Der schwarze Dom
bugsieren, mußte ein Kampf gewesen sein. Rick schaute sich scheu um. Paulas Hand lag fest auf seiner Schulter. Ihr Gesicht war ernst. Etwa fünfzehn Meter weiter vorn signalisierte Tracie ihren Begleitern anzuhalten. Dann trat sie allein näher.
»Laß ihn in Ruhe, Mister Oberstufensprecher!« rief sie. »Wir haben die Polizei gerufen, und sie brauchen nicht mehr lange.«
Ungerührt schlenderte Davey auf sie zu. Er hatte ein großspuriges Lächeln aufgesetzt und hielt das Gewehr lose in der Hand. Er trug es mehr aus Spaß mit sich herum als aus irgendwelchen praktischen Gründen, das wußte Carl. Er stand einfach darauf, den Boß zu markieren. Carl schaute Cessy an. Sie hätschelte nicht mehr ihren Hund. Auf das Erscheinen der anderen war sie nicht gefaßt gewesen. Tom stand auf der Dreiecksplatte, nicht weit vor dem gewölbten Eingang, regungslos wie eine Statue.
»Tracie«, sagte Davey. »Wie schön.«
»Carl!« rief sie. »Bist du okay?«
»Mir geht’s gut.« Er richtete sich langsam auf. Ein brennender Schmerz zwischen den Schläfen wetteiferte mit dem Schmerz in seinem Unterleib.
»Wir wollen keinen Ärger«, sagte Tracie zu Davey. »Wir gehen hier mit Carl raus, und das ist es dann gewesen.«
»Ihr habt den ganzen Tag gebraucht, um hierherzukommen«, meinte Davey. »Wozu dann jetzt diese Eile?«
Tracie starrte ihn zornig an. »Wir wissen Bescheid über dich .«
»Tracie«, sagte Carl. »Macht euch keine Sorgen von mich. Macht, daß ihr hier wegkommt.«
»Wart ihr am Haus?« fragte Davey amüsiert. »Habt ihr gelesen, was ich angestellt habe?«
»Worum geht’s hier?« fragte Cessy.
Davey blickte seine Schwester an. »Geht dich nichts an.«
»Dein Bruder hat Leute mit Rasierklingen aufgeschlitzt«, erklärte Tracie ihr. »Was hältst du davon?«
»Aha«, machte Cessy, nicht sonderlich beeindruckt. »Wie seid ihr hierhergekommen?«
»Dein Bruder hat uns noch ein paar andere Hinweise hingelegt«, sagte Tracie.
Cessy kniete sich wieder hin und streichelte ihren Liebling. Sie schien das Interesse an den Vorgängen verloren zu haben.
»Nichts von all dem hier ist notwendig«, murrte sie.
»Und wie es notwendig ist!« fuhr ihr Bruder sie an. Seine Wut brach förmlich aus dem Nichts hervor. Dann aber gewann er seine Fassung wieder und wandte sich erneut Tracie zu. Er wies mit einem Kopfnicken auf ihre Taschenlampe.
»Nicht gerade eine Waffe mit schwerem Kaliber, die du da rumträgst.«
»Die Polizei…«, fing sie an.
»Die Polizei!« unterbrach er sie wutschnaubend. »Hier gibt es keine Polizei.« Er schaute an Tracie vorbei. »Hallo, Rick. Na, wie geht’s?«
»Gut danke. Erzählst du mir mehr von diesem Ort hier?«
Davey kicherte. »Meister Richard, du wirst aus erster Hand alles darüber erfahren.« Er wollte an Tracie vorbei. Ihr Arm zuckte, offenbar wollte sie ihn aufhalten.
»Untersteh dich!« stieß sie ihm entgegen.
Davey schob ihren Arm sachte zurück. »Ich unterstehe mich nicht meine Liebe, ich tue es einfach.«
»Davey«, sagte Tom. »Sie sollten nicht hier sein.«
»Was?«
»So haben wir das nicht ausgemacht«, sagte Tom.
Davey hielt inne, überlegte und nickte schließlich. »Recht hast du, wir sollten zurück an die Arbeit. Gut, daß du mich daran erinnert hast.« Er starrte Tom an und behielt ihn im Auge. »Da sind noch ein paar Sachen, die ich im Wagen gelassen habe. Ich brauche sie für deinen Transfer mit Carl. Holst du sie mir gerade mal?«
Transfer?
Der Klang dieses Wortes gefiel Carl überhaupt nicht.
»Was für Sachen?« fragte Tom.
Davey starrte Tom noch immer unverwandt an. Seine Stimme wirkte jetzt weicher, fast einschmeichelnd. Carl war sich nicht klar, ob er sie mit den Ohren oder innen im Kopf wahrgenommen hatte.
»Sie sind im Wagen«, sagte Davey. »Du siehst sie schon. Hol sie mir jetzt.«
»In Ordnung«, sagte Tom. Er trat zurück von der Platte, blieb dann stehen und schüttelte sich leicht.
Er hypnotisiert ihn.
»Jetzt«, wiederholte Davey.
»Wo?« fragte Tom mit einem Stirnrunzeln.
»Der Wagen«, schien Davey zu flüstern. »Geh hin.«
Tom schaute zu Cessy. Sie blickte nicht auf. Auch sie schien nachzudenken. Tom schaute zu Davey zurück, dessen Blick ihn nach wie vor nicht losließ. Ein paar Sekunden lang geschah überhaupt nichts. Dann marschierte Tom steif zum Tunnel. Als er an Paula vorbeikam, hielt er jedoch an. Sie hatte die Augen weit aufgerissen. Sie zog die Hand von Ricks Schulter zurück, streckte sie zögernd in Toms Richtung aus,
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