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Der schüchterne Junggeselle

Der schüchterne Junggeselle

Titel: Der schüchterne Junggeselle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. G. Wodehouse
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Herr«, sagte der Kellner, mit einem Lächeln, das einstens in Assisi Herzen gebrochen hatte.
    »Guten Abend, Giuseppe«, sagte George. »Ich nehme das Menü.«
    »Bitte sehr. Bouillon oder legierte Suppe?«
    »Legierte. Sehr voll heute, Giuseppe.«
    »Ja, großes Geschäft heute.«
    »Der Kellner scheint Sie zu kennen«, sagte Georges Tischgefährte.
    »Ach ja«, antwortete George, »ich bin fast jeden Tag hier.«
    »Ah!« sagte der andere nachdenklich.
    Die Suppe kam, und George widmete sich ihr eifrig. Der andere hatte einen fürchterlichen Kampf mit seinen Spaghetti zu bestehen.
    »Sind Sie zum erstenmal in New York?« fragte George nach einer Pause.
    •
    »O nein, Sir. Ich lebe in New York.«
    »Ach so, ich dachte, Sie seien vom Lande.«
    »Nein, Sir. Ich lebe in New York.«
    George kam auf den Gedanken, er hätte diesen Menschen schon einmal gesehen. Ja, er hätte schwören können, daß er diesen langen Leib und diesen vorstehenden Adamsapfel nicht zum erstenmal vor Augen hatte. Er suchte in der Erinnerung. Vergeblich.
    »Ich glaube, wir haben uns schon einmal gesehen«, sagte er.
    »Ich dachte eben dasselbe«, erwiderte der andere.
    »Ich heiße Finch.«
    »Cabot. Delancy Cabot.«
    George schüttelte den Kopf.
    »Den Namen kenne ich nicht.«
    »Ihrer kommt mir bekannt vor. Ich muß ihn schon gehört haben, aber ich kann nicht darauf kommen, wann.«
    »Wohnen Sie in Greenwich Village?«
    »Etwas weiter drin. Und Sie?«
    »Ich habe die Wohnung auf dem Dach des Hauses hier hinter uns.«
    Ein plötzliches Leuchten fuhr über das Gesicht des anderen, was George nicht entging.
    »Ist Ihnen eingefallen, wo wir uns gesehen haben?«
    »Nein, Sir. Nein, nein«, sagte der andere hastig. Er trank einen Schluck Eiswasser. »Ich weiß jetzt aber wieder, daß Sie Künstler sind.«
    »Stimmt. Sind Sie zufällig auch Künstler?«
    »Ich bin Dichter.«
    »Dichter?« George bemühte sich, seine begreifliche Überraschung zu verbergen. »Wo erscheinen Ihre Sachen gewöhnlich?«
    »Ich habe bis jetzt noch nichts publiziert, Mr. Finch«, erwiderte der andere traurig.
    »Pech. Ich habe noch nie ein Bild verkauft.«
    »Schade.«
    Sie betrachteten einander mit freundlichen Augen, als Unglücksgefährten, die unter der Geschmacklosigkeit des Publikums litten. Giuseppe erschien, in der einen Hand Apfelkuchen, Poulet rôti in der anderen.
    »Giuseppe«, sagte George.
    »Bitte sehr?«
    George brachte seine Lippen an das lauschende Ohr des Kellners.
    »Bsss … bsss … bsss …«
    »Jawohl. Bitte sehr. Einen Moment, bitte.«
    George lehnte sich zufrieden zurück. Dann fiel ihm ein, daß er eine kleine Unterlassungssünde begangen hatte. Der rotäugige Mann war allerdings nicht sein Gast, aber sie hatten sich angefreundet und kannten die Leiden und Mühen ihrer Künste.
    »Wollen Sie nicht mithalten?« fragte er.
    »Mithalten, Sir?«
    »Bei einem Whisky-Soda. Giuseppe bringt mir welchen.«
    »Tatsächlich? Ist es möglich, in diesem Restaurant alkoholische Getränke zu bekommen?«
    »Man kann es immer kriegen, wenn die Leute einen kennen.«
    »Aber das verstößt doch sicherlich gegen das Gesetz?«
    »Haha!« George gefiel dieser nette, spaßhafte Mensch. »Haha! Ausgezeichnet!«
    Er betrachtete ihn mit jener freundlichen Bonhomie, mit der man einen Fremden ansieht, an dem man plötzlich Sinn für Humor entdeckt hat. Plötzlich erstarrte er. Ein Fremder?
    »Du guter Gott!«
    »Sir?«
    »Nichts, nichts.«
    Er wußte endlich, wer dieser Mann war. Von einem Fremden konnte gar keine Rede sein. Er wußte jetzt, wo er ihn gesehen hatte – auf dem Dach des Sheridan hatte dieser Mensch, in der Uniform eines Polizisten, ihn auf die traurige Vergangenheit Frederick Mulletts aufmerksam gemacht. Und unter den Augen dieses Menschen hatte er soeben einen Whisky-Soda bestellt. George lachte verzweifelt auf.
    »Ich habe natürlich nur gescherzt«, sagte er.
    »Gescherzt, Mr. Finch?«
    »Als ich sagte, daß man es hier kriegen kann. Das ist natürlich nicht wahr. Was Giuseppe mir bringt, ist Ingwerbier.«
    »Ach?«
    »Und ich heiße gar nicht Finch«, stotterte George. »Ich – ich heiße – äh – Briskett. Und ich wohne auch gar nicht da oben, ich wohne …«
    Er merkte, daß Giuseppe neben ihm stand. Und Giuseppe benahm sich unsagbar heimlich und verschwörerisch mit einem hohen Glas und einer Kaffeekanne.
    »Ist das mein Ingwerbier?« zwitscherte George. »Mein Ingwerbier? Das haben Sie da?«
    »Jawohl, der Herr. Ihr Ingwerbier. Ihr Ingwerbier,

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