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Der Schrei der Engel: Thriller (German Edition)

Der Schrei der Engel: Thriller (German Edition)

Titel: Der Schrei der Engel: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.J. Ellory
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verdammt gut aus, Clare, auch wenn es mir wehtut, es sagen zu müssen … du siehst ziemlich scharf aus.«
    »Halt den Mund, Frank.«
    Parrish lächelte. Er ging die Stufen wieder hinunter und stellte sich auf den Bürgersteig. Er vergrub die Hände in den Manteltaschen und schaute nach links.
    »Willst du mich reinbitten?«, fragte er. »Oder willst du hier stehen bleiben und zuschauen, wie ich trotzdem reinkomme?«
    »Was willst du, Frank?«
    »Ich möchte Robert sehen.«
    »Er ist nicht hier.«
    »Weißt du, wo er ist?«
    »Er ist für den Rest des Tages weg. Er hat jetzt eine Freundin, aber das weißt du natürlich nicht, weil du dich einen Scheiß dafür interessierst, was er macht, stimmt’s?«
    Frank biss nicht auf den Köder an.
    »Jedenfalls ist er nicht da, und ich habe keine Ahnung, wann er zurückkommt. Falls er zurückkommt, richte ich ihm aus, dass du ihn sehen wolltest, okay?«
    »Das ist sehr freundlich von dir, Clare.«
    »Ich weiß.«
    Sie schlug die Tür fest zu, und Frank Parrish blieb so lange stehen, bis er ihre Schritte nicht mehr hören konnte.
    Es war immer dasselbe Lied, dieselbe erschöpfende Aggressivität und Bitterkeit. Er begriff nicht, warum sie mit solcher Grimmigkeit daran festhielt. Nach all der Zeit sollten sie doch eigentlich ohne Spannung, Angst und Melodrama kommunizieren können!
    Frank Parrish ging zurück zur U-Bahn.
    Der heutige Tag lief nicht wie geplant.
    Eine Stunde später stand er im Hausflur vor Caitlins Wohnung und klopfte zum dritten Mal. Sie war nicht zu Hause. Das hatte er inzwischen begriffen. Doch er wusste nicht, wohin er sonst gehen sollte, und hatte nichts anderes vor. Er wartete geduldig – Dummkopf, der er war – und klopfte noch einmal. Schließlich gestand er sich seine Niederlage ein.
    Als er nach Hause kam, war es mitten am Nachmittag. Er wählte Eves Nummer und erreichte nur ihren Anrufbeantworter. Sie hatte Kundschaft oder war ausgegangen, vielleicht besuchte sie auch ihre Mutter, die im Norden des Staates lebte. Eves Mutter glaubte, dass ihre Tochter in der Personalabteilung von Hewlett Packard arbeitete. Und das würde sie bis zu ihrem Tod glauben. Ob sie im Stillen argwöhnte, dass die durchschnittliche Mitarbeiterin der Personalabteilung von Hewlett Packard eher nicht so aussah wie ihre Tochter, würde nie jemand erfahren; und falls sie einen Verdacht hegte, würde es eben ein Verdacht bleiben. Es gab Dinge, die man nicht wissen wollte, selbst wenn man sie wusste.
    Frank Parrish wandte sich dem Fernseher zu. Eine Viertelstunde lang blieb er geduldig sitzen, dann hielt er es nicht mehr aus.
    Er zog den Mantel wieder an, verließ die Wohnung und machte sich auf den Weg zu Clay’s. Wenigstens gab es dort Menschen. Wenigstens gab es dort Tom Waits in der Jukebox. Wenigstens gab es eine Flasche Bushmills und ein sauberes Glas – und niemanden, der ihm sagte, so ginge es nicht.

    23
    Montag, 8. September 2008
    »Es ist bloß ein Gefühl, weiter nichts.«
    »Vertrauen Sie Ihren Gefühlen nicht?«
    »Als Polizist, nein, nicht wirklich. Es wird viel über Eingebungen geredet, über Intuition, aber in solche Dinge habe ich kein großes Vertrauen.«
    »Vielleicht sollten Sie das aber.«
    »Es gibt eine Menge Dinge, die ich sollte , doch der Gebrauch meiner Intuition steht auf dieser Liste ziemlich weit unten. Ich habe mich einige Male auf meine Intuition verlassen und bin dadurch in ziemliche Schwierigkeiten geraten.«
    »Ich habe gestern an Sie gedacht, Frank.«
    »Ah, jetzt geht’s also los. Ich wusste, dass das passiert …«
    »Frank, hören Sie mir zu. Spaß beiseite.«
    »Humor hat großen therapeutischen Wert, oder ist das nur ein Gerücht?«
    »Mir kam der Gedanke, dass Sie lernen müssen, sich selbst zu vertrauen.«
    »Wie bitte?«
    »Dass Sie es vielleicht wieder lernen müssen. Vielleicht geht es nicht ums Lernen, sondern ums Neulernen. So etwas passiert vielen Menschen, die eine Scheidung hinter sich haben, die Probleme mit ihren Kindern hatten … mit all den wichtigen Dingen im Leben, verstehen Sie? Wenn solche Dinge schiefgehen oder anders laufen als geplant, können Menschen ihre Fähigkeit in Zweifel ziehen, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Klingt das einigermaßen verständlich?«
    »Möchten Sie wissen, was am Samstag passiert ist?«
    »Am Samstag? Klar, erzählen Sie mir, was am Samstag passiert ist.«
    »Ich traf jemanden in einer Bar, einen von der alten Garde, jemanden, der meinen Vater kannte. Wissen Sie, was ich ihm

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