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Der schwarze Atem Gottes

Der schwarze Atem Gottes

Titel: Der schwarze Atem Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Siefener
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Welt langsam verheert?«
     
    »Der Wesen der Hölle, die nun auf der Erde die Ankunft des Antichrist vorbereiten, sind nicht viele. Und doch sind ihre Auswirkungen jetzt schon schrecklich, wie Ihr aus Eurer täglichen Erfahrung wisst. Es würde endlos lange dauern, wenn alle Heerscharen der Hölle gemeinsam mit dem Antichrist auf diese Weise herüberkämen. Ihr könnt die Zahl der höllischen Mächte nicht ermessen, sie übersteigt jedes menschliche Vorstellungsvermögen. Wehe der Welt, wenn der Damm bricht.«
     
    »Soll ich Euch wirklich glauben, dass dann die Ankunft des Antichrist bevorsteht?«
     
    »Seht mich an!«, befahl der Graf.
     
    Hilarius schaute tief in seine bodenlosen Augen.
     
    Und dann sah er vor seinem inneren Auge mit unerträglicher Deutlichkeit, was der Welt bevorstand.
     
        
     

17. Kapitel
     
    Die Hosen waren ungewohnt für den Bruder Martin, doch er empfand es als angenehm, dass sie wärmer zwischen den Beinen waren als seine Kutte. Auch die violette Mütze bereitete ihm noch gewisse Schwierigkeiten. Immer wieder fasste er mit der Hand nach oben, weil er befürchtete, sie könne ihm vom kahlen Kopf rutschen. Zusammen mit Franz Teuffel und der Schauspielerin Renata Glößler befand er sich auf dem steilen Weg bergan zum Burgtor.
     
    Als sie vor dem mächtigen, verschlossenen Tor standen, hinter dem die Zinnen und Spitzdächer der Burg scheinbar schwerelos in den wolkendurchtupften Himmel ragten, beschlich Martin klamme Angst. Was würde geschehen, wenn der Graf oder einer der Bande ihn erkannte? Bevor er jedoch weiter in seiner Angst schwelgen konnte, hatte Teuffel bereits gegen das massive Tor gehämmert. Sofort öffnete sich eine kleine Klappe in Kopfhöhe, und ein Gesicht erschien dahinter. »Was wollt ihr?« Die Stimme war brummig, unfreundlich.
     
    »Ich bin der berühmte Franz Teuffel, Leiter einer noch berühmteren Theatertruppe, deren Wagen und Bauten unten im Tal stehen. Der Ruf des Grafen von Heilingen ist unter den fahrenden Künstlern Legende. Man rühmt seine Begeisterung für die schönen Künste, seine Gastfreundschaft, seine …«
     
    »Was wollt ihr?«, brummte die Stimme ein zweites Mal.
     
    Teuffel räusperte sich und sagte: »Wir wollen vor dem erlauchten Grafen unser Spiel vorführen – mit Sicherheit eines der besten, die er je gesehen hat.«
     
    »Das wird wohl der Graf selbst entscheiden. Wartet hier.« Die Klappe schloss sich.
     
    »So ein ignorantes Geschöpf!«, polterte Teuffel, während sie vor dem verschlossenen Tor warteten. Es dauerte ziemlich lange, bis sich die Klappe endlich wieder öffnete. Hinter ihr erschien dasselbe Gesicht wie zuvor. »Wie viele seid ihr?«, fragte es.
     
    »Insgesamt … acht.« Teuffel hatte Federlin und Maria nicht mitgerechnet, denn sie wollten die Burg auf keinen Fall betreten; die Gefahr, dass man sie wiedererkannte, war einfach zu groß.
     
    Erneut schloss sich die Klappe, doch diesmal öffnete sich danach rumpelnd das ganze Tor. Teuffel atmete erleichtert auf und ging voran, gefolgt von Martin, der kurz den Sitz seiner Mütze überprüfte, und Renata bildete die Nachhut. Als der Torwächter, ein grobschlächtiger junger Mann mit einem kantigen Gesicht und dummen Augen, die schöne Frau sah, stieß er einen anerkennenden Pfiff aus. Sie hatte sich ein sehr tief ausgeschnittenes Kleid angezogen, um eine so gute Figur wie möglich zu machen; man musste als Künstler schließlich mit allen Mitteln kämpfen. Hinter ihr schloss der Wächter das Tor mit einem dumpfen Knall. Martin fuhr zusammen und warf einen Blick zurück. Jetzt waren sie gefangen.
     
    Vor ihnen befand sich nicht das Schloss, sondern eine zweite Mauer mit einem kleineren Tor darin. Sie durchschritten nun einen ersten Hof, an dessen Mauern etliche Stallungen und Gesindeunterkünfte gebaut waren. Hühner scharrten im steinigen Boden und rannten laut gackernd weg, als die drei bunten Gestalten sich ihnen näherten. Pferde wieherten in den nahen Ställen; ihr Gestank drang in schweren Wolken heraus auf den Hof. Mägde schöpften Wasser an einem Brunnen in der Nähe der westlichen Mauer; ein Schmied beschlug einen Hengst; ein Hirte trieb mit einem langen Reisigstecken zwei Schweine in einen schmutzstarrenden Koben. Niemand beachtete die drei Neuankömmlinge. Teuffel blieb stehen und sah sich kurz um. »Ich schätze, dass wir unser Glück auch noch am zweiten Tor versuchen müssen«, meinte er und seufzte. »Den Hof eines Kunstmäzens habe ich mir

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