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Der Schrei der Engel: Thriller (German Edition)

Der Schrei der Engel: Thriller (German Edition)

Titel: Der Schrei der Engel: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.J. Ellory
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traf.
    Vielleicht wurde ihm just in dieser Sekunde bewusst, dass er die Dinge derart aus dem Ruder hatte laufen lassen, dass es kein Zurück gab.
    »Ich weiß nicht, was ich dir sagen soll«, erklärte Ron. »Was auch immer du da gefunden hast. Du weißt so gut wie ich, dass du diese Information nicht verwenden darfst. Nicht nur weil sie illegal beschafft wurde, sondern weil es dir auch nichts nützen würde. Jede Verhaftung und jedes Verhör auf der Basis illegal beschaffter Beweise sind wertlos, Frank. Das weißt du.«
    »Natürlich weiß ich das, aber ich musste mir einfach Gewissheit verschaffen. Ich musste mir darüber klar werden, dass ich diesen Kerl nicht grundlos jage.«
    »Und was ist damit bewiesen? Nichts, oder? Es ist normal, dass er Akten der Jugendbehörde bei sich hat, stimmt’s? Das ist sein Job, nicht wahr?«
    Parrish schüttelte den Kopf. »Ich glaube nicht, dass er an dem Tag beruflich mit diesem Mädchen zu tun hatte, Ron. Ich glaube, sie ist Teil seiner Freizeitpläne.«
    »Und dieser Glaube beruht ausschließlich auf Zufällen, Indizien und der irrationalen Gewissheit deines Bauchgefühls.«
    Parrish zögerte. Es gefiel ihm nicht, dass er in Rons knapper Zusammenfassung wie ein Idiot dastand, doch genau das ließ sich nicht leugnen.
    Ron schaute zur Uhr. »Ausdauer, Frank. Ausdauer, harte Arbeit, Sturheit und der unbeugsame Wille, Überstunden zu machen, noch härter zu arbeiten, noch mehr Ausdauer an den Tag zu legen. Das sind die primären Tugenden, mit denen man Fälle aufklärt. Du weißt das. Eigentlich habe ich keine Ahnung, warum ich überhaupt hier bin. Ich kann die Regeln nicht ändern. Ich kann dir auch keine Informationen liefern, die du nicht schon hast. Ich kann Vermutungen und Theorien beisteuern und vielleicht ein oder zwei Verdachtsmomente bekräftigen, die dir hinsichtlich Beweggründe oder Motivation gekommen sein mögen. Aber davon abgesehen bin ich nutzlos.«
    »Aber du bist ein G-Man«, protestierte Parrish. »Du bist einer von Hoovers Superhelden.«
    »Hoover war ein verkappter Transvestit und ein paranoider Kontrollfreak. Das drucken wir natürlich nicht in unseren Broschüren.«
    Nach einem kurzen Innehalten beugte Ron sich vor. »Ich gebe dir noch einen Hinweis, und dann werde ich nichts mehr sagen. Die Täter heben Erinnerungsstücke auf. Immer und ohne jede Ausnahme sammeln sie Trophäen. Ich könnte dich warnen, die Grenzen nicht zu überschreiten, Frank, aber das hast du längst getan. Es hat dir nichts gebracht, aber du konntest es trotzdem nicht lassen. Ehrlich, du steckst schon so tief in der Tinte, dass du mehr oder weniger am Ende bist. Und wenn du dich jetzt entscheidest, auf diesem Weg noch weiterzugehen? Was könnte ich dir sagen, das du nicht längst weißt? Er besitzt Erinnerungsstücke und bewahrt sie in seiner Nähe auf. Und ganz egal wie sehr ihm bewusst ist, dass er sich von ihnen trennen sollte, schafft er es doch nicht. Jetzt liegt es einzig und allein bei dir, was du mit diesem Stückchen Information anfangen willst.«
    Er rutschte zum Ende der Sitzbank, stand auf und musterte Parrish eine Weile. »Wie immer hat dieses Gespräch nicht stattgefunden. Dein Geheimnis ist bei mir gut aufgehoben, weil du es mir nie erzählt hast, okay? Was du jetzt tust, ist deine Entscheidung, nicht meine.«
    Parrish antwortete nicht.
    Ron streckte die Hand aus und griff nach Parrishs Schulter. »Pass auf dich auf. Finde die Wahrheit heraus, aber komm dabei nicht unter die Räder.«
    Er ging. Parrish blickte ihm nach. Er bestellte noch eine Tasse Kaffee und ein Stück Gebäck, dann rief er beim Revier an und ließ sich Carole Paretskis Nummer geben.
    Beim zweiten Klingeln hob sie ab.
    »Ms Paretski? Frank Parrish. Ich habe nur eine Frage. Ihre Tochter … Sarah, stimmt’s? Wie sieht sie aus?«
    Er hörte zu, während sie antwortete.
    »Nein, natürlich nicht. Keinerlei Gefahr. Ich brauche die Information nur für eine Profilanalyse, die wir gerade durchführen.«
    Parrish nickte, und sein Gesichtsausdruck veränderte sich kaum merklich.
    »Ein bisschen größer als der Durchschnitt, schlank, blond, blaue Augen … ein typischer Cheerleader, stimmt’s?«
    Parrish schloss die Augen und nickte.
    »Natürlich werde ich das. Auf jeden Fall. Passen Sie auf sich auf, Carole.«
    Er legte das Handy auf den Tisch und hob seine Kaffeetasse zum Mund. Mitten in der Bewegung hielt er inne und überlegte, wie er weiter vorgehen wollte. Im Prinzip war es kein Nachdenken, sondern nur

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