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Der schwarze Dom

Der schwarze Dom

Titel: Der schwarze Dom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Pike
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graben!«
    »Nein«, entgegnete Tracie. »Du hast gesagt, du läßt uns frei, wenn ich richtig rate.«
    »Habe ich das?«
    »Das weißt du verdammt genau«, sagte Tracie.
    Davey lächelte. »Und du weißt verdammt genau, was für ein Lügner ich bin.« Erneut deutete er auf den Boden, gab dieses Mal zu verstehen, daß Carl alleine graben sollte. »Du solltest wohl der sein, der hier zu Ende gräbt. Los jetzt.«
    Carl ging wieder auf die Knie und suchte die Stelle, die Tracie veranlaßt hatte, aufzuhören. Dabei hatte er die furchtbare Vorstellung, das, wonach er tastete, könne nur darauf warten, ihm die Finger abzubeißen. Als er es jedoch zum erstenmal berührte, schien das Ding ganz und gar unschuldig. Er schob noch eine Erdschicht beiseite. Es war bloß eine Sonnenbrille.
    Seine Erleichterung hielt alles in allem genau zwei Sekunden an.
    Es gab nämlich jemanden, der diese Brille aufhatte, Davey platzte vor Lachen, als Carl einen Schrei ausstieß, die Hand ruckartig zurückzog und mit einem Satz auf die Beine kam. Davey trat in das Loch und legte mit der Schuhspitze das Gesicht des unglücklichen Wesens frei. Nach alledem, was sie hinter sich hatten, hätte es kein Schock mehr sein sollen, doch als Carl die Leiche sah, fiel er beinahe in Ohnmacht.
    Es war Mister Partridge.
    »Ich hab’ ihm doch gesagt, er soll sich wenigstens zwei Meter tief eingraben«, seufzte Davey. »Gutes Personal ist schwer aufzutreiben heutzutage.«
    »Was – was macht er hier?« stotterte Rick.
    »Na, er ist der Hauptgewinn«, erwiderte Davey. »Paula, Schätzchen, bist du nicht in einer von Mister Partridges Klassen gewesen?«
    »Ja, und er hat mich an dich erinnert«, gab Paula zurück. »Er hat mich zu Tode gelangweilt.«
    »Zu Tode?« fragte Davey und fixierte sie einen Moment lang. Paula bemühte sich, seinem Blick standzuhalten, senkte aber schließlich den Kopf. Davey fuhr fort: »Er ist vielleicht manchmal ein wenig schwerfällig gewesen, aber ihr müßt wissen: Er war bloß eine Marionette. Als Oberstufensprecher und mit all meinen anderen Verantwortlichkeiten konnte ich nicht ständig auch noch seine Fäden ziehen.«
    »Was soll das bedeuten?« fragte Carl.
    »Er war mein zweites Ich«, sagte Davey.
    »Na klar«, erwiderte Carl.
    »Ist er tot?« wollte Rick wissen.
    »Sicher«, sagte Davey.
    »Hat er denn je gelebt?« fragte Tracie.
    »Eine tiefgründigere Frage, auf die es keine einfache Antwort gibt«, erwiderte Davey und beugte sich vor. »Aber man kann vielleicht sagen, daß ein Teil von ihm irgendwann einmal gelebt haben muß. Schaut euch das mal an.«
    Davey nahm die Sonnenbrille von Mister Partridge ab.
    Leere Augenhöhlen starrten darunter hervor.
    Tracie verzog das Gesicht. »Was ist mit seinen Augen passiert?«
    »Och, er hat jetzt schon seit einem Jahr keine Augen mehr«, sagte Davey und setzte sich die Sonnenbrille auf. Er wartete auf ihre Reaktion. »Es ist heute ein Jahr her. Die Wolken über uns waren dunkel und schwer, und die Sterne darüber waren in eine günstige Konstellation getreten. Ich sagte doch, Tracie, du warst nah dran. Aber knapp daneben ist eben auch vorbei. Schnallt es denn keiner von euch?« Davey seufzte und kauerte sich neben der Gestalt nieder. »Vielleicht hilft euch das hier auf die Sprünge. Ich zeige euch mal was.«
    »Nein«, sagte Paula. Sie machte sich darauf gefaßt, sich übergeben zu müssen.
    »Doch, ich will es aber«, beharrte Davey und zerrte am schlaffen, fahlen Fleisch von Mister Partridges linker Wange. »Ihr wolltet doch alle unbedingt wissen, was los ist. Es wäre nicht fair von mir, euch für immer im Ungewissen zu lassen.«
    Als Davey die Gesichtshaut von Mister Partridge abzog, drehte sich Carl der Magen um. Davey tat es mühelos, streifenweise, und trotzdem, als er fertig war, floß kein Blut. Nur ein Häufchen künstliches Fleisch, das ein Special-effect-Mann vom Film sich hätte zugelegt haben können.
    Und ein eingefallener, weißer Schädel, der vermutlich mehr als ein Jahr ungeschützt im Wüstensand gelegen hatte.
    »Du wirst die Zähne wiedererkennen, Paula«, sagte Davey und trat zurück. »Die untere Reihe ist schief. Ich nehme an, er hatte kein Geld für eine Klammer. Eine Schande, nicht? Mit einer kleinen zahnmedizinischen Behandlung hätte er eine hübschere Erscheinung abgegeben. Nicht, daß dir das was ausgemacht hätte. Du hast diesen Mund bestimmt hundertmal geküßt und dabei jeden Augenblick genossen.«
    Paula brachte keinen Ton hervor. Sie konnte sich

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