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Der schwarze Dom

Der schwarze Dom

Titel: Der schwarze Dom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Pike
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preisgegeben, was er wirklich wußte – und ihn auch damit sicher noch belogen.
    Der Eingang war schmal. Den ersten halben Kilometer lang gingen sie langsam und gebückt, streiften Wände und Decken und legten dabei etwas frei, was wie frischer, brauner Schmutz aussah. Unvermittelt weitete sich der Gang, und sie konnten aufrecht stehen. Erst jetzt bemerkte Carl, daß sie sich in keiner gewöhnlichen Mine befanden.
    Es gab keinerlei Stützpfeiler aus Holz, und die waren auch nicht nötig. Die Wände bestanden nicht länger aus losem Kies, sondern aus hartem schwarzen Gestein, sanft geriffelt wie erkaltete Lava. Vor ihnen breitete sich ein unnatürlich ebener Boden aus. Hier waren fleißige Hände zugange gewesen, doch bezweifelte Carl, daß es die einer Bande schlecht ausgerüsteter Goldgräber von vor einem Jahrhundert gewesen waren. Selbst moderne Geräte hätten so tief unter der Erde wahrscheinlich keinen Fußboden anlegen können.
    Doch was Carl an diesem Ort am meisten beeindruckte, war die Kraft, das Gefühl von Geschichte. Er verspürte das Gewicht der Zeit die auf ihm lastete, Zeit, die weit mehr Schlechtes als Gutes gesehen hatte. Viel Grauen hatte sich hier in der Tiefe ereignet, das merkte er. Die Überreste des Bösen spürte er so deutlich auf der Haut, wie er die Klauen einer Echse gespürt hätte, die an seinem nackten Bein hochkroch.
    Die anderen schwiegen. Carl hätte eine sarkastische Bemerkung loslassen können, hätte er dabei nicht befürchten müssen, daß Davey ihm wieder den Kolben in den Bauch rammte. Das Atmen fiel ihm noch immer schwer. Davey bedeutete ihnen weiterzugehen. Der Strahl seiner Taschenlampe ließ noch kein Ende des Tunnels absehen.
    Also marschierten sie weiter. Der Boden senkte sich, und die Luft wurde dicker und übelriechender. Der Gestank war Carl nicht fremd. Es war der gleiche, der ihm bei dem verlassenen violettfarbenen Haus begegnet war, wo Cessys anderes Schmusetierchen sich herumgetrieben hatte. Der Tunnel bog und wand sich jetzt und gabelte sich in eine Vielzahl von engen Gängen. Doch Davey hielt sich an den Hauptgang und legte noch einen Schritt zu. Nur der Hund protestierte gegen den Gewaltmarsch. Immer wenn er klagte, brachte Cessy ihn leise zum Schweigen. Carl dachte, wie sehr das Verhalten des Hundes seinem eigenen an diesem Tag ähnelte. Seit er am Morgen im Bett hochgefahren war, hatte er wie ein Hündchen an Cessys Schoß gehangen.
    Hi, Carl, habe ich dich geweckt?
    Es hätte ihn nicht mehr überrascht zu erfahren, daß sie wußte, wovon er geträumt hatte. Carl vermutete, daß sie genau unter der Stelle gingen, wo Joe gestorben war.
    Aber er begriff noch immer nicht.
    Ungefähr drei Kilometer vom Eingang entfernt, vielleicht nicht ganz einen Kilometer unter der Oberfläche, hörte der Tunnel mit einemmal auf und weitete sich statt dessen zu einem großen, runden Raum. Daveys Taschenlampe genügte kaum, um die Umgebung zu bestimmen. Die Decke war gewölbt, eine unglaubliche Rundung ausgehöhlter Steine, und die Wände waren ähnlich denen des Tunnels, aus dem sie gerade herausgekommen waren, nur daß sie hier ebener waren, dabei aber Tausende von Quarzkristallen enthielten, die wie eine Sternengalaxis glitzerten, als Davey den Lichtstrahl über sie gleiten ließ. Und doch war das Gewölbe selbst völlig dunkel und ohne besondere Merkmale.
    Ein leerer Himmel.
    Am äußersten Ende des Raums stand eine dreieckige Steinplatte, deren Spitze in Richtung des Tunnels wies. Ihre grau glänzende Plattform begann etwa einen Meter über dem Boden, stieg zur Spitze hin an auf etwa zehn Meter Höhe und ging schließlich in die Wand über. Etwa in der Sockelmitte gab es einen gewölbten, ungefähr zweieinhalb Meter hohen Toreingang. Davey richtete die Lampe darauf, und Carl erblickte nichts als Dunkelheit dahinter. Die Intensität des Geruchs war lähmend. Sie waren nun offenbar an seinem Ursprung angelangt.
    »Das also ist Valta«, sagte Carl, mehr um das Geräusch seiner eigenen Stimme zu hören. Die angespannte Verzweiflung, die über dem Raum lag, zerriß ihm das Herz. Hier waren Lebewesen zu Tode gefoltert worden, das spürte er deutlich.
    »Ein Ort ohne Anfang«, stimmte ihm Davey zu, »ohne Ende.«
    »Euer verborgenes Wasser stinkt«, bemerkte Carl und rechnete damit, von Davey dafür eins verpaßt zu kriegen. Aber Davey drehte sich nur lächelnd zu ihm hin.
    »Wir haben da für dich noch ein bißchen mehr zu buddeln«, meinte er.
    »Wohl nicht nach Gold, nehme ich

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