nicht zu ihnen gehören.
    Es gab Erinnerungsstücke. Immer. Ausnahmslos. Sie mussten in McKees Nähe zu finden sein. Parrish würde sie finden. Und falls es das Ende seiner Karriere bedeuten würde, sollte es eben so sein.

    71
    Freitag, 19. September 2008
    »Ich habe gut geschlafen, so gut wie schon eine ganze Weile nicht mehr.«
    »Und wie viel haben Sie getrunken?«
    »Gestern Abend? Gestern habe ich gar nichts getrunken.«
    »Das ist gut, Frank. Das ist ein Fortschritt.«
    »Ich denke schon, ja. Und ich muss Ihnen sagen, dass ich dass Gefühl habe, mehr in mir zu ruhen.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Es kommt mir vor, als hätten sich ein paar Dinge gelöst. Schwer zu erklären. Vielleicht liegt es einfach daran, dass ich hier die ganze Zeit damit verbringe, über alles Mögliche zu reden. Das ist alles Ballast, oder?«
    »Vieles davon, ja.«
    »Und man schleppt es mit sich herum, bis man irgendwann die Chance erhält, die Koffer abzustellen und hineinzuschauen und festzustellen, dass man ziemlich viel wertloses Zeug herumgeschleppt hat.«
    »Aber manches hat doch sicher seinen Wert?«
    »Manches vielleicht, ja. Aber das meiste sind unbegründete Ängste davor, was andere Leute denken könnten und was andere Leute wirklich meinten, als sie dieses oder jenes sagten. Und der Rest ist Unentschlossenheit.«
    »Ich muss sagen, dass Sie heute deutlich positiver klingen als bei den meisten unserer bisherigen Begegnungen.«
    »Nun, wie gesagt, ich habe etwas Wichtiges geklärt.«
    »Wollen Sie mir sagen, was es ist?«
    »Eigentlich nicht, nein. Nun, ich würde sagen, dass ich eine Vorstellung davon habe, wie ich weitermachen soll und was ich mit mir anfangen werde.«
    »Eine neue berufliche Zukunft, meinen Sie?«
    »Nein, nichts derart Dramatisches. Es geht mehr um meine Einstellung zu dem, was ich jetzt tue. Wie ich mit meinem aktuellen Fall weiterkomme.«
    »Haben Sie das Gefühl, Sie stehen vor einem Durchbruch?«
    »Ja, das habe ich.«
    »Was ist passiert? Haben Sie etwas Wichtiges herausgefunden? Über diesen Mann, den Sie verdächtigen?«
    »Allerdings, ja.«
    »Das ist gut. Wirklich gut. Es freut mich sehr, das zu hören. Das ist eine schöne Bestätigung für das Muster, über das wir gesprochen haben. Dieser Punkt, an dem man über andere Dinge nachzudenken beginnt als das eigene Innenleben. Ich glaube, Sie sind nun an einer Schwelle angelangt, wo wir wirklich über das Morgen statt über das Heute reden können – reden sollten. Über Ihre Pläne, über die Richtung, die Sie einschlagen möchten. Das betrifft Ihr Leben: Wie Sie mit den Kindern umgehen wollen, jetzt, wo sie sich ihre eigenen Existenzen aufbauen – ihre Berufe, zum Beispiel, und dass sie vielleicht irgendwann heiraten wollen. Ich denke auch, wir sollten einmal hinschauen, ob Sie den Rest Ihres Lebens als Single verbringen wollen oder ob

Weitere Kostenlose Bücher