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Der Schrei des Eisvogels

Der Schrei des Eisvogels

Titel: Der Schrei des Eisvogels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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ohne?«
    »In Uniform. Woraus Filmer schließt, dass es entweder einen Notfall gegeben haben muss, weshalb er noch mal dienstlich rauswollte, oder der alte Knabe von mindestens achtzig, der sich gerade von einem Schlaganfall erholt, ist ein bisschen wirr im Kopf. Filmer fragt sich weiter durch und, siehe da, gabelt im Dorf noch einen Zeugen auf, der sich gleichfalls erinnert, gestern mit einem Hells Angel ein bisschen Ärger bekommen zu haben. Nur kann er aus diesem Typen schon etwas mehr rauskitzeln, und so wie der den Kerl beschreibt, ist er eine Kreuzung aus King Kong und Rasputin. Jetzt ist Filmer in heller Panik. Als erstes gibt er über Funk einen ziemlich düster klingenden Bericht an die Mutter Oberin rein, die den schwarzen Peter natürlich gleich Desperate Dan zuschiebt, der mich nicht findet, weil ich draußen bin und ein bisschen echte Polizeiarbeit leiste, und so lässt er das Ding wie einen Haufen dampfender Kacke einfach dem Jungen in den Schoß fallen. Hätte er mich erreicht, wär die Rechnung postwendend an ihn zurückgegangen, mit Zins und Zinseszins. Die Uniformierten solln ihren Dreck gefälligst selber machen, wenn du meine Meinung hören willst!«
    »Und wie ist der Spielstand im Moment?«, fragte Wield, der mühelos Mutter Oberin als den Polizeichef Almond, den neuen Dienstherrn der uniformierten Polizei, entschlüsseln konnte, während Desperate Dan natürlich Chief Constable Daniel Trimble war, »der Junge« dagegen niemand anders als Wields langjähriger guter Freund Chief Inspector Peter Pascoe.
    »Du kennst Peter ja. Immer ein bisschen leichtgläubig. Is ja schön und gut, aber bis er geschnallt hat, was Sache ist, hat dieser Vollidiot Filmer längst beschlossen, zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen, und schleppt den Wagen des Dorftrottels wegen der Flecken zur Forensik und den Zeugen ins Präsidium, damit er ’n Blick ins Familienalbum wirft und King Kong ausfindig macht.«
    »Du meinst, er hat einen Zeugen in denselben Wagen gesetzt, der gerichtsmedizinisch untersucht werden soll, und beide hergefahren?«, fragte Wield ungläubig.
    »Verstehst du, was ich meine? Pete beschließt, dass es wohl das beste wäre, wenn er sich selber mal ein bisschen bei den Landeiern umsieht, um rauszukriegen, wo der Hase im Pfeffer liegt. Hat mir ’n Zettel hinterlegt. Kann manchmal ganz schön eigensinnig sein.«
    Wield beherrschte die Kunst, sich ein Grinsen zu verkneifen, und davon machte er jetzt Gebrauch.
    »Und Filmer?«
    »Er ist hier drinnen mit seinem Kronzeugen und blättert in unseren Starfotos rum. Du musst mit ihm reden, Wieldy, mach auf kollegial und krieg raus, ob er irgendwas Vernünftiges zu sagen hat. Ich scheine ihn nervös zu machen, warum, weiß ich auch nicht.«
    Noch ein Grinsen wurde absorbiert, und Wield öffnete die Tür.
    Der glänzende Kahlschädel von Sergeant Filmer war neben einem glänzenden Silberschopf über eine Seite mit Fotos gebeugt.
    Beim Geräusch der Tür fuhren beide Köpfe herum.
    Filmers Gesicht nahm einen erleichterten Ausdruck an, als er sah, dass es Wield war.
    Das Gesicht des Zeugen wirkte zunächst überrascht, dann ebenfalls erleichtert.
    Und diesmal standen Wield seine Gefühle, eine Mischung aus ungläubigem Staunen, Begreifen und Missbehagen, ausnahmsweise einmal deutlich ins Gesicht geschrieben.
    »Ach, Sie haben ihn schon!«, rief Edwin Digweed, der Buchhändler aus Enscombe. »Na, bestens. Dann werden Sie wohl zugeben, dass es nicht übertrieben war zu sagen, wir hätten es mit einem Gesicht zu tun, dem man die Niederträchtigkeit ansieht wie keinem anderen.«
    »Wir werden was?«, fragte Dalziel, der Wield ins Zimmer gefolgt war.
    »Ist es zufällig Harold Bendish, der vermisst wird?«
    »Allerdings. Was faselt der alte Mistkerl eigentlich die ganze Zeit?«
    Der alte Mistkerl wollte gerade sein Gesicht zu einer beleidigten Miene verziehen, doch als Wield auf ihn zuging, gewann die Furcht die Oberhand, und er trat den Rückzug an, bis ihm der Tisch, gegen dessen Kante er stieß, den Fluchtweg verstellte.
    »Um Himmels willen, tun Sie doch was!«, rief er. »Wieso lassen Sie diesen Mann frei herumlaufen?«
    »Das geht schon in Ordnung, Sir«, sagte Wield beschwichtigend. »Das ist ein Missverständnis. Ich bin Kriminalbeamter.«
    »Was?«, Digweed sah von Wield zu Filmer, der keinen Widerspruch signalisierte, blickte erneut zu Wield, gewann sein Gleichgewicht ebenso wie seine Fassung wieder und sagte, ganz im Stil von Lady Bracknell:

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