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Der Schritt hinueber - Roman

Der Schritt hinueber - Roman

Titel: Der Schritt hinueber - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franz Tumler
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Glauben Sie vor allem nicht, daß ich Sie herbestellt habe zu dieser Vernehmung. Das ist reiner Zufall, daß ich eben auch den Leutnant dagehabt habe. Im Gegenteil, ich wollte Ihnen Ruhe verschaffen, das hatte ich mir vorgenommen für heute, und nun hat sichs ja gut getroffen, nun wird die Sache gleich gründlicher, besser als ich erwartet habe, in Ordnung gebracht: nun haben sich auch diese merkwürdigen Dinge aufgeklärt, die Sie mir immer verschwiegen haben. Aber ich habe ja so etwas geahnt, jetzt ist es erledigt. Sie verstehen, meine Liebe, – keine Flüchtlinge, und was haben Sie da vorhin von Betrug geredet, quälen Sie sich doch nicht damit, ich bitte Sie, und nun wird er Sie ja in Ruhe lassen! Sie sollen auch nicht mehr fort, nein, Sie sollten sich bei mir eine schriftliche Aufenthaltsgenehmigung abholen, deshalb hatte ich Sie herbestellt!
    Susanna schwieg. Sie wollte dem Kapitän nicht sagen, daß Kolja noch etwas anderes war als ein verliebter Narr, verstrickt in Dinge, die ihn gefährdeten: Geschichten mit Flüchtlingen und beinahe Erpressung an einer Frau. Sie wollte ihm ebensowenig sagen, daß auch sie etwas anderes war, als er meinte: nicht bloß eine geängstigte und deswegen verlogene Person. Sie sah es ihm an, er dachte: von ihren Lügen kann sie ja nun lassen, sie braucht keine Furcht mehr zu haben! Aber sie selbst dachte währenddessen: draußen ist Kolja, er ist bei den anderen, mit ihnen lädt er den Wagen ab, vielleicht singt er mit ihnen? ist das jetzt seine Stimme? Ob er sich gedemütigt fühlt jetzt, wo ganz gewiß die Dorfleute auf ihn sehen, wie auf einen gezähmten Wolf. Der Kapitän denkt, das schadet ihm nicht, um so besser wird er sichs merken; alles gebändigt nun, und es kann in Ordnung weitergehen. Da hörte sie ihn auch schon sprechen:
    Ich wollte Ihnen das erklären und zeigen heute, ich bin froh, daß ich mich endlich entschlossen habe, einzugreifen. Es war zuviel Unordnung in meinem Rayon. Schon immer habe ich mir überlegt, wie man den Leuten hier helfen könnte, daß sie nicht ganz sich selbst überlassen sind und immer elender werden. Ich habe nur nicht gewußt, wie ichs anfangen sollte. Aber seit Sie mir begegnet sind, weiß ichs, und da muß ich mich bei Ihnen bedanken. An Ihnen habe ich deutlich gesehen, daß es so nicht weitergeht! Ja, ja, ich muß Ihnen dankbar sein, Sie haben mir den Weg gezeigt. Ohne Sie wäre ich nicht so weit gekommen. Und, verstehen Sie mich recht, ich glaube, es muß so sein, daß es von einem Menschen ausgeht, der einem den Anstoß gibt, wie Sie es getan haben; bei jemand, den man lieb hat, fängt es an, und dann erst wendet man sich dem Ganzen zu. Sie ahnen ja nicht, Kosanna, ich kann jetzt alles Mögliche machen, und bald werden mich auch die anderen ohne Furcht ansehen als ihren Kapitän, der sie nicht im Stich läßt, der auf Ordnung sieht. Ich bilde mir nichts drauf ein, aber ich kann es nun machen. Ich nehme die Wahrheit aus mir selber, und dann wird alles gut und. gerecht eingerichtet. Ich werde hier Frieden schaffen.
    Es dauerte eine Weile, bis der Kapitän begriff, daß Susanna gar nicht diese Aufenthaltsgenehmigung wollte. Sie sagte: Danke, nein. Ich will etwas anderes, aber ich getraue mich nicht, Sie darum anzusprechen. Passierschein, – ich weiß, es gibt ihn sonst nicht, aber in meinem Fall …
    Stockend brachte sie ihr Anliegen vor. Aber sie hätte sich nicht zu ängstigen brauchen. Der Kapitän war zwar nicht in gewöhnlichem Sinn guter Laune, und dachte auch nicht daran, ein Fest zu veranstalten, wie der Pfarrer gemeint hatte; aber als er nun hörte: Passierschein, und warum: der Mann drüben, Nachricht vom Mann – ach, du unerwartete Fügung! ihm, dem Kapitän Waldfee, der Ordnung machen wollte in seinem Reich, hätte sich keine schönere Gelegenheit bieten können, da kam doch noch einmal etwas Gutes und er konnte dazu helfen, die Zerstreuten sammelten sich, Mann und Frau. Er sah auf Susanna, Schweigen, und von draußen die Lieder, und hier dieses Zimmer, er dachte zurück.
    Erinnern Sie sich noch, damals habe ich Sie ausgewiesen. Ich wußte noch nicht so genau, warum. Aber jetzt weiß ichs. Damit das geschehen kann!
    Er gab ihr den Passierschein.
    Dann nahm er sich zusammen. Er trat auf sie zu, er wollte sie aufmuntern. Er schüttelte ihr die Hände und schrie ganz fröhlich: Gute Nachricht! Nun ist die junge Frau nicht mehr allein, der alle nachgelaufen sind, solange sie es war, morgen schon wird sie nicht mehr allein

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