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Der Schuldige: Roman (German Edition)

Der Schuldige: Roman (German Edition)

Titel: Der Schuldige: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Ballantyne
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er sich, dass sie einsam sein werde, andererseits erfüllten ihn Sorgen um sich selbst. Irgendein kindischer Teil von ihm wollte nicht weg. Er kannte niemanden, der eine Universität besucht hatte: Er wusste nicht, was ihn erwartete.
    »Und komm nicht auf den Gedanken, dass du’s nicht wert bist«, sagte sie, als hätte sie wieder in seinen Gedanken gelesen. Ihre Augen zergingen vor Heiterkeit und Weisheit. »Du brauchtest nichts weiter als diese eine Chance. Ergreife sie und zeige einfach allen, woraus du gemacht bist.«
    Er umarmte sie, beugte sich zu ihr hinunter, um sie zu drücken, und fühlte, wie ihr Körper sich ihm ergab. Blitz jaulte und sprang an ihnen hoch, um sie voneinander zu trennen.
    »Du bist nichts als ein eifersüchtiger Dummkopf«, machte sie sich über Blitz lustig und tätschelte ihm grob den Kopf.
    Es war Zeit. Daniel hatte gelächelt, ihr die nasse Wange geküsst, Blitz’ wachsames Ohr gestreichelt, und dann war er weg.
    Obwohl an der Universität Sheffield die meisten Studenten, mit denen er sich anfreundete, ein Jahr älter als er waren, weil sie zwischen Highschool und Uni ein Jahr im Ausland verbracht hatten, kam Daniel sich seltsam älter vor als sie. Er trat der Fußballmannschaft bei und auch einem Laufklub und ging mit Freunden aus beiden einen trinken. Carol-Ann blieb in Brampton, und er sah sie gelegentlich während des Semesters und in den Ferien, wenn er zur Farm zurückfuhr, aber er schlief mit anderen Mädchen an der Universität und sagte Carol-Ann nichts davon, die ihn gut genug kannte, um nicht zu fragen.
    Eines der Mädchen, mit denen er zu Anfang seines zweiten Jahres schlief, wurde schwanger und ließ eine Abtreibung vornehmen. Er wohnte damals in einer WG in der Ecclesall Road und war mit ihr zur Danum Lodge in Doncaster gefahren, wo der Eingriff gemacht wurde. Sie hatten beide Angst gehabt, und hinterher hatte sie geblutet und über Schmerzen geklagt. Er hatte sich um sie gekümmert, aber nach ein paar Wochen war es so, als wäre es nie geschehen.
    Daniel war sich nicht sicher, ob dies der Grund dafür war, dass er wieder an seine Mutter zu denken begann – seine leibliche Mutter –, aber kurz vor den Juraexamen des zweiten Studienjahrs rief er im Newcastler Amt für Sozialarbeit an und verlangte, Tricia zu sprechen. Ihm wurde mitgeteilt, dass sie das Amt 1989 verlassen hatte.
    Daniel erinnerte sich, dass man ihm gesagt hatte, wenn er achtzehn wäre, hätte er das Recht, seine Mutter ausfindig zu machen. Sie war zwar tot, trotzdem wollte er wissen, wie sie gestorben war und ob es einen Grabstein gab. Er beschloss, wieder nach Newcastle zu fahren, um zu sehen, was er über den Tod seiner Mutter herausfinden könnte. Einen Teil von ihm zog es dorthin zurück. Er erzählte Minnie nichts von dem, was er vorhatte – er wusste, es würde sie zu sehr aufregen. Er wollte Minnie nicht wehtun, aber weg von Brampton fühlte er sich eher dazu imstande, die Fahrt zu machen. Er rief dreimal bei den Sozialdiensten an, ehe er jemanden an den Apparat bekam, der ihm helfen konnte.
    »Daniel Hunter, sagten Sie?«
    »Ja.«
    »Und Ihre leibliche Mutter hieß Samantha? Sie wurden 1988 von Minnie Florence Flynn adoptiert?«
    »Hm-hm.«
    Die Sozialarbeiterin hieß Margaret Bentley. Sie hörte sich erschöpft an, als kosteten sie allein die Worte, die die sprach, erhebliche Kraft.
    »Alles, was ich über Ihre Mutter finden kann, sind Aufzeichnungen der Drogenarbeitsgruppe, aber nichts Aktuelles …«
    »Das ist okay, ich weiß, dass sie tot ist. Ich möchte nur wissen, wie sie gestorben ist, und vielleicht herausfinden, ob es einen Grabstein gibt. Ich weiß, dass sie verbrannt wurde.«
    »Tut mir leid, diese Information haben wir nicht, aber Sie könnten sich an das Standesamt in Newcastle wenden. Dort liegt ihre Sterbeurkunde. Die Stadtverwaltung könnte Ihnen sagen, wo sie verbrannt worden ist und ob es einen Grabstein gibt …«
    »Also … der letzte Bericht der Drogenarbeitsgruppe, war der schlecht?«
    »Eigentlich dürfen wir derartige Informationen nicht herausgeben.«
    »Sie erzählen mir ja nichts, was ich nicht weiß«, sagte Daniel. »Ich weiß, dass meine Mum Drogen genommen hat. Es ist nur …«
    »Also, dieser letzte Bericht war sehr gut. Sie war clean.«
    »Wirklich? Wann war das?«
    »1988, im selben Jahr, als Sie adoptiert wurden.«
    »Danke«, sagte Daniel und legte auf.
    Er dachte über sein letztes Zusammentreffen mit seiner Mutter nach, wie sie sich bemüht hatte, dem,

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