Der Schrei der Engel: Thriller (German Edition)
anderthalbfach, an Feiertagen doppelt. Leicht zu merken. Sie sind nicht verheiratet, oder?«
Radick schüttelte den Kopf: nein.
»Waren Sie mal?«
Wieder ein Nein.
»Zahlen Sie Unterhalt für Kinder?«
»Nein, keine Kinder.«
»Ihre Eltern leben hier in New York?«
»Beide tot«, erklärte Radick.
»Dann sind Sie allein in der großen, bösen Welt.«
Radick lächelte. »Klar bin ich das.«
»Nun, mit Frank werden Sie prima klarkommen. Frank hat auch keinen, der sich um ihn kümmert, stimmt’s, Frank?«
»Wir passen schon aufeinander auf, nicht wahr, Jimmy?«, sagte Parrish.
»Ja, Sir, Mister Parrish, Sir«, erwiderte Jimmy mit militärischer Schärfe im Ton.
Valderas schüttelte den Kopf.
»Ein paar echte Knaller haben wir hier«, sagte er. »Mal sehen, was sie gemeinsam alles verbocken.«
»Nehmen Sie sie mit«, sagte Haversaw. »Jetzt sind sie Ihr Problem.«
Unten im Einsatzraum setzte sich Valderas mit Radick und Parrish zusammen. Er bot Radick einen Kaffee an, doch der lehnte ab.
»Nehmen Sie ihn lieber an«, riet Parrish ihm. »Das wird das letzte Angebot dieser Art sein.«
»Sie sind so ein verdammter Klugscheißer«, sagte Valderas. »Aber nicht ganz so clever, wenn es um Ihre Statistiken geht.«
»Ich liege bei achtundsechzig mit Stand von gestern«, erwiderte Parrish.
»Und ich habe Hayes und Wheland mit zweiundachtzig Prozent und Rhodes und Pagliaro mit neunundsiebzig.«
»Denen teilen Sie ja auch die todsicheren Fälle zu.«
Valderas zögerte.
»Sehen Sie?«, sagte Parrish. »Genau das sage ich. Sie geben ihnen die sicheren Treffer, und ich bekomme die komplizierten und wirklich üblen Fälle. Sie sind solch ein durchsichtiger Drecksack.«
Valderas warf Radick einen Blick zu. »Sehen Sie, womit ich hier zurechtkommen muss? Vielleicht bringt Ihr stabilisierender Einfluss den Kerl ein bisschen auf Kurs.«
Radick zog die Mundwinkel herunter.
»Ich weiß nicht, Sergeant«, erklärte er. »Mir hat man gesagt, Sie wären derjenige, der Hilfe bräuchte.«
Parrish lachte.
Valderas rollte mit den Augen.
»Genug jetzt«, erklärte Parrish. »Wir haben zu arbeiten.«
»Ihr Toter aus der Seitenstraße«, sagte Valderas. »War er nicht früher mal Informant? Hat er nicht für Charlie Powers drüben im Siebzehnten gearbeitet?«
»Nein, das muss ein anderer Lange gewesen sein. Diesen hier kannte ich – nicht seine Schwester, aber Danny. Er war einfach ein Konsument und kleiner Dieb. Seven-Elevens, Schnapsläden, solcher Kram. Er ist ein bisschen durch die Hinterhöfe gezogen, aber niemand, über den man große Berichte geschrieben hätte.«
»Haben Sie schon irgendwas herausgefunden?«
»Über ihn oder seine Schwester?«
»Ganz egal.«
»Danny wurde mit einer Zweiundzwanziger erschossen. Ich vermute, die Kugel wird völlig geplättet sein und uns keine weiteren Hinweise liefern. Ich überprüfe seine Freunde, aber bisher hat sich nichts Verwertbares ergeben. Zu seiner Schwester bin ich noch nicht gekommen. Sie wurde in Dannys Wohnung erdrosselt. Sechzehn Jahre alt und sehr hübsch.«
»Könnte er es getan haben?«, fragte Valderas.
»Ich glaube nicht, nein. Wenn es irgendein reiches Mädchen gewesen wäre, dann vielleicht. Vielleicht hätte Danny jemanden für genug Bargeld erdrosselt, aber seine Schwester? Hm, ich glaube nicht.«
»Was ist mit den Eltern?«
»Beide tot, wie ich gehört habe. Bei einem Autounfall vor ein paar Jahren. Es scheint, als hätte sich eine Frau in Williamsburg um das Mädchen gekümmert.«
»Und welchen Fall wollen Sie sich heute vorknöpfen?«
»Na ja, soweit ich es beurteilen kann, ist der Kerl in der U-Bahn einfach an einen Verrückten geraten, der die Gelegenheit genutzt hat. Ich hab mit seiner Frau, seinen Kindern, seinen Kollegen und allen gesprochen, die ich finden konnte. Er war ein ganz normaler Typ. Keinerlei Probleme, weder Alkohol noch Zigaretten, keine Nutten, keine Drogen. Ganz der Typ, der stirbt, und seine Frau hat ihn bis zum Wochenende vergessen.
Was die Nutte betrifft, haben wir einen Hinweis von einer Freundin, einer anderen Prostituierten. Es ging um einen Freier, der damit geprotzt hat, eines der Mädchen einfach zum Spaß zu töten. Ein echter Partyhengst, verstehen Sie? Und bei dem Jungen am College – dem Erstochenen – sieht es so aus, als hätte er ein paar Dealer gelinkt. Er war nicht der gute, brave Junge, als den seine Eltern ihn uns verkaufen wollten. Er hat jemanden, der den Campus mit Stoff beliefert, um ein paar
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