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Der schüchterne Junggeselle

Der schüchterne Junggeselle

Titel: Der schüchterne Junggeselle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. G. Wodehouse
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Wachtmeister Garroway demütig. »Sofort, Mr. Beamish.«
    Als die Tür sich wieder geschlossen hatte, starrte das Mädchen Hamilton Beamish einige Augenblicke verwundert an.
    »War das wirklich ein Polizist?«
    »Ja.«
    »Und Sie haben ihn so behandelt, und er hat nur gesagt: ›Jawohl, Sir!‹ und ist auf allen vieren hinausgekrochen!« Sie holte tief Atem. »Mir scheint, einen besseren Freund als Sie könnte sich ein alleinstehendes Mädchen in dieser großen Stadt nicht wünschen.«
    »Es ist mir wirklich nur ein Vergnügen, daß ich Ihnen einen Dienst erweisen konnte.«
    »Dienst ist gut! Mr. Beamish …«
    »Mein Vorname ist Hamilton«
    Sie sah ihn erstaunt an.
    »Sie sind doch nicht der Hamilton Beamish? Doch nicht der Verfasser der Büchlein?«
    »Ich habe einige Büchlein geschrieben.«
    »Ach, da sind Sie ja mein Lieblingsautor. Wären Sie nicht gewesen, so würde ich noch immer in einem Nest verfaulen. Aber mir sind ein paar von Ihren Bändchen ›Hast du dich festgefahren?‹ in die Hand gekommen, und daraufhin nahm ich meine ganze Kraft zusammen und fuhr direkt nach New York, um ein anderes Leben zu beginnen. Wenn ich gestern gewußt hätte, daß Sie Hamilton Beamish sind, hätte ich Sie auf der Straße abgeküßt.«
    Hamilton Beamish hatte die Absicht, darauf hinzuweisen, daß ein abgeschlossenes Zimmer für eine derartige Demonstration noch viel geeigneter sei; als er aber sprechen wollte, packte ihn zum erstenmal in seinem Leben eine absonderliche Schüchternheit, die fast der George Finchs gleichkam. Ja, es kann nicht einmal geleugnet werden, daß Hamilton Beamish in diesem Augenblick ein albernes Kichern ausstieß und seine Finger zu verrenken begann.
    Die sonderbare Schwäche verließ ihn, und er war wieder er selbst. Entschlossen rückte er seine Brille zurecht. »Würden Sie«, fragte er, »könnten Sie vielleicht … Glauben Sie, Sie könnten es ermöglichen, morgen irgendwo mit mir zu lunchen?«
    Das Mädchen antwortete im Ton lebhaften Bedauerns:
    »Das ist aber zu dumm! Ich kann nicht.«
    »Übermorgen?«
    »Das tut mir wirklich leid. Ich werde leider drei Wochen fort sein. Ich muß morgen abreisen und meine Familie in East Gilead besuchen. Sonnabend hat Papa Geburtstag, und da muß ich immer dabei sein.«
    »East Gilead?«
    »In Idaho. Sie werden von dem Ort nichts gehört haben, aber er existiert doch.«
    »Ich habe aber davon gehört. Ein guter Freund von mir ist aus East Gilead.«
    »Was Sie nicht sagen! Wer?«
    »Er heißt George Finch.«
    Sie lachte belustigt.
    »Sie wollen mir doch nicht allen Ernstes erzählen, daß Sie George Finch kennen?«
    »Er ist mein intimster Freund.«
    »Dann will ich um Ihretwillen hoffen«, sagte das Mädchen, »daß er nicht mehr so ein Hascherl ist wie früher.«
    Hamilton Beamish dachte nach. War George Finch ein Hascherl? Auf welche Weise stellt man einwandfrei fest, ob ein Freund ein Hascherl ist?
    »Mit dem Wort ›Hascherl‹ meinen Sie …«
    »Meine ich ein Hascherl. Einen Menschen, der nicht imstande wäre, ›Bu‹ zu einer Gans zu sagen.«
    Hamilton Beamish hatte noch nie eine Unterhaltung zwischen George Finch und einer Gans gehört, glaubte aber Charakterkenner genug zu sein, um seinem Freund diese Kleinigkeit zutrauen zu können.
    »New York scheint George geändert zu haben«, antwortete er nach reiflicher Überlegung. »Das bringt mich darauf, weshalb ich Sie überhaupt in Ihrer offiziellen Eigenschaft aufgesucht habe. Es handelt sich darum, daß George Finch sich in Molly Waddington, die Stieftochter Ihrer Klientin Mrs. Waddington, verliebt hat.«
    »Nein, was Sie nicht sagen! Da ist er wohl zu schüchtern, um sich auf mehr als eine Meile an sie heranzuwagen.«
    »Im Gegenteil. Vorgestern abend hat er sich, wie es scheint, mit Gewalt – ja, man kann wirklich sagen mit Gewalt – Zutritt ins Haus verschafft, und jetzt hat Mrs. Waddington Molly verboten, ihn wiederzusehen, weil sie für ihren Plan, das arme Kind mit einem gewissen Lord Hunstanton zu verheiraten, fürchtet.«
    »Dann haben Sie recht! George muß sich geändert haben.«
    »Und wir überlegen uns – Molly und ich –, ob wir Sie vielleicht zu einer kleinen Kriegslist bewegen könnten. Mrs. Waddington kommt heute um fünf Uhr zu Ihnen, und Molly meinte, ich solle sondieren, ob Sie geneigt wären, in den Kristall zu schauen und Mrs. Waddington zu sagen, Sie sehen, daß Molly von einem brünetten Mann mit Monokel Gefahr droht.«
    »Natürlich.«
    »Sie wollen es

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