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Der schüchterne Junggeselle

Der schüchterne Junggeselle

Titel: Der schüchterne Junggeselle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. G. Wodehouse
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Beamish. »Vergiß nicht zu erwähnen, daß es jemand ist, den sie morgen um fünf Uhr aufsuchen will, und telefoniere mir den Namen und die Adresse. Ach, sie zu umfangen und an mich zu drücken und immer und immer wieder zu küssen! Und jetzt, mein Kind, erzähl mir von dir. Wenn ich nicht irre, erwähntest du, daß auch du verliebt seist.«
    »Ja. In George Finch.«
    »Ein Prachtkerl.«
    »Er ist ein Lämmchen«, verbesserte Molly mit Wärme.
    »Ein Lämmchen, wenn es dir so lieber ist.«
    »Ich habe dich gebeten herzukommen, damit du mir sagst, was ich tun soll. Weißt du, Mutter mag ihn nicht.«
    »Das habe ich erraten.«
    »Sie hat ihm das Haus verboten.«
    »Ja.«
    »Ich glaube, weil er kein Geld hat. Aber mir macht das gar nichts. Du weißt, wenn ich heirate, bekomme ich das Perlenkollier, das Vater der Mutter geschenkt hat. Es wird für mich aufgehoben. Ich kann es verkaufen und viel Geld dafür kriegen, so daß wir gar keine Sorgen zu haben brauchen.«
    »Stimmt.«
    »Aber ich will natürlich nicht heimlich heiraten, wenn es sich vermeiden läßt. Ich will mit Brautjungfern und Hochzeitskuchen und Geschenken und Bildern in der Illustrierten Beilage und allem, was dazu gehört, heiraten.«
    »Natürlich.«
    »Deshalb kommt es darauf an, daß Mutter George liebenlernt. Gib jetzt acht, Jimmy. Mutter wird sehr bald zu ihrer Wahrsagerin gehen – sie geht immer zu Wahrsagerinnen, weißt du.«
    Hamilton Beamish nickte. Er hatte zwar nichts davon gewußt, aber von Mrs. Waddington konnte er alles glauben. Jetzt, da er darüber nachdachte, erkannte er, daß Mrs. Waddington gerade die Frau war, die, wenn sie nicht gerade mit einer grünen Schmiere in einem Schönheitssalon saß, bei Wahrsagerinnen sein mußte.
    »Du mußt zu dieser Wahrsagerin gehen, bevor Mutter hinkommt, und sie bestechen, damit sie sagt, daß mein ganzes Glück von einem Maler mit braunem Haar abhängt, dessen Name mit einem G anfängt.«
    »Ich kann mir kaum vorstellen, daß selbst eine Wahrsagerin Mrs. Waddington so etwas einreden kann.«
    »Sie glaubt alles, was Madame Eulalie im Kristall sieht.«
    »Aber das doch wohl kaum«
    »Nein, vielleicht hast du recht. Aber dann mußt du Madame Eulalie wenigstens dazu bringen, daß sie der Mutter Lord Hunstanton ausredet. Gestern abend hat sie mir immer wieder gesagt, sie wünscht, daß ich ihn heirate. Er ist immer da, und er ist einfach fürchterlich.«
    »Das könnte ich natürlich tun.«
    »Du bist ein Engel. Ich glaube, für zehn Dollar wird sie es machen. Übrigens, willst du George so ganz nebenbei etwas sagen?«
    »Was du wünschst.«
    »Dann sag ihm bloß, wenn er morgen nachmittag im Central Park in der Nähe des Zoo spazierengeht, könnten wir einander begegnen.«
    »Schön.«
    »Und jetzt«, sagte Molly, »erzähl mir alles von George, und wie ihr euch kennengelernt habt, und was für einen Eindruck du von ihm hattest, als du ihn das erstemal sahst, und was er am liebsten zum Frühstück ißt, und worüber er spricht, und was er von mir gesagt hat.«
4
    Es wäre vielleicht zu erwarten gewesen, daß die Zeit und mit ihr die Gelegenheit, über die Widersinnigkeit seiner Verzauberung nachzudenken, einen so klaren und unbarmherzigen Denker wie Hamilton Beamish zur Umkehr gebracht hätten. Doch das Gegenteil war der Fall. Während er am nächsten Tag im Warteraum von Madame Eulalies Institut saß, sonnte er sich in seiner Narrheit; und so oft sein besseres Ich sich bemühte, ihm zu zeigen, daß er sich von einem Mädchengesicht hatte übertölpeln lassen – das heißt, von einer ganz zufälligen Anordnung gewisser Stoffe, wußte Hamilton Beamish nichts Besseres zu tun, als seinem besseren Ich zu sagen, es solle den Kopf in den Sand stecken.
    Er liebte, und er freute sich daran. Er liebte und war stolz darauf. Während er wartete, hatte er nur einen zusammenhängenden Gedanken, und dieser beschäftigte sich mit dem Zurückziehen des Büchleins »Die vernünftige Ehe« und mit dem Plan, ein oder zwei Gedichte zu schreiben.
    »Madame Eulalie kann Sie jetzt empfangen, Sir«, meldete die Jungfer, seinen Träumen ein Ende machend.
    Hamilton Beamish trat in das Allerheiligste und blieb wie festgebannt stehen. »Sie!« rief er aus.
    Das Mädchen machte jene flüchtige Bewegung mit der Hand durch das Haar, mit der jede Frau auf eine unerwartete Situation reagiert, und rief: »Nanu, guten Tag.«
    »Guten Tag.«
    »Es scheint unser Geschick zu sein, uns zu treffen.«
    »Und ich bin dem Geschick nicht

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