Der schüchterne Junggeselle
Sie, sagen Sie mal. Kann ich ein paar Worte mit Ihnen sprechen? Ich brauche Ihren Rat.«
»Ich bin in Eile.«
»Wann müssen Sie zu ihrem Klimbim da gehen?«
»Das Dinner der Literarischen Gesellschaft, das Sie wohl meinen, beginnt um acht Uhr. Ich werde zwanzig Minuten nach sieben meine Wohnung verlassen.«
»Dann hat es keinen Sinn, noch heute abend mit Ihnen sprechen zu wollen. Hören Sie, sagen Sie mal. Sind Sie morgen zu Hause?«
»Ja.«
»Gut!« sagte Sigsbee H.
SECHSTES KAPITEL
1
»Hören Sie, sagen Sie mal!« rief Sigsbee H. Waddington.
»Sprechen Sie«, sagte Hamilton Beamish.
»Hören Sie, sagen Sie mal!«
»Ich bin ganz Ohr.«
»Hören Sie, sagen Sie mal!«
Hamilton Beamish sah ungeduldig auf die Uhr.
»Ich kann Ihnen sieben Minuten geben. Wenn diese Zeit verstrichen ist, muß ich gehen. Ich spreche bei einem Lunch der jungen Schriftstellerinnen Amerikas. Ich vermute, daß Sie hergekommen sind, um mir eine Mitteilung zu machen. Bitte.«
»Hören Sie, sagen Sie mal!«
Hamilton Beamish preßte die Lippen aufeinander. Er hatte Papageien intelligenter sprechen gehört und war sich einer merkwürdigen Sehnsucht danach bewußt, seinem Gegenüber mit einem Stück Gasrohr einen Schlag auf den Kopf zu versetzen.
»Hören Sie, sagen Sie mal! Ich habe mich in eine hübsche Soße gesetzt.«
»Sie sind in einer Verlegenheit?«
»Das ist es!«
»Welcher Art?« fragte Hamilton Beamish, ein zweites Mal auf die Uhr blickend.
»Die Sache ist die. Sie haben Molly gestern sagen gehört, daß sie diese Perlen verkaufen will.«
»Ja.«
»Also, hören Sie, sagen Sie mal!« sagte Mr. Waddington, die Stimme senkend und sich vorsichtig umsehend. »Es sind gar keine Perlen!«
»Was sind sie denn?«
»Fälschungen!«
»Sie meinen Imitationen?«
»Ja. Was soll ich da machen?«
»Ganz einfach. Verklagen Sie den Juwelier, der sie Ihnen als echt verkauft hat.«
»Aber damals waren sie doch echt. Sie scheinen nicht recht zu verstehen.«
»Nein.«
Sigsbee H. Waddington leckte sich die Lippen. »Haben Sie schon mal von der ›Hollywooder Schöneren und Besseren Filmgesellschaft‹ gehört?«
»Bleiben Sie, bitte, bei der Sache. Meine Zeit ist beschränkt.«
»Das ist die Sache. Vor einiger Zeit gab mir ein Mensch, der mein Freund zu sein behauptete, den Tip, diese Gesellschaft sei großartig, sie werde ganz groß herauskommen, und ich sollte mich gleich im Anfang beteiligen.«
»Und?«
»Also, ich hatte kein Geld – nicht einen Cent. Ich wollte aber so eine gute Sache nicht verpassen, deshalb setzte ich mich nieder und dachte nach. Ich dachte und dachte und dachte. Und dann schien plötzlich etwas zu mir zu sagen: ›Warum nicht?‹ Ich meine das Perlenkollier. Es war da, verstehen Sie mich, es lag bloß rum, ohne was zu tun, und ich brauchte das Geld nur auf ein paar Wochen, bis die Gesellschaft … also, kurz, ich holte das Kollier heraus, ließ die falschen Steine hineinsetzen, verkaufte die anderen, kaufte das Aktienpaket und war fein raus; so dachte ich wenigstens.«
»Und was hat Sie veranlaßt, diese Ansicht zu revidieren?«
»Ja, ich war gestern mit einem Mann zusammen, der mir sagte, die Aktien wären keinen Dollar wert. Ich habe sie hier. Sehen Sie sie sich mal an.«
Hamilton Beamish prüfte widerwillig die Dokumente. »Der Mann hat recht«, sagte er. »Als Sie den Namen der Gesellschaft nannten, kam er mir bekannt vor. Ich weiß jetzt, warum. Mrs. Henrietta Byng Masterson, die Präsidentin der Literarischen Gesellschaft, sprach gestern abend mit mir darüber. Sie hat zu ihrem Leidwesen ebenfalls Aktien gekauft. Die Aktien, die Sie da haben, würde ich auf etwa zehn Dollar schätzen.«
»Ich habe fünfzigtausend dafür bezahlt.«
»Dann werden Ihre Bücher einen Verlust von neunundvierzigtausendneunhundertneunzig Dollar ausweisen. Mein Beileid.«
»Aber was soll ich denn tun?«
»Betrachten Sie es als Erfahrung.«
»Aber zum Teufel! Verstehen Sie denn nicht? Was soll denn werden, wenn Molly das Kollier verkaufen will und sich herausstellt, daß es falsch ist?«
Hamilton Beamish schüttelte den Kopf. Die meisten gewöhnlichen Probleme des Lebens boten ihm keine Schwierigkeiten, dies aber, das gab er offen zu, ging über seine Fähigkeiten hinaus.
»Meine Frau wird mich umbringen.«
»Das würde mir leid tun.«
»Ich bin hergekommen, weil ich dachte, daß Sie mir etwas raten können.«
»Wenn Sie das Kollier nicht stehlen und in den Hudson River werfen wollen, fürchte ich, wird
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