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Der schüchterne Junggeselle

Der schüchterne Junggeselle

Titel: Der schüchterne Junggeselle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. G. Wodehouse
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eifrig.
    »Also, was für eine Arbeit ist es?«
    »Ich brauche jemand, der ein Perlenkollier stiehlt.«
    »Wo ist es?«
    »Im Banktresor.«
    »Was hat es dann für einen Sinn darüber zu reden? Knacken kann ich nicht. Ich habe nie in meinem Leben mit einem Sauerstoffgebläse gearbeitet.«
    »Ach, Sie mißverstehen mich«, beeilte sich Mr. Waddington zu sagen. »Wenn ich sage, daß das Kollier im Tresor ist, dann heißt das bloß, daß es jetzt dort ist. Es wird herausgenommen und zu den anderen Hochzeitsgeschenken gelegt werden.«
    »Jetzt beginnt die Sache schon besser auszusehen.«
    »Ich kann natürlich keine Namen nennen …«
    »Das habe ich auch gar nicht erwartet.«
    »Ich will also ganz einfach sagen, daß A, dem das Perlenkollier gehört, in kurzer Zeit B heiraten soll. Ich habe gute Gründe für die Annahme, daß die Hochzeit in Hempstead auf Long Island stattfinden wird; dort hat C, A’s Stiefmutter, ihr Sommerhaus.«
    »Warum? Warum nicht in New York?«
    »Weil«, sagte Mr. Waddington einfach, »weil ich den Wunsch ausgesprochen habe, daß sie in New York stattfinden soll.«
    »Was haben Sie damit zu tun?«
    »Ich bin D, der Mann von C.«
    »Aha. Es ist mir ein Vergnügen.«
    »Jetzt bin ich sehr einverstanden mit Hempstead«, sagte Mr. Waddington. »In New York wäre es vielleicht schwierig gewesen, Sie ins Haus zu bringen, aber in Hempstead draußen können Sie im Garten versteckt bleiben, bis der richtige Moment kommt. Und außerdem werden die Geschenke dort im Speisezimmer ausgestellt sein, und das hat Glastüren, die auf eine von Gebüsch eingefaßte Rasenfläche führen.«
    »Ausgezeichnet!«
    »Das dachte ich auch. Ich werde also heute abend darauf bestehen, daß die Hochzeit in New York stattfindet, und dann wird die Sache ganz sicher sein.«
    Fanny musterte ihn nachdenklich.
    »Mir kommt das Ganze ein bißchen komisch vor. Wenn Sie D sind, und mit C verheiratet, und C die Stiefmutter von A ist, müssen Sie A’s Vater sein. Warum wollen Sie, daß man Ihrer Tochter Kolliers stiehlt?«
    »Hören Sie, sagen Sie mal«, rief Mr. Waddington hitzig. »Vor allem müssen Sie sich einbläuen, daß Sie keine Fragen zu stellen haben. Das ist eine sehr delikate Angelegenheit, und ich kann es absolut nicht brauchen, daß alle Leute nach Motiven und Beweggründen schnüffeln. Seien Sie bloß ein gutes Kind, machen Sie sich an die Arbeit, holen Sie das Kollier, und geben Sie es mir, wenn niemand zusieht, und dann schlagen Sie sich die ganze Sache aus Ihrem hübschen Köpfchen, und vergessen Sie sie.«
    »Ganz wie Sie wünschen. Und jetzt die Hauptsache: Was bringt mir der Spaß?«
    »Dreihundert Dollar.«
    »Das ist auch nicht annähernd genug.«
    »Mehr habe ich nicht.«
    Fanny dachte nach. Dreihundert waren nicht viel, aber es waren dreihundert Dollar. Man kann immer dreihundert Dollar brauchen, wenn man sich neu einrichtet, und die Arbeit schien einfach zu sein.
    »Einverstanden«, sagte sie.
    »Sie wollen es machen?«
    »Ich werde es machen.«
    »Sie sind ein gutes Kind«, sagte Mr. Waddington. »Wo kann ich Sie finden, wenn ich Sie brauche?«
    »Hier haben Sie meine Adresse.«
    »Ich werde Ihnen eine Zeile schreiben. Ist alles klar?«
    »Freilich. Ich warte im Gebüsch, bis kein Mensch in der Nähe ist, dann schleiche ich ins Zimmer und grapse das Kollier …«
    »Und geben es mir.«
    »Selbstverständlich.«
    »Ich werde im Garten draußen warten und sofort auf Sie zugehen, wenn Sie herauskommen. Sofort. So«, sagte Mr. Waddington mit einem gelassenen, bedeutsamen Blick auf seine junge Freundin, »werden wir jedes Hurli-Burli vermeiden.«
    »Was soll das heißen?« fragte Fanny.
    »Nichts, nichts«, sagte Mr. Waddington mit einer entschuldigenden Handbewegung. »Bloß Hurli-Burli.«

SIEBENTES KAPITEL
    Wie jedermann weiß, gibt es vielerlei Methoden, die Zeit zu messen, und im Verlauf der Jahrhunderte haben gelehrte Männer sich hitzig für ihre verschiedenen Systeme eingesetzt. Hipparchus von Rhodos lachte höhnisch, so oft jemand ihm den Namen Marinus von Tyrus erwähnte; und über die Ansichten Achmed Ibn Abdalas von Bagdad hatten Purbach und Regio Montanus ihr ganzes Leben zu lachen. Purbach erklärte in seiner derben Art, der Mann müßte ein vollendeter Esel sein; und wenn Regio Montanus, dessen Devise leben und leben lassen war, darauf verwies, daß Achmed Ibn doch ein harmloser junger Mensch sei, der sich durchzuschlagen suche und deshalb nicht zu hart behandelt werden sollte, pflegte

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