Der schüchterne Junggeselle
– die Liebe. Nur die Liebe kann den wahren Barden begeistern. Die Liebe, Garroway, ist ein Feuer, das im Herzen der Menschheit glüht und wächst, bis es alle wärmt und bescheint, bis es die ganze Welt und die ganze Natur mit seinen edlen Flammen durchstrahlt. Und wenn Sie bei diesem lächerlichen Unsinn von faulenden Straßen und modernden Hunden bleiben, verschwenden Sie einfach Ihre Zeit, und es wäre besser für Sie, Filmtitel zu schreiben.«
Wachtmeister Garroway war kein eigenwilliger Mensch. Er beugte demütig sein Haupt vor dem Sturm.
»Ich verstehe, was Sie meinen, Mr. Beamish.«
»Das will ich auch hoffen. Ich habe mich klar genug ausgedrückt. Ich habe einen ausgesprochenen Widerwillen gegen die moderne Richtung unter den jungen Schriftstellern, die nur von Leichen, Gossen und Verzweiflung etwas wissen wollen. Über die Liebe müßte geschrieben werden. Ich sage Ihnen, Garroway, die Liebe ist die zweite Sonne der Natur, und wohin ihre Strahlen fallen, erweckt sie einen Lenz der Tugend. Wahre Liebe ist das Geschenk, das Gott dem Menschen allein unter dem Himmel gegeben hat.«
»Jawohl, Sir. Gewiß, Mr. Beamish. Ich begreife durchaus.«
»Dann gehen Sie und schreiben Sie Ihr Gedicht so um, wie ich Ihnen jetzt gesagt habe.«
»Jawohl, Mr. Beamish.« Der Polizist zauderte. »Nur noch eine Sache, bevor ich gehe …«
»Es gibt nichts auf der Welt außer der Liebe, was wichtig wäre.«
»Ja, Sir, da ist doch der Film, auf den Sie eben kurz hingewiesen haben, und …«
»Garroway«, sagte Hamilton Beamish, »Sie wollen mir doch hoffentlich nicht sagen, daß Sie nach allem, was ich getan habe, um einen Dichter aus Ihnen zu machen, so tief herabsinken wollen, Drehbücher zu schreiben?«
»Nein, Sir. Gewiß nicht. Aber ich habe vor einiger Zeit ein Aktienpaket von einer Filmgesellschaft erworben, und bis heute waren alle meine Bemühungen, es zu verkaufen, erfolglos. Mir sind Zweifel am Wert dieser Papiere aufgestiegen, und deshalb dachte ich, ich könnte, da ich schon hier bin, fragen, ob Sie etwas darüber wissen.«
»Was für eine Gesellschaft ist das?«
»Die ›Schönere und Bessere Filmgesellschaft Hollywood‹, Mr. Beamish.«
»Wieviel Aktien haben Sie gekauft?«
»Fünfzigtausend Dollar nominal.«
»Wieviel haben Sie dafür bezahlt?«
»Dreihundert Dollar.«
»Sie sind beschwindelt worden«, sagte Hamilton Beamish. »Das Ganze ist Makulatur. Wer hat es Ihnen verkauft?«
»Unglückseligerweise habe ich den Namen vergessen. Es war ein Mann mit rotem Gesicht und grauem Haar. Und wenn ich ihn jetzt hier hätte«, sagte Wachtmeister Garroway mit ehrlicher Wärme, »würde ich ihn so versohlen, daß seine Enkel in die Luft springen würden. Dieses verlogene, heuchlerische Krokodil!«
»Es ist merkwürdig«, sagte Hamilton Beamish nachdenklich, »im Hintergrund meines Bewußtseins scheint so etwas wie eine verschwommene Erinnerung zu sein, daß ich schon einmal mit den Aktien, von denen Sie sprechen, zu tun hatte. Ich glaube mich darauf zu besinnen, daß mich jemand irgendwann und irgendwo deshalb um Rat gefragt hat. Nein, es hat keinen Sinn, es wird mir nicht einfallen. Ich war in der letzten Zeit sehr beschäftigt, und mein Gedächtnis ist etwas unsicher geworden. Na, machen Sie sich auf, Garroway. und beginnen Sie mit dem Umschreiben Ihres Gedichts.«
Die Stirn des Polizisten verfinsterte sich. In seinen sonst sanften Augen stand ein Aufrührerblick.
»Umschreiben ist nicht! So ist es gut.«
»Garroway!«
»Ich sagte, daß New York voll Aussätziger ist, und das stimmt. Voll widerwärtiger, schmieriger Aussätziger mit Hängeohren, die sich an die Menschen heranschleichen und ihnen elende Wertpapiere verkaufen, die nicht das Papier wert sind, auf das sie gedruckt sind. Das Gedicht ist richtig, und ich werde nicht ein Wort daran ändern. Nein, Sir!«
Hamilton Beamish schüttelte den Kopf.
»Garroway, es wird der Tag kommen, an dem die Liebe in Ihr Herz einzieht, und dann werden Sie Ihre Ansichten ändern.«
»Es wird der Tag kommen«, erwiderte der Polizist frostig, »an dem ich diesen Kerl mit dem roten Gesicht wieder treffen werde, und dann werde ich sein Gesicht ändern. Und wenn ich mit ihm fertig bin, wird nicht nur mir das Herz weh tun.«
ACHTES KAPITEL
Schön und strahlend stieg George Finchs Hochzeitstag empor. Die Sonne leuchtete, als erwiese George ihr mit seiner Heirat einen persönlichen Gefallen. Die Lüftchen, die um ihn spielten, brachten einen zarten, aber
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