Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der schüchterne Junggeselle

Der schüchterne Junggeselle

Titel: Der schüchterne Junggeselle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. G. Wodehouse
Vom Netzwerk:
Sie, sagen Sie mal, wollen Sie einen Haufen Geld verdienen?«
    »Ja, Sir.«
    »Also, ich will Ihnen ganz ruhig sagen, daß ich eine Zuneigung für Sie gefaßt habe und etwas für Sie tun will, was ich nicht für viele Leute tun würde. Haben Sie schon einmal von der ›HolIywooder Schöneren und Besseren Filmgesellschaft‹ gehört?«
    »Nein, Sir.«
    »Das ist das Fabelhafte«, sagte Mr. Waddington wie in Begeisterung. »Kein Mensch hat davon gehört. Es ist nicht so eine abgedroschene Sache wie die ›United Artists‹, die allen zum Hals heraushängen. Es ist eine neue Sache. Und wissen Sie, was ich tun werde? Ich werde Ihnen ein Aktienpaket davon für eine Summe verkaufen, die bloß nominell ist. Es Ihnen zu schenken, was ich natürlich am liebsten täte, wäre eine Beleidigung. Aber es kommt auf dasselbe heraus. Das Paket hier ist viele tausend Dollars wert, und Sie sollen es für dreihundert haben. Haben Sie dreihundert?« fragte Mr. Waddington besorgt.
    »Ja, Sir, ich habe diese Summe, aber …«
    Mr. Waddington fuchtelte mit seiner Zigarre herum.
    »Sagen Sie nicht aber! Ich weiß, was Sie sagen wollen. Sie wollen sagen, daß ich mich beraube. Das weiß ich, aber wenn schon? Was liegt mir an Geld? Wenn ein Mann sein Schäfchen im trocknen hat, wie ich, und genug besitzt, um seiner Frau und seiner Familie allen Luxus zu gönnen, hat er meiner Ansicht nach die verdammte Pflicht und Schuldigkeit, von seinem Überfluß Leuten zu geben, die es zu würdigen wissen. Sie brauchen wahrscheinlich ebensosehr wie jeder andere Geld, was?«
    »Allerdings, Sir.«
    »Na, also«, sagte Mr. Waddington, das Päckchen mit den Aktien schwenkend. »Da haben Sie es. Sie können sich ruhig von mir sagen lassen, daß die ›Schönere und Bessere Filmgesellschaft‹ die großartigste Sache seit Marconi ist.«
    Wachtmeister Garroway nahm das Paket und streichelte es nachdenklich. »Es ist wirklich sehr hübsch lithographiert«, sagte er.
    »Na klar! Und sehen Sie sich mal die Dollarzeichen auf der Hinterseite an. Und das Siegel. Werfen Sie Ihr Auge auf diese Unterschriften. Die haben etwas zu bedeuten. Und Sie wissen, wie das mit dem Film ist. Eine größere Industrie als das Rindergeschäft. Und die ›Schönere und Bessere‹ ist die größte von allen. Sie ist nicht wie die anderen Gesellschaften. Erstens einmal hat sie nicht ihr ganzes Geld in Dividenden weggezahlt.«
    »Nein?«
    »Nein, mein Lieber! Noch nicht einen Cent hat sie darauf verschwendet.«
    »Das ganze Geld ist noch da?«
    »Noch ganz da. Und noch mehr, sie hat noch nicht einen einzigen Film herausgebracht.«
    »Alle noch da?«
    »Alle noch da. Auf Regalen – zu Dutzenden. Und dann die Personalspesen – was alle anderen Filmgesellschaften auffrißt. Große Ateliers … teure Direktoren … hochbezahlte Stars …«
    »Alle noch da?«
    »Nein, mein Lieber! Das ist es ja gerade. Die sind nicht da. Die ›Schönere und Bessere Filmgesellschaft‹ hat keinen D. W. Griffith und keine Gloria Swanson, die das ganze Kapital aufzehren. Sie hat nicht einmal ein Atelier.«
    »Nicht einmal ein Atelier?«
    »Nein, mein Lieber. Nichts als die Gesellschaft. Ich sage Ihnen, es ist großartig!«
    Wachtmeister Garroways sanfte blaue Augen öffneten sich weit. »Das scheint ja eine Gelegenheit zu sein, wie man sie nur einmal im Leben hat«, sagte er.
    »Einmal in einem Dutzend Leben«, antwortete Mr. Waddington. »Und nur so kommt man in der Welt weiter, wenn man die Gelegenheiten beim Schopf ergreift.« Mr. Waddington machte eine Pause. Seine Stirn furchte sich. Er entriß das Paket den Händen des anderen und bewegte es auf seine Brusttasche zu. »Nein!« rief er. »Nein! Ich kann nicht. Ich kann es Ihnen doch nicht geben!«
    »O Sir!«
    »Nein, es ist zuviel.«
    »Oh, aber Mr. Waddington …«
    Sigsbee H. Waddington schien aus einer Trance zu sich zu kommen. Er schüttelte sich und starrte den Polizisten an, als wollte er sagen: »Wo bin ich?« Er seufzte tief auf. »Das Geld ist doch etwas Teuflisches!« sagte er. »Es ist doch fürchterlich, wie es alle Prinzipien und guten Entschlüsse über den Haufen wirft! Es ist grauenhaft!« Er riß das Papier aus der Tasche und warf es dem Polizisten zu. »Da, nehmen Sie es, bevor ich wieder schwach werde. Geben Sie mir rasch die dreihundert und lassen Sie mich gehen.«
    »Ich weiß nicht, wie ich Ihnen danken soll, Sir.«
    »Danken Sie mir nicht, danken Sie mir nicht. Eins – zwei – drei«, sagte Mr. Waddington, die Banknoten

Weitere Kostenlose Bücher