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Der Schuldige: Roman (German Edition)

Der Schuldige: Roman (German Edition)

Titel: Der Schuldige: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Ballantyne
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nie lächeln sehen – als wäre sie mit sich zufrieden oder als würde sie außer von ihm noch von jemand anderem beobachtet. Daniel zog die Stirn in Falten, steckte die Hände in die Taschen und folgte ihr ins Wohnzimmer.
    »Ah, hallo …«
    Der Mann straffte sich, streckte die Arme aus und schien im Begriff zu sein aufzustehen, aber die Frau legte ihm eine Hand auf den Unterarm. Daniel war froh, dass er sitzen blieb. Minnie hatte ihm beide Hände auf die Schultern gelegt und streichelte sie. Daniel nickte zur Begrüßung und streifte mit seinen Socken über den Wohnzimmerteppich.
    »Ich bin Val«, sagte die Frau mit einem Lächeln, wie Minnie es aufgesetzt hatte, nur strenger; Daniel fand ihre Zähne zu weiß, und er konnte ihr Zahnfleisch sehen. »Und das ist Jim, mein Mann – wir sind beide sehr erfreut, dass du dich entschlossen hast, das Wochenende bei uns zu verbringen.«
    Daniel nickte, während Minnie ihn in Richtung Couch dirigierte.
    Sie ging in die Küche, um Tee zu machen. Daniel lehnte sich auf der Couch nach hinten, während Jim und Val ihn anstarrten.
    »Also, möchtest du denn irgendetwas über uns erfahren?«, fragte Val.
    »Ich weiß schon alles«, sagte Daniel. »Sie haben vier Kinder. Nur eines ist noch zu Hause, und das ist ein Junge von ungefähr achtzehn Jahren. Sie haben ein großes Haus, und Jim ist Steuerberater.«
    Val und Jim lachten gemeinsam, nervös. Daniel balancierte einen Fuß auf dem anderen. Er saß auf der Couch so weit hinten, dass sein Kinn auf seiner Brust lag.
    »Warum erzählst du uns nicht etwas von dir?«, sagte Val. »Was machst du denn gerne?«
    »Fußball spielen, die Tiere füttern, auf dem Markt Sachen verkaufen.«
    »Wir wohnen in Carlisle«, sagte Jim und beugte sich vor, die Ellbogen auf den Knien. »Wir sind ständig im Freien, laufen oder fahren Fahrrad, und so bin ich irgendwann absolut zu einem Fußballspiel bereit. Vielleicht können wir das dieses Wochenende machen, wenn du magst?«
    Daniel versuchte, mit den Schultern zu zucken, aber die klemmten in der Couch fest.
    Minnie brachte siedend heißen Tee und einen Teller mit deutschen Plätzchen herein. Daniel blieb tief in die Couch eingesunken sitzen, und so plauderte Minnie, lauter als gewöhnlich, über die Farm und wie lange sie schon Kinder zur Pflege aufnehme und über Irland, wohin sie seit 1968 keinen Fuß mehr gesetzt habe. Daniel saß reglos neben ihr und strich mit seinem Zeigefinger über ein Loch in der Couch, das, wie Minnie ihm erzählt hatte, vor Jahren ihr Mann mit einer Zigarette hineingebrannt hatte.
    »Dein Zimmer steht für dich bereit«, sagte Val. »Es ist das größte Schlafzimmer – das früher unserem Ältesten gehört hat, folglich hast du dort deinen eigenen Fernseher.«
    »Ist er in Farbe?«, fragte Daniel.
    »Ja.«
    Daniel sah Minnie an und lächelte. Er sah zu, wie Jim nach einem deutschen Keks langte. Er aß ihn, ohne Blitz ein Bröckchen abzugeben, der sabbernd zu seinen Füßen saß.
    »Haben Sie irgendwelche Haustiere?«, fragte Daniel und setzte sich zum ersten Mal aufrecht hin.
    »Nein, die Jungs wünschten sich immer einen Hund, aber Val ist allergisch …«
    »Oh, Entschuldigung«, sagte Minnie und packte Blitz’ Halsband. »Ich bring ihn nach draußen.«
    »Nein, nein, kurze Zeit macht es nichts aus; solange sie ihn nicht streichelt … Aber wir sind wirklich so erfreut, dass du für das Wochenende kommen kannst, Daniel; es wird herrlich sein, wieder ein Kind in der Nähe zu haben.« Jims Nasenlöcher blähten sich, wenn er lächelte.

17
    Die Kanzlei in der Heathcote Street gab eine Party – ein regelmäßiges Ereignis im September –, um ihren Prozessanwälten die Möglichkeit zu geben, mit Rechtsanwälten und Richtern Verbindungen anzuknüpfen. Daniel ging mit Veronica hin, seiner Seniorpartnerin, und er hoffte, dass er dort Irene treffen würde. Er hatte die Kopie einer vertraulichen Akte mit Nachforschungen der Fürsorge über die Familie Croll mitgebracht, die ihm von einer Sekretärin in seinem Büro überbracht worden war.
    Die Party war stadtbekannt – eine Bar, die reich mit kostenlosem Champagner bestückt war, und Prozessanwälte und Kanzleiangestellte scharwenzelten um die wichtigen Rechtsanwälte herum, die dafür sorgten, dass sie im Geschäft blieben. Daniel hatte letztes Jahr auf dieser Party seine Exfreundin kennengelernt: eine Praktikantin, die fast fünfzehn Jahre jünger war als er. Sie war vor Kurzem zu einer anderen Kanzlei

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