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Der schüchterne Junggeselle

Der schüchterne Junggeselle

Titel: Der schüchterne Junggeselle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. G. Wodehouse
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Purbach zu fragen, ob es an dem sei, worauf Regio Montanus erwiderte, ja, es sei an dem, und dann rief Purbach wieder, er habe sattsam genug von Regio Montanus. Darüber kam es zu ihrem ersten Streit.
    Für George Finch, der sich in der Gesellschaft Molly Waddingtons sonnte, vergingen die nächsten drei Wochen im Nu. Hamilton Beamish hingegen, dessen Angebetete viele Meilen weit weg war, erschien es unglaublich, daß vernünftige Menschen überhaupt der Ansicht sein könnten, ein Tag habe nur vierundzwanzig Stunden.
    Doch nun waren die drei Wochen um, und er konnte jede Minute hören, daß sie wieder in der Stadt sei. Den ganzen Tag schon hatte er ein glückseliges Lächeln auf seinem Gesicht spazierengetragen, und jetzt begrüßte er den Wachtmeister Garroway mit einem Herzen, das vor Jubel tanzte und sang.
    »Ah, Garroway!« rief er. »Wie geht’s? Was bringt Sie zu mir?«
    »Sie trugen mir auf, Sir«, erwiderte der Polizist, »Ihnen mein Gedicht zu bringen, sobald ich soweit bin.«
    »Natürlich, natürlich. Ich hatte ganz vergessen. Mit meinem Gedächtnis muß in den letzten Tagen etwas passiert sein. So, Sie haben also Ihr erstes Gedicht geschrieben? Wohl lauter Liebe und Jugend und Lenz? … Entschuldigen Sie.«
    Das Telefon hatte geklingelt, und obwohl der Apparat Hamilton Beamish in den letzten Tagen immer wieder enttäuscht hatte, sprang er aufgeregt auf, um den Hörer abzunehmen.
    »Hallo?«
    Diesmal war es keine Enttäuschung. Die Stimme, die sprach, war die Stimme, die er so oft in seinen Träumen gehört hatte.
    »Mrs. Beamish, ich meine, Jimmy?«
    Hamilton Beamish holte tief Atem und rief:
    »Endlich!«
    »Was sagen Sie?«
    »Ich sagte: ›Endlich!‹ Seitdem Sie fortgefahren sind, ist mir jede Minute wie eine Stunde vorgekommen.«
    »Mir auch.«
    »Ist das Ihr Ernst?« keuchte Hamilton Beamish.
    »Ja. So kommen einem die Minuten in East Gilead vor.«
    »So, ach, ja«, sagte Mr. Beamish ein wenig gedämpft. »Wann sind Sie zurückgekommen?«
    »Vor einer Viertelstunde.«
    Hamilton Beamishs Stimmung hob sich wieder.
    »Und Sie haben mich sofort angerufen!« sagte er gerührt.
    »Ja. Ich brauche Mrs. Waddingtons Hempsteader Telefonnummer.«
    »War das der einzige Grund?«
    »Natürlich nicht. Ich wollte hören, wie es Ihnen geht …«
    »Ja? Wirklich?«
    »… und ob ich Ihnen gefehlt habe.«
    »Ob Sie mir gefehlt haben!«
    »Ja?«
    »Und ob!«
    »Das ist aber reizend von Ihnen. Ich habe gemeint, Sie hätten mich mittlerweile ganz vergessen.«
    »Ich!« sagte Hamilton Beamish ganz überwältigt.
    »Na, soll ich Ihnen etwas sagen? Sie haben mir auch gefehlt.«
    Hamilton Beamish holte ein zweites Mal auf höchst unwissenschaftliche Weise tief Atem und wollte schon seine ganze Seele auf eine Weise in den Apparat ergießen, daß wahrscheinlich die Drähte durcheinander gekommen wären, als plötzlich eine energische Männerstimme an sein Trommelfell drang.
    »Ist dort Ed?« fragte die Stimme.
    »Nein«, donnerte Hamilton Beamish.
    »Hier ist Charley, Ed. Bleibt es bei Freitag?«
    »Nichts bleibt!« brüllte Hamilton Beamish. »Gehen Sie aus der Leitung, Sie Vieh! Gehen Sie raus, scheren Sie sich zum Teufel!«
    »Bitte, wenn Sie wünschen«, sagte eine süße Frauenstimme. »Aber …«
    »Ich bitte um Entschuldigung! Ich bin ganz geknickt, ganz geknickt. Ein Teufel in Menschengestalt war in die Leitung gekommen«, erklärte Mr. Beamish hastig.
    »Oh! Ja, wovon haben wir gesprochen?«
    »Ich wollte gerade …«
    »Ach ja, ich weiß wieder. Mrs. Waddingtons Telefonnummer. Ich habe eben meine Post durchgesehen und eine Einladung von Miss Waddington zu ihrer Hochzeit gefunden. Schon morgen, denken Sie bloß!«
    Hamilton Beamish hätte gern von weniger trivialen Dingen als George Finchs Hochzeit gesprochen, aber er fand es schwierig, das Thema zu wechseln.
    »Ja. Sie soll morgen in Hempstead stattfinden. George wird dort im Gasthof absteigen.«
    »Es wird also eine stille Landhochzeit werden?«
    »Ja. Ich glaube, Mrs. Waddington will George, so gut es geht, verheimlichen.«
    »Der arme George!«
    »Ich fahre um ein Uhr dreißig hinaus. Könnten wir nicht zusammen fahren?«
    »Ich weiß nicht sicher, ob ich kann. Ich war so lange weg und habe jetzt schrecklich viel zu erledigen. Wollen wir es vorläufig offenlassen?«
    »Na schön«, sagte Hamilton Beamish resigniert. »Aber können Sie nicht auf jeden Fall morgen abend mit mir dinieren?«
    »Mit dem größten Vergnügen.«
    Hamilton Beamish schloß die Augen

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