Der schwarze Atem Gottes
weht bald über das Land, und du wirst ein Prophet sein. Nein, mehr als nur ein Prophet.« Er trank wieder einen Humpen Bier und verstummte, als Josef ihn mit einem finsteren Blick bedachte.
Auch Hilarius schwieg.
Er verstand nichts mehr – nicht die Welt und nicht seinen Gott.
Nach dem Essen eröffnete Christoffel den Tanz. Er schnappte sich die Bäuerin und riss ihr das Schnürmieder, die Schürze und den langen, bauschigen Rock herunter, sodass sie nackt vor den Gesellen stand. Sie hatte noch eine sehr gute Figur; die schweren Brüste hingen ein wenig durch; der Bauch hingegen war straff, die Schenkel waren stramm. Christoffel warf sie rücklings über den Tisch. Die Humpen und Löffel und Becher fielen scheppernd zu Boden. Sofort schlossen sich eisenharte Hände um die Arme der Bäuerin. Christoffel spreizte ihr die Beine, ließ seine Hose herunter und drang in sie ein. Sie wimmerte um Hilfe. Ihr Mann sprang auf, doch bevor er sie erreicht hatte, hieb ihm Hütlein mit seinem Schwert den Kopf vom Rumpf. Einen Augenblick lang herrschte eine seltsame Stille; selbst Christoffel hielt in seinen triebhaften Bewegungen inne. Hilarius hörte, wie der Kopf mit einem dumpfen Geräusch auf den fest gestampften Erdboden fiel. Die Augen des Getöteten standen weit offen; sie waren so entsetzlich leer. Blut schoss im Takt des noch schlagenden Herzens aus dem aufrecht stehenden Rumpf, bis endlich auch das Herz aussetzte und der Körper schwer neben den Kopf fiel. Auf dem unebenen Boden bildeten sich Blutpfützen.
Die Bäuerin schrie auf. Als habe dieses Geräusch die Mörder zu neuem Leben erweckt, setzten sie ihre schreckliche Vergewaltigung fort. Christoffel stieß die nackte Frau wie ein Wahnsinniger, und als er fertig war, kam der Nächste an die Reihe.
Schließlich wollten sie Hilarius dazu zwingen, an ihrer Orgie teilzunehmen. Er wehrte sich mit Händen und Füßen.
»Hast jetzt die einmalige Gelegenheit, ein glutvolles Weibsbild zu rammeln«, lachte Josef. »Das solltest du dir nicht entgehen lassen.«
Sie wollten ihm schon die Kutte vom Leibe reißen, doch da ging er auf sie los. Er schlug sie, kratzte, spuckte, biss – aber er hatte nicht den Hauch einer Chance.
Sie hielten den Tobenden fest, und nachdem auch Hütlein die Bäuerin mit seiner abnorm großen Rute vergewaltigt hatte, an deren Spitze nun Blut perlte, ergriff er das Schwert, das neben dem Tisch auf der Erde lag, und stellte sich vor Hilarius. Er erhob es. Hilarius zuckte zusammen. So sollte es enden?
Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen!
Doch es war nicht die Klinge, die auf den Mönch niedersauste. Es war der Knauf. Er traf den Pater an der Schläfe. Hilarius stürzte wie vom Blitz getroffen hin. Und als er stürzte, überfielen ihn wieder die Bauchschmerzen. Und obwohl der Kopf seines Zwillings unter der Kutte steckte, spürte Hilarius, dass er für einen flüchtigen Moment mit den Augen dieser Missgeburt sah.
Die Proportionen des Raumes verschoben sich; er schien ins Unermessliche zu wachsen. Und in ihm tobten Geschöpfe, die nichts Menschenähnliches mehr an sich hatten.
Die Dämonen hatten ihre Masken fallen gelassen.
13. Kapitel
Der Weg war lang und staubig. Inzwischen war die Sonne hervorgekommen, und aus dem linden Frühling wurde für kurze Zeit ein unbarmherziger Sommer. An einem Bach stillten sie ihren Durst und ruhten sich unter einer großen Eiche aus. Maria war bereits völlig erschöpft. Sie befürchtete, dass sie sich zu viel zugemutet hatte. Gleichzeitig ärgerte es sie, dass sie so langsam vorankamen. Die Banditen hatten Pferde und waren mit dem Pater sicherlich bereits über alle Berge. Wenn sie aber ganz ehrlich zu sich selbst war, dann war ihr das gar nicht so unrecht. Was würde schließlich geschehen, wenn sie den Mordbuben erneut unter die Augen kam? Konnten Federlin und Martin sie wirklich vor diesen schrecklichen Gesellen schützen? Nein, das Ziel war nicht wichtig für sie; wichtig war nur der Weg selbst.
Sie schaute in die Ferne. Der Horizont flirrte vor Hitze; die Sonne stand hoch; es musste bereits Mittag sein. Ganz weit entfernt sah sie die Türme und Mauern und Dächer einer kleinen Stadt, deren Namen sie nicht kannte. Ob der Weg sie in diese Stadt führen würde?
Federlin nahm seinen Dudelsack ab und spielte ein unsagbar trauriges Lied. Martin schaute ebenfalls in die Ferne. Er hatte sich gegen den Stamm der Eiche gelehnt
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