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Der Schutzengel

Der Schutzengel

Titel: Der Schutzengel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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suchte in den Bücherregalen nach Lesestoff und beschäftigte sich im allgemeinen mit sich selbst. Er kam gelegentlich ins Arbeitszimmer, blieb ein paar Minuten hinter ihnen stehen und sah zu, wie sie am Computer arbeiteten. Bei einem dieser Besuche meinte er: »In ›Zurück in die Zukunft‹ haben sie ein Zeitreiseauto gehabt, in dem sie bloß auf ein paar Knöpfe am Instrumentenbrett drücken mußten – und peng! waren sie unterwegs. Warum ist im richtigen Leben nichts so einfach wie im Film?«
    Am Dienstag, dem 18. Januar 1989, ließen sie sich nicht blicken, während der Gärtner den Rasen mähte und einige Büsche stutzte. Er war seit vier Tagen der erste Mensch, den sie auf dem Grundstück sahen; bisher hatten keine Vertreter an der Haustür geklingelt – nicht einmal Zeugen Jehovas, um für ihre Zeitschrift »Wachtturm« zu werben.
    »Hier sind wir sicher«, stellte Stefan fest. »Unser Aufenthalt in diesem Haus ist offenbar nicht bekanntgeworden – sonst hätten wir längst Besuch von der Gestapo bekommen.«
    Trotzdem ließ Laura die Alarmanlage fast ununterbrochen eingeschaltet. Und nachts träumte sie, daß das Schicksal ursprünglich vorgesehene Entwicklungslinien durchsetzte, Chris zu Tode kam und sie eines Tages erwachte und sich im Rollstuhl wiederfand.
    Sie sollten um 8.00 Uhr ankommen, damit sie reichlich Zeit hätten, das Gebiet zu durchsuchen, in dem der Erkundungstrupp zwar nicht Krieger, aber die Frau und den Jungen aufgespürt hatte. Aber als Obersturmführer Klietmann sich blinzelnd in einer 45 Jahre von seiner Zeit entfernten Ära wiederfand, erkannte er sofort, daß sie einige Stunden Verspätung hatten. Die Sonne stand zu hoch über dem Horizont. Und die Temperatur betrug etwas 24° C – zu warm für einen frühen Winter-morgen in der Wüste.
    Vom Himmel zuckte ein Blitzstrahl wie ein grellweißer Sprung in einer blauglasierten Schale. Weitere Sprünge öffneten sich, und über ihnen sprühten Funken, als wüte dort ein Elefant in irgendeinem himmlischen Porzellanladen.
    Als der Donner verhallte, drehte Klietmann sich um, weil er sich davon überzeugen wollte, daß Stein, Bracher und Hubatsch sicher angekommen waren. Die drei standen wie erwartet da: jeder mit seinem Aktenkoffer in der Hand und seiner Sonnenbrille in der Brusttasche seines teuren Anzugs.
    Trotzdem gab es ein Problem, denn keine zehn Meter hinter dem Unterscharführer und den beiden Rottenführern standen zwei weißhaarige Damen in pastellfarbenen Stretchhosen und pastellfarbenen Blusen neben einem in der Nähe des Seitenportals einer Kirche geparkten weißen Auto und starrten Klietmann und seine Leute verblüfft an. Die beiden alten Damen hielten mit Aluminiumfolie bedeckte Schüsseln in den Händen.
    Klietmann sah sich um und stellte fest, daß sie auf dem Parkplatz hinter einer Kirche angekommen waren. Außer dem Wagen, der den alten Damen zu gehören schien, standen dort noch zwei Autos, aber es gab keine weiteren Augenzeugen. Der Parkplatz war von einer Mauer umgeben, so daß der einzige Weg ins Freie an den alten Damen vorbei und durchs Tor führte.
    Getreu dem Motto »Frechheit siegt!« marschierte Klietmann geradewegs auf die Frauen zu, als wäre es ganz normal, sich aus dem Nichts zu materialisieren, und seine Männer folgten ihm. Die beiden alten Damen beobachteten die Näherkommenden wie hypnotisiert.
    »Guten Morgen, Ladies.« Wie Krieger hatte Klietmann amerikanisches Englisch gelernt, um vielleicht eines Tages als Agent eingesetzt werden zu können, aber er war seinen deutschen Akzent trotz aller Bemühungen nie ganz losgeworden. Obwohl seine Uhr die hiesige Ortszeit anzeigte, wußte er, daß sie nachging, deshalb fragte er: »Können Sie mir bitte sagen, wie spät es ist?«
    Die beiden starrten ihn an.
    »Die Uhrzeit?« verdeutlichte er.
    Die Dame in Pastellgelb verdrehte ihr Handgelenk, ohne die Schüssel loszulassen, und sah auf ihre Armbanduhr. »Äh, zehn Uhr vierzig.«
    Also hatten sie zwei Stunden und vierzig Minuten Verspätung! Sie durften nicht erst Zeit mit der Suche nach einem Wagen verlieren, dessen Zündung sie kurzschließen konnten – vor allem nicht, wenn ein durchaus geeignetes Fahrzeug mit dem Zündschlüssel im Schloß bereits vor ihnen stand. Klietmann war bereit, die beiden Frauen zu ermorden, um sich den Wagen anzueignen. Aber er durfte ihre Leichen nicht auf dem Parkplatz zurücklassen; die Polizei würde alarmiert werden, sobald sie aufgefunden wurden, und dann nach ihrem Auto

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