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Der schwarze Atem Gottes

Der schwarze Atem Gottes

Titel: Der schwarze Atem Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Siefener
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bist ein Zauberer«, sagte einer der Männer in einem eleganten, pelzbesetzten Wams. »Ein Hexer.«
     
    »Nein, das bin ich nicht. Bin nur ein kleiner Gaukler, dem es gefällt, andere zum Staunen zu bringen.« Er verneigte sich spöttisch.
     
    »Wir hier im rechtgläubigen Braunberg vernichten die Hexer, wo wir sie antreffen«, sagte der Elegante.
     
    »Nicht immer«, entgegnete der verwachsene Mann, der Federlin zu dieser Gaukelei aufgefordert hatte, und sagte in den Raum hinein: »Was ist denn mit Laurenz Hollmann?«
     
    Laurenz Hollmann!
     
    Auf einen Schlag verstummten alle Geräusche; nur Hilarius, der sich offenbar ebenfalls an diesen Namen erinnerte, schnaubte verächtlich.
     
    »Wie kannst du seinen Namen öffentlich aussprechen?«, schalt ein anderer Mann, der eine Nase wie ein Schiffskran hatte, den Buckligen. »Wer weiß, ob er uns nicht gerade zuhört?«
     
    »Was ist denn mit diesem Hollmann los?«, wollte Federlin wissen und ging nahe an den Buckligen heran, der schrecklich schief auf seinem Stuhl hockte. Der Gaukler beugte sich zu ihm herunter und sah ihm tief in die Augen.
     
    »N… nichts«, stotterte der Verwachsene und rückte auf seinem Stuhl so weit wie möglich von dem Gaukler fort.
     
    »Nichts? Dafür habt ihr aber mächtig Angst vor ihm!« Er schleuderte die Worte in die Runde.
     
    »Sind doch alles Teufelsanbeter, diese Lutheraner«, murrte Hilarius und goss den nächsten Schoppen Wein hinunter. »Alles Teufelsbündler, alle miteinander.«
     
    Der Mann mit der vorspringenden Nase ruckte herum, als sei er von einer Schlange gebissen worden. »Aus dem Munde eines Papisten kann ja nichts anderes kommen! Wenn du Hollmann kennen würdest, Mönchlein, hättest du mehr Respekt vor ihm.«
     
    Hilarius richtete sich auf seinem Stuhl auf. »Ich habe vor keiner Hexe und keinem Zauberer Respekt, ja nicht einmal vor den Dämonen und dem Teufel selbst.« Er schlug mit der Faust kräftig auf den Tisch, sodass die Becher und Krüge wackelten. »Ich bin Hexenschnüffler und habe noch jedem Geschöpf Satans den Garaus gemacht.«
     
    »Wie wäre es denn, wenn du deine Kunst an Hollmann ausprobiertest?«, schlug der Bucklige listig vor; seine kleinen Schweinsäuglein funkelten.
     
    »Bist du verrückt!«, schrie der Mann mit der gewaltigen Nase. »So etwas dürfen wir nicht einmal denken, wenn wir und unsere Familien in Ruhe leben wollen.«
     
    »Na, er scheint euch ja gut im Griff zu haben«, meinte Hilarius und lächelte. Der Verwachsene sagte nichts mehr, blickte den Pater aber verächtlich an. Hilarius sagte: »Eher würde ich euch Lutheranern weitere Teufel an den Hals hetzen, als euch von einem zu befreien – obwohl ich das durchaus könnte.«
     
    »Dann tut es doch!«, giftete der Schmächtige ihn an.
     
    »Niemals.«
     
    Martin atmete auf. Nichts wäre ihm schrecklicher gewesen als eine Begegnung mit diesem Erzzauberer, der wohl eines der furchtbarsten Geschöpfe auf Gottes Erde zu sein schien. Er war dem alten Hilarius für dessen starre Haltung dankbar. Doch andererseits: War es nicht Martin selbst gewesen, der vorgeschlagen hatte, nach Burgebrach zu kommen und den Hexer zu stellen? Wie stand es nun um seine Entschlossenheit? Offenbar war seine Feigheit größer. Wie leicht war es doch, etwas vorzuschlagen, wenn die Durchführung in weiter Ferne lag, und wie schwer, den Vorschlag in die Tat umzusetzen …
     
    »Wohl bekomm’s Euch!«, sagte da Federlin. Er hatte einen Humpen Wein vom Tisch aufgenommen und prostete Hilarius zu. Er goss den Wein in einem einzigen Schluck hinunter. Dann zwinkerte er Hilarius zu, der seinen Pokal ebenfalls erhoben hatte, aber zögerte, aus ihm zu trinken. »Wollt Ihr mir etwa einen Trunk schuldig bleiben?«, sagte Federlin. »Das wäre aber eine schlimme Beleidigung – bei allem, was ich für Euch getan habe.«
     
    Hilarius machte den Mund auf, als wolle er etwas entgegnen, doch dann trank auch er. Und schon hatte der Gaukler seinen Humpen wieder gefüllt und trank dem Pater noch einmal zu. Hilarius sagte mit schwerer Zunge: »Es reicht. Es … reicht.« Dann ließ er sich seinen Pokal ebenfalls wieder füllen und trank. Als er absetzte, nuschelte er stur: »Kein Ssauberer nimmt es mit mir auf.«
     
    Der Bucklige und die übrigen Männer steckten die Köpfe zusammen, und schließlich sagte er zu Hilarius: »Wir glauben dir nicht. Du musst es uns beweisen. Wir haben uns entschieden, dass du diesen Beweis dadurch antreten kannst, indem du unsere

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