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Der Schuss nebenan Kommissar Morry

Der Schuss nebenan Kommissar Morry

Titel: Der Schuss nebenan Kommissar Morry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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Energie und Tatkraft; die hohe Stirn deute an, daß sich diese Eigenschaften mit wacher Intelligenz paarten. Trotzdem war der Gesamteindruck, den er auf den kritischen Betrachter ausübte, nur bedingt günstig. Es war schwer zu sagen, woran das lag. Irgendwie ähnelte er einem schönen, aber gefährlichen Raubtier.
    Er schoß einen raschen, hungrigen Blick auf die blonde Schönheit des Mädchens Janet ab. Dann wandte er sich mit einer angedeuteten Verbeugung an Mrs. Rodrigez.
    „Ich. wollte nur melden, daß der letzte Polizist die Wohnung verlassen hat."
    Mrs. Rodrigez lächelte bitter. „Warum so förmlich, Charles? Sie suchen nur einen Vorwand, um hier einzudringen. Sie haben deshalb eine Aufgabe übernommen, die eigentlich Kingsley zusteht. Ich nehme es Ihnen nicht übel. Bitte setzen Sie sich. Wahrscheinlich möchten Sie erfahren, wie es um Ihre Zukunft bestellt ist... oder?"
    Charles Hoogan nahm mit einem leisen Seufzer Platz. Wieder schoß er einen seiner raschen, schwer definierbaren Blicke ab, die der schönen Janet galten.
    „In der Tat sind mir diese Gedanken schon gekommen", meinte er. „Ich habe keine besonderen Ersparnisse, ich werde mich also rechtzeitig um eine neue Stellung kümmern müssen — falls, ja falls Sie für mich nicht anderweitig Verwendung haben!"
    Janet, die aufgestanden war und sich an das Fenster gestellt hatte, fuhr auf den Absätzen herum. „Warum hast du nicht den Mut, zu sagen, was du wirklich willst?"
    Hoogan errötete und schluckte. „Aber Janet...“
    „Er will mich heiraten, Mama", sagte Janet. „Das ist es, was er unter der Erklärung .anderweitige Verwendung versteht!"
    Mrs. Rodrigez Unterlippe zitterte. Sie blickte von einem zum anderen und wandte sich schließlich an Hoogan mit den fassungslosen Worten: „Ist das wahr, Charles?"
    Hoogan biß sich auf die Lippen und murmelte: „Nun ja."
    „Er schämt sich plötzlich!" spöttelte Janet. „Dabei war er die ganze Zeit ziemlich wild hinter mir her! He, Charles, warum gibst du es nicht zu?"
    „Du willst mich quälen, Janet."
    Mrs. Rodrigez schlug mit der flachen Hand auf die Tischplatte. „Ruhe jetzt! Diese alberne Komödie ist in einem Totenhause einfach unwürdig zu nennen! Hoogan, zuerst sprechen Sie!"
    „Es ist schwer zu erklären", begann der Sekretär unsicher. „Natürlich habe ich Janet von Anbeginn geliebt. Alle lieben sie. Ich kann nichts dafür, daß es so ist."
    „Jaja", meinte Mrs. Rodrigez ungeduldig. „Weiter!"
    Um Hoogans Mundwinkel lief ein bitteres Zucken. „Anfangs machte ich mir Hoffnungen. Sie gestattete mir, sie zu duzen, sie war stets offen, freundlich, entgegenkommend, sie gab mir nie das Gefühl, in diesem Hause nur ein Angestellter, ein Geduldeter zu sein. Aber als ich ihr meine Liebe gestand, war alles plötzlich ganz anders. Sie fing an, mich zu meiden. Ich wurde zum Spielball nicht immer sehr netter Scherze; darunter habe ich gelitten."
    „Du ärmster!" spöttelte Janet.
    „Unterbrich ihn nicht!" tadelte Mrs. Rodrigez.
    Hoogan hob das Kinn. „Aber allmählich begriff ich, daß Janet dies nur tat, weil sie ihrer selbst nicht sicher war. Ich lernte erkennen, daß sie anfing, vielleicht gegen ihren Willen, meine Gefühle zu erwidern."
    „Stimmt das, Janet?" fragte Mrs. Rodrigez erstaunt.
    „Lieber Himmel, es war ein Flirt!"
    „Ein Flirt... soso."
    „Es war mehr, und es ist mehr!" behauptete Hoogan. „Aber dann kam der große Krach.“
    „Ihr habt euch gestritten?" fragte Mrs. Rodrigez.
    „Janet und ich waren an dem Krach nur indirekt beteiligt", erklärte Hoogan. „Ich war nämlich unvorsichtig genug, mich an Mr. Rodrigez, meinen Chef, zu wenden. Ich bildete mir ein, daß er mich schätzte und meine Wünsche unterstützen würde. Statt dessen mußte ich erleben, daß er förmlich explodierte. Er kanzelte mich ab wie einen Schuljungen. In seiner Erregung schlug er mir sogar ins Gesicht!"
    Mrs. Rodrigez starrte verblüfft dem Sekretär in die Augen. „Er hat. . . Arturo hat Sie geohrfeigt?"
    „So ist es."
    „Wie konnte er sich nur dazu hinreißen lassen?"
    Wieder zuckte es bitter um Charles Hoogans Mundwinkel. „Offenbar hatte er mit Janet ganz andere Pläne. Sie sollte die High Society erobern. Den Gedanken, daß Janet seinen Sekretär heiraten könnte, muß er als geradezu grotesk empfunden haben, als ein Ansinnen, auf das er nur mit äußerster Schärfe zu reagieren vermochte."
    „Wann fand dieser Streit statt?" wollte Mrs. Rodrigez wissen.
    „Vor drei Tagen."
    Im

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