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Der Schutzengel

Der Schutzengel

Titel: Der Schutzengel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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kam ein Auto über die Hügelkuppe und fuhr bergab auf sie zu. Es war ein neuer Pontiac mit Schneeketten, die auf dem Asphalt hell klirrten. Der Fahrer sah offenbar den beschädigten Jeep, den demolierten Blazer und die Schleuder-spuren des Kleinlasters, die Schnee und Wind noch nicht verwischt hatten; er bremste – bei herabgesetzter Geschwindigkeit verwandelte das Klirren der Schneeketten sich in ein Rasseln – und fuhr herüber auf ihre Straßenseite. Anstatt jedoch auf dem Bankett zu parken, um den Verkehr nicht zu behindern, rollte der Pontiac auf der falschen Straßenseite weiter und hielt kaum fünf Meter von ihnen entfernt neben dem Heck des Jeeps an. Als der Fahrer – ein großer Mann in dunkler Kleidung – seine Tür öffnete und ausstieg, hielt er einen Gegenstand in der Hand, den Laura zu spät als Maschinenpistole erkannte.
    »Kokoschka!« rief ihr Beschützer.
    Während der Name fiel, eröffnete Kokoschka das Feuer.
    Obwohl Dannys Militärzeit in Vietnam schon über 15 Jahre zurücklag, reagierte er mit dem Instinkt eines Soldaten. Als Querschläger von dem roten Jeep vor ihnen und dem Blazer hinter ihnen abprallten, packte er Laura und stieß sie mit Chris zwischen den beiden Fahrzeugen zu Boden.
    Während Laura unter die Schußlinie fiel, sah sie, wie Danny in den Rücken getroffen wurde. Er bekam einen, vielleicht sogar zwei Treffer ab, und sie zuckte zusammen, als wäre sie selbst getroffen worden. Es warf ihn gegen den Kühler des Blazers, dann sank er auf die Knie.
    Laura, die Chris schützend im Arm hielt, schrie auf und streckte die Hand nach ihrem Mann aus.
    Danny lebte noch; er drehte sich sogar auf den Knien zu ihr um. Sein Gesicht war weiß wie der wirbelnde Schnee, sie hatte das seltsame und schreckliche Gefühl, keinen lebendigen Menschen, sondern ein Gespenst anzustarren. »Unter den Jeep«, forderte Danny sie auf und stieß ihre Hand weg. Seine Stimme klang feucht und halb erstickt, als habe er Blut in der Kehle. »Schnell!«
    Eine der Kugeln mußte seinen Körper total durchschlagen haben, denn aus der Brust seiner blauen Daunenjacke quoll hellrotes Blut.
    Als Laura zögerte, kam er auf allen vieren herangekrochen und stieß sie auf den dicht hinter ihr stehenden Jeep zu.
    Ein weiterer Feuerstoß aus der Maschinenpistole hämmerte durch die frostige Winterluft.
    Der Schütze würde sich zweifellos vorsichtig zur Motorhaube des Jeeps vorarbeiten und die dort Kauernden durchsieben. Trotzdem gab es für sie kein Entkommen. Versuchten sie, über den Schneewall unter die Bäume zu flüchten, würde er sie niedermähen, lange bevor sie den Schutz des Waldes erreicht hatten; überquerten sie die Straße, streckte er sie nieder, bevor sie auf der anderen Seite ankamen, wo sie ohnehin nur die steilen Felswände der Schlucht vor sich gehabt hätten; bergauf wären sie ihm entgegengelaufen; bergab hätten sie ihm den Rücken zugekehrt und sich als noch leichtere Ziele angeboten.
    Die Maschinenpistole hämmerte wieder los. Autofenster zersplitterten. Karosserieblech wurde metallisch klirrend von Kugeln durchschlagen.
    Laura zog Chris hinter sich nach und kroch auf den Jeep zu. Sie sah, wie ihr Beschützer sich in den Spalt zwischen der linken Seite des Fahrzeugs und dem Schneewall zwängte. Dort kauerte er unterhalb des Kotflügels außer Sicht des Mannes, den er Kokoschka genannt hatte. In seiner Angst war er nicht mehr geheimnisvoll, nicht mehr wie ein Schutzengel, sondern wie ein gewöhnlicher Mensch; er war auch kein Retter mehr, sondern hatte sich als Todesengel erwiesen, weil seine Gegenwart den Killer angelockt hatte.
    Auf Dannys Drängen robbte sie in verzweifelter Hast unter den Jeep. Chris folgte ihrem Beispiel; er weinte jetzt nicht mehr, sondern war tapfer wie sein Vater. Weil sein Gesicht gegen Lauras Daunenjacke gedrückt gewesen war, hatte er nicht mitbekommen, daß Danny getroffen wurde. Zuflucht unter dem Jeep zu suchen erschien Laura zwecklos. Kokoschka würde sie auch dort aufspüren. Er konnte unmöglich so dumm sein, daß er nicht unter dem Jeep nachsah, wenn sie nirgends zu entdecken waren. Folglich gewannen sie damit nur etwas Zeit, bestenfalls eine weitere Minute Leben.
    Als sie ganz unter dem Jeep war und Chris an sich gezogen hatte, um ihn mit ihrem Leib zu schützen, hörte sie von der Motorhaube her Dannys Stimme, die mit ihr sprach. »Ich liebe dich«, sagte er. Ein stechender Schmerz durchfuhr ihr Herz, weil sie erkannte, daß diese drei kurzen Worte zugleich ein

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