Der schwarze Dom
ließ sie schließlich jedoch schlaff sinken.
»Wer bist du?« fragte sie mit zitternder Stimme.
Tracie richtete ihre Lampe auf die beiden, und Carl konnte auf Toms normalerweise leerem Gesicht einen Anflug von Verwirrung ausmachen. Er war im Begriff zu sprechen, als Davey seinem Befehl noch einmal Nachdruck verlieh.
»Beeil dich, Tom«, sagte er eindringlich.
Tom ging los. Über drei Kilometer reinste Schwärze lagen vor ihm, und er nahm sich noch nicht einmal eine Taschenlampe mit. Carl bemerkte, daß dies auch Tracie aufgefallen sein mußte. Sie wurde blaß, als Davey seine Aufmerksamkeit wieder ihr zuwandte. Das Spiel der beiden aufeinandergerichteten Lampen schmerzte in den Augen. An den Wänden tanzten langgezogene Schatten.
»Ich will, daß ihr beide Carl beim Graben helft«, befahl Davey den Mädchen.
»Fahr zur Hölle«, höhnte Paula.
Davey kam auf sie zu. Nein, er war urplötzlich einfach bei ihr, ergriff den Daumen ihrer rechten Hand und zog sie langsam und schmerzhaft daran hoch in die Luft. Es war unfaßbar. Während dieser unglaublich schnellen Bewegung hatte er sich auch noch seine Taschenlampe in den Gürtel gesteckt.
Tracie wirbelte herum, offensichtlich erschüttert davon, wie einfach er an ihr hatte vorbeikommen können.
»Es gibt viele Höllen in diesem Universum«, sagte Davey zu Paula. »Welche gehen wir uns zuerst angucken?«
Paulas Mund klappte auf. Dann preßte sie kurz die Lippen zusammen und spuckte ihm gleich darauf ins Gesicht. Eine tapfere Geste, fast tollkühn. Davey drehte sein Handgelenk. Alle hörten, wie ihr Finger brach. Paula schrie. Davey preßte ihr die Hand auf den Mund, mit der er gleichzeitig noch immer das Gewehr festhielt.
»Tut dir leid, was du gerade getan hast?« fragte er.
Paula nickte heftig.
Davey ließ sie los, und sie brach zusammen. Sie umfaßte ihre Hand und krümmte sich. Er wischte sich den Speichel aus dem Gesicht. »Es wird dir noch mehr leid tun«, sagte er.
»Davey«, schaltete Rick sich ein, bemüht dabei ungezwungen zu klingen, aber doch deutlich erschüttert von dem, was er soeben mit eigenen Augen erlebt hatte.
»Wir beide müssen miteinander reden. Einschüchterung ist nicht das richtige für diese Sache hier. Du hast doch eine Menge mehr auf dem Kasten, als man auf den ersten Blick merkt.«
Davey lächelte. »Glaubst du?«
»O ja«, erwiderte Rick. Besorgt schielte er zu seiner Schwester hinüber, die noch immer nicht wieder aufgestanden war. Carl konnte ihr ansehen, daß sie starke Schmerzen hatte. »Du mußt irgendwie mit den erstaunlichen Leuten zu tun haben, die diesen Ort hier gebaut haben. Ich würde gern alles darüber erfahren. Wir könnten ein Buch darüber schreiben. Du würdest berühmt werden.«
»Ich bin schon berühmt in eurer Geschichte«, sagte Davey und warf Cessy einen Blick zu. »Viele Bücher sind über mich geschrieben worden. Viele Geschichten erzählt.«
»Das ist doch toll«, meinte Rick. »Wieso setzen wir uns dann nicht alle hin, unterhalten uns und gehen die ganze Sache etwas ruhiger an?«
»Ruhiger?« fragte Davey. Er warf den Kopf zurück und schaute zur schwarzen Kuppel hoch. Die widerwärtigen Dämpfe sog er begierig in sich auf, als seien sie ein wundervoller Duft. »Ne, ich amüsiere mich viel zu sehr, um die Sache ruhiger anzugehen.« Er starrte hinunter auf Paula, die sich bemühte, wieder auf die Beine zu kommen. Einen Moment lang schien er daran zu denken, sie zu treten und ihr obendrein noch ein paar Rippen zu brechen. Statt dessen sagte er Tracie, die hilflos danebenstand: »Ich lass’ deine Freundin bei dieser Übung mal ‘ne Runde aussetzen. Aber du mußt Carl beim Graben helfen. Wir müssen mit der Schnitzeljagd fertig werden.«
Tracie gab auf. Ihre Haltung war dahin, denn sie hatte begriffen, daß Davey ein weit mächtigerer Gegner war, als sie gedacht hatten. Davey reichte ihr ein Jagdmesser, das er offenbar die ganze Zeit bei sich getragen hatte: Mit dem Messer sollte sie graben. Carl nahm sich das Drehkreuz. Davey dirigierte sie hin zur Spitze der Dreiecksplatte. Er ließ sie vor sich auf die Knie gehen. Das war die Haltung, die ihm zusagte. Er setzte sich jedoch nicht hin, um ihnen bei der Arbeit zuzuschauen. Er ging statt dessen weg, um sich mit Cessy zu beraten. Die stimmte seiner Taktik offenbar weder zu, noch mißbilligte sie sie. Sie braucht keine Unterhaltung, dachte Carl. Sie hat ja ihren Hund, um sich zu amüsieren.
»Du blutest am Kopf«, flüsterte Tracie.
Carl schaute
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