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Der schwarze Atem Gottes

Der schwarze Atem Gottes

Titel: Der schwarze Atem Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Siefener
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Schritte vor, stand nun den beiden zitternden Mönchen gegenüber und öffnete die Handfläche. Darin befand sich ein grünliches Pulver, das so fein wie Staub war. Plötzlich hielt Hollmann den Kopf über die Hand und blies in das Pulver. Sofort flog es in einer grünen Wolke auf und drang Hilarius in Mund und Nase.
     
    Martin schien es nicht besser zu ergehen; er nieste und würgte.
     
    Es begann mit einem sanften Schaukeln, fast so, als würde man auf dem Deck eines großen Schiffes stehen. Doch dann schwankte es immer heftiger, drehte sich, und eine schreckliche Schwärze sprang Hilarius an.
     
    Er spürte kaum, wie er auf den Boden schlug.
     
      
    Die Schwärze lag zunächst noch wie ein Schleier vor seinem Blick, doch dann zerriss sie. Hilarius versuchte sich die Augen zu reiben, doch er konnte die Arme nicht bewegen. Verwundert sah er sich um. Er befand sich immer noch in dem Laboratorium des Laurenz Hollmann, doch er stand aufrecht und war an die Wand gekettet. Neben ihm regte sich Martin in seinen Fesseln und stöhnte herzerweichend. Es musste ihm furchtbar übel sein. Tatsächlich erbrach er sich kurz darauf. Grüner Schleim troff ihm aus dem Mund.
     
    »Ich freue mich, dass wir unsere kleine Plauderei endlich fortsetzen können«, sagte Hollmann, der einige Ellen entfernt vor den Mönchen stand und ein riesiges Messer mit silbernem Griff in der Hand hielt. »Wie ich hörte, habt Ihr einen meiner Brüder im Geheimnis getötet – in Volkach.«
     
    »Ich habe ihn nicht getötet«, murrte Hilarius und versuchte sich zu regen, doch die Ketten ließen ihm keinen Spielraum. »Der Satan hat ihm auf der Folter den Hals umgedreht.«
     
    Hollmann lachte auf; es klang nicht unangenehm. »Es ist schon bemerkenswert, wie Ihr so leicht den Satan im Munde führt, ehrwürdiger Hilarius. Ihr kennt ihn nicht, denn sonst hättet Ihr größere Ehrfurcht vor ihm. Wie dem auch sei, nun seid ihr beiden in meiner Gewalt, und ich werde den Tod meines brüderlichen Freundes rächen. Aber seid versichert, dass ihr nicht umsonst sterben werdet. Ich werde einen Dämon beschwören und ihn über den Zeitpunkt der bevorstehenden Apokalypse befragen.«
     
    »Der Apokalypse?«, stöhnte Martin, der nun wieder bei vollem Bewusstsein war.
     
    »Das Ende der Welt wird bald anbrechen«, sagte Hollmann zufrieden. »Euer Gott wird vertrieben werden, und mein Gott wird die Herrschaft antreten – die Herrschaft, die ihm so lange versagt wurde, obwohl sie ihm von Anfang an zugestanden hat. Das Tor zur Hölle ist bereits errichtet. Das Ende wird aus dem Osten kommen, aus Prag, der alten, seltsamen Stadt.«
     
    Er trat einen Schritt an die Mönche heran. Wenn er nun den Arm ausstreckte , konnte er sie mit seinem schrecklichen Messer erreichen. Hilarius sah, dass auf dessen Klinge magische Symbole eingeritzt waren. Er versuchte, sich enger an die Wand zu drücken, aber es ging nicht.
     
    »Es ist schade, dass ihr die Ankunft des Dämons nicht mehr sehen werdet, denn leider erfordert das Ritual zwei frische Menschenherzen, deren Spender sich glücklicherweise gefunden haben.« Er zeigte ein verwirrend gütiges Lächeln. Konnte in einem solchen Menschen eine derartige Bosheit stecken?, fragte sich Hilarius. Er musste besessen sein. Besessen von Heerscharen von Teufeln. Ob er noch zu retten war?
     
    »Tu das nicht!«, stieß Hilarius hervor. »Wirf deine unsterbliche Seele nicht so einfach weg. Wenn du uns losbindest und laufen lässt, können wir sie retten.«
     
    »Eure Seelenrettungen kenne ich. Ihr versprecht den armen Hexen und Zauberern die Errettung, wenn sie sich Euch freiwillig überliefern, und meint damit nur die Rettung der Seele, die unter geistlichem Beistand den auf dem Scheiterhaufen verbrennenden Körper verlässt. Nein danke, ich bin an Euren Seelenrettungen nicht interessiert.«
     
    Er stellte sich vor Martin und zog ihm mit beinahe zärtlichen Bewegungen die Kutte aus. Jetzt stand der junge Mönch nur noch im Hemd da. Der Zauberer hob das Messer und stach zu.
     
    Hilarius schoss die Augen in Furcht vor dem kommenden Schrei.
     
    Aber er kam nicht.
     
    Vorsichtig öffnete er die Augen wieder und schaute neben sich. Hollmann hatte Martins grobes, graues Hemd von oben bis unten aufgeschlitzt, sodass der junge Mönch nun völlig nackt dastand. Er konnte nicht einmal seine Blöße bedecken; seine Hände wurden von den Ketten zu fest an die Wand gepresst.
     
    Jetzt trat Hollmann vor Hilarius. Nein! Alles, bloß das

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