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Der Schrei des Löwen

Der Schrei des Löwen

Titel: Der Schrei des Löwen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ortwin Ramadan
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ließ sich nicht aufhalten!«, riefen die Gangster schon von weitem. »Wir haben alles versucht!« Dann schlichen sie reumütig zurück auf ihren Posten.
    »Was willst du hier?«, erkundigte sich Big Eagle, nachdem sich die Köchin schnaubend und mit bebendem Busen vor ihm aufgebaut hatte. Er war über die späte Ruhestörung sichtlich verärgert.
    Yoba hingegen war wie vom Donner gerührt. Adaeke würdigte ihn keines Blickes. Stattdessen vergrub sie ihre Finger in den Stoff ihres knöchellangen Kleides und starrte zu Boden.
    »Ich hoffe, du bist gekommen, um deine Schulden zu bezahlen«, schnauzte Big Eagle ihre Mutter an.
    »Nein, Sir!«
    »Was willst du dann hier?«
    »Einen Aufschub.«
    »Wie stellst du dir das vor, altes Weib?« Big Eagle sah Mama Kambina so entgeistert an, als habe sie ihm gerade einen Heiratsantrag gemacht. »Alle zahlen, und zwar pünktlich. Deine Suppenküche läuft gut, also will ich meinen Anteil.«
    »Aber die vielen Operationen für meine Tochter!«, flehte Mama Kambina. Sie sank auf die Knie und streckte die Hände in den Himmel. »Bitte, Sir! Ihr seid ein großer und mächtiger Mann. Seid gnädig! Jesus wird Euch für Eure Großzügigkeit belohnen! Ich werde für Euch beten!«
    »Das kannst du dir sparen!«, meldete sich der Voodoo-Priester mit frostiger Stimme zu Wort. »Dein Jesus ist ein erbärmlicher Schwächling!« Er berührte ein Amulett um seinen Hals. »Hier drin wohnt die wahre Macht, Weib! Du weißt das! Du bist Afrikanerin!«
    Mama Kambina wurde bleich. Sie hatte den Priester bislang nicht bemerkt. Nun sah sie den Magier angsterfüllt an und verstummte.
    »Du solltest dein Geld nicht an die Ärzte verschwenden, alte Frau.« Big Eagle trat näher an Adaeke heran. »Deine Tochter ist nichts mehr wert. Nicht mit dem Bein. Da draußen gibt es Tausende junger Frauen, die richtig laufen und für ihr Essen arbeiten können.«
    Er legte den Finger unter Adaekes Kinn und zwang ihrenKopf in die Höhe. »Obwohl, wenn ich mir die Kleine so anschaue – sie ist wirklich hübsch geworden. Was meinst du?«, fragte er seinen Leibwächter. »Vielleicht sollten wir den Jungs mal wieder eine kleine Belohnung zukommen lassen?«
    Mama Kambina rutschte auf Knien über die Terrassenfliesen. Sie umklammerte Big Eagles Beine, wobei ihre kunstvoll aufgetürmte Kopfbedeckung verrutschte. »Bitte! Seid gnädig!«, flehte sie unter Tränen. »Nicht meine Tochter! Bitte! Sie ist alles, was ich habe!«
    Big Eagle schüttelte sie ab wie ein lästiges Insekt.
    »Geh weg, Alte!«, schimpfte er. »Weißt du überhaupt, was so ein Anzug kostet?« Wütend suchte er auf seinen cremefarbenen Hosenbeinen nach einem Fleck. »Schaff mir diese Hexe vom Leib«, befahl er Tupac. »Und dann schnapp dir die Kleine. Wenn du sie nicht selbst willst, gib sie den Jungs!«
    Jetzt brach Mama Kambina endgültig zusammen. Wimmernd wälzte sie sich auf dem kostbaren Terrassenboden. Als Big Eagle sich ungerührt abwenden wollte, ging Adaeke plötzlich mit ihren Fäusten auf ihn los.
    »Du Ungeheuer!«, schrie sie immer wieder. Dabei schlug und kratzte sie den völlig perplexen Gangsterboss. Tupac schoss aus seiner Liege hoch und versuchte das Mädchen zu packen, doch Adaeke wich seinem Zugriff aus. Sie geriet ins Straucheln und fiel hin. Direkt vor das blutige Maul der angeketteten Hyäne.
    Die Bestie sprang blitzschnell auf ihre stämmigen Hinterbeine und fletschte die Zähne. Yoba reagierte, ohne nachzudenken. Er riss die geladene Pistole vom Gartentisch, zielte und drückte ab. Das Krachen des Schusses ließ das Zirpen der nächtlichen Grillen schlagartig verstummen. Die Hyäne brachtot zusammen. Für einen winzigen Moment schien die Welt stillzustehen. Alle starrten auf das tote Tier.
    »Mach schon! Schnapp ihn dir!«, befahl Big Eagle seinem Leibwächter.
    Tupac erwachte aus seiner Trance, doch Yoba hob sofort die Waffe und drückte erneut ab. Der am Bein getroffene Tupac ging mit einem Schmerzensschrei in die Knie. Dann zielte Yoba mit zittriger Hand auf Big Eagle.
    Der Gangsterboss hob abwehrend die Hände, gleichzeitig bewegte er sich rückwärts. Diese Mischung aus Erstaunen über die eigene Macht und nackter Angst, die er in den Augen des Straßenjungen sehen konnte, war ihm Warnung genug. Als ehemaliger Milizenführer wusste er nur zu gut, wie unberechenbar ein Jugendlicher mit einer Waffe war.
    Als die durch die Schüsse alarmierten Torwachen herbeigestürmt kamen, hielt Big Eagle sie zurück: »Halt! Bleibt, wo ihr

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