Der schwarze Dom
gelebt hat, müßtest du doch wissen, was passiert ist?«
Cessy kam Davey zuvor. Sie trat vor Rick und versperrte Davey so den Blick auf diesen.
»Es war kein Meteorit«, sagte sie. »Es war nichts, was ein menschliches Wesen verstehen könnte.«
»Gab es Krieg?« fragte Rick.
Cessy zögerte. »Nicht wirklich.«
Davey stieg von der Platte hinab. Er stand jetzt in der Nähe von Ricks Stuhl. Die Unterbrechung hatte ihm gar nicht gefallen. »Ich hab’ diese blöden Fragen satt«, gab er zu verstehen. »Was wir brauchen, ist eine praktische Demonstration.«
Cessy schaute ihn ungeduldig an. »Tom ist nicht hier.«
»Zuerst müssen unsere Schulden beglichen werden«, sagte Davey. »Unsere Zeit wird knapp.«
»So hatten wir das nicht geplant«, sagte Cessy.
»Dann ändere ich eben den Plan.«
»Sind deswegen die anderen hier?«
»Ja.«
»Du hast zuviel geredet«, sagte Cessy. »Du hast das Ziel der Schnitzeljagd kaputtgemacht. Du hast die Spannung zerstört.«
»Spannung?« fragte Davey überrascht. »Wie kann die denn zerstört werden?«
»Du Trottel«, sagte Cessy.
Davey trat einen Schritt zurück, den Blick fest auf sie gerichtet. Dann bewegte er sich. Carls Augen waren nicht schnell genug, um zu verfolgen, wie er es tat, bekamen aber genug von dem mit, was er tat. Er griff Cessys Hund und schleuderte ihn auf den Torbogen zu. Cessy reagierte fast genauso schnell, war aber einen Schritt zu weit hinten. Der Schwanz des Tieres rutschte ihr durch die Finger. Es war jenseits ihrer Reichweite, jenseits der Tür, und es war weg.
Cessy schloß die Augen und lehnte den Kopf an die Steinwand. Sie ballte die Hand zur Faust.
Das Schreien begann.
Carl hatte schon viele verletzte Tiere gehört und war jedesmal tief davon berührt gewesen. Aber nichts auf der Welt hatte ihn auf die Geräusche vorbereitet, die Cessys Hund von sich gab, als er starb. Er hörte ein erbärmliches Jaulen, wilde Spritzgeräusche und ein leises, aber dennoch deutliches Zischen, als wenn das Tier in einem Behältnis hochätzender Säure gelandet wäre.
Und ihm war klar: Einer von ihnen würde der nächste sein.
Schließlich hörte das Gejaule auf. Die Stille, die folgte, brachte jedoch keinerlei Erleichterung.
»Du sagtest was von Spannung?« ließ Davey in Richtung seiner Schwester verlauten.
Langsam hob Cessy den Kopf, öffnete die Augen und starrte ihren Bruder an. Carl hätte sich gewünscht, Wut in ihnen zu erkennen, Trauer zumindest, und er war in beider Hinsicht enttäuscht.
Cessy war cool wie immer.
»Das ist dein Ort hier«, sagte sie zu ihrem Bruder.
»Stimmt«, sagte Davey, »Kopf hoch. Du kriegst schon noch ein anderes Tierchen, eins, das dir noch besser gefällt.«
»Ich such’ mir meine Tiere lieber selbst aus«, erwiderte Cessy.
»Bist du genauso wählerisch, wenn du jemanden küßt?« fragte Paula. Carl verstand die Anspielung nicht, Davey allerdings schon. Er kam rasch auf Paula zu und blieb bei ihr stehen.
»Ich kann dich nicht leiden«, sagte Davey.
Paula wollte ihn anfahren, schaute dann aber auf den schwarzen Eingang und ließ nur den Kopf hängen. »Schon gut«, murmelte sie.
»Was denn?« hakte Davey nach.
»Ich sagte doch: schon gut.«
»Für wen?« fragte Davey.
Paula hob den Kopf und schluckte. »Für uns beide.«
»Für deinen Bruder auch?« fragte Davey. Paula sagte nichts. Davey lächelte. »Mach ihm die Schnürsenkel auf.«
»Häh?« Paula begriff nicht.
»Ich sagte, mach ihm die Schnürsenkel auf.«
»Wieso denn?« fragte Paula zitternd.
»Ich kann sie selbst aufmachen«, sagte Rick und beugte sich nach vorn. Davey hielt ihn davon ab, indem er ihm die Hand auf die Schulter legte.
»Nein, ich will, daß deine Schwester es tut«, sagte er.
»Ich will, daß sie dir die Schnürsenkel abmacht und damit die Knöchel an den Stuhl bindet.«
Matt schüttelte Paula den Kopf. »Nein.«
»Davey«, meldete sich jetzt Tracie. Eine Träne rann ihr über die Wange. »Nicht.«
»Los jetzt«, befahl Davey Paula.
»Carl«, stöhnte Tracie, »tu doch irgendwas.«
»Er hat seinen Teil schon getan«, sagte Davey. »Deswegen seid ihr ja alle hier.« Seine Hand schoß vor, faßte Paula an den Haaren und warf sie vor Ricks Füßen nieder. »Ich hab’ keine Geduld mit Leuten, die ich nicht leiden kann«, fuhr er sie an. »Es macht mir nichts aus, dich ins Wasser zu werfen.«
Paula machte die Schnürsenkel auf. Wegen ihres gebrochenen Fingers und ihrer zitternden Hand dauerte es eine Ewigkeit, und als es
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