Der schwarze Engel: Horror-Thriller
Meute gesehen?«
»Ja, die Hundesöhne suchen bereits den Wald ab.«
»Und?«
Dennis hob die Schultern. »Wir müssen auf jeden Fall hier weg.« Er zeigte nach rechts. Dort leuchtete der Widerschein der Fackeln zwischen den Bäumen.
Es war in der Tat höchste Eile geboten.
Da spürte ich Vanessas Hand auf der meinen. Die Berührung war unendlich zart, aber in ihr lag all die Dankbarkeit, die Vanessa für mich empfand.
Ich drehte den Kopf und schaute das Mädchen an. Ein warmer Glanz lag in Vanessas Augen, die vollen, naturroten Lippen waren zu einem Lächeln gekräuselt.
»Thank you!« hauchte sie.
Mir wurde ganz anders. Ein Kloß saß plötzlich in meiner Kehle. Ich wußte, daß die Sympathie und eventuell auch die Liebe nicht nur einseitig waren. In diesen herrlichen Augenblicken war ich der glücklichste Mann der Welt.
Vanessa warf sich gegen mich und umklammerte meinen Körper wie eine Ertrinkende den rettenden Balken.
Sekundenlang saßen wir so beisammen. Unter meinen Händen spürte ich den schlanken biegsamen Körper und tastete mit den Fingerkuppen über die seidenweiche Haut.
Dennis Draker drängte zum Aufbruch. »Wir müssen hier weg«, mahnte er. »Bis zum Wagen ist es noch ein verflucht weites Ende.«
Dennis hatte recht. Liebkosen konnten wir uns später noch genug. Ich wußte nicht einmal, daß wir es schaffen würden. Ja, wir entkamen dieser Hölle. Dessen war ich mir sicher.
Stimmen hallten durch den Wald. Die Verfolger waren schon verdammt dicht aufgerückt. Daß sie nicht aufgaben, dafür würde schon der Hexenjäger sorgen.
Dennis sprang bereits über den Stamm. Ich hob Vanessa an und half ihr ebenfalls hinüber.
Sie lächelte mich an, und plötzlich berührten sich unsere Lippen, so daß es mich wie ein Stromstoß durchzuckte.
Dann drehte Vanessa den Kopf zur Seite und sprang zu Boden. Hinter dem umgestürzten Stamm fiel das Gelände wieder ab. Doch die Bäume standen ziemlich dicht, so daß wir uns von Stamm zu Stamm hangeln konnten. Vanessas Hand ließ ich dabei nicht los.
Dennis war immer ein halbes Dutzend Schritte voraus. Die Dunkelheit machte uns schwer zu schaffen. Wir konnten manchmal nicht die sprichwörtliche Hand vor Augen sehen. Tiefhängende Zweige und Äste peitschten unsere Gesichter, rissen die Haut auf, und schon bald brannte mein Gesicht.
»Ein Glück, daß wir nicht den normalen Weg genommen haben!« keuchte Dennis. »Dann hätten sie uns schon längst gehabt. Aber wie ich schätze, kennen die Burschen auch ihre Abkürzungen.« Er spuckte eine Tannennadel aus. »Bin nur gespannt, wo wir hier landen.«
»Wir sind richtig«, sagte Vanessa. Sie redete in unserer Heimatsprache, und wir sahen sie erstaunt an. »Wenn wir weiterlaufen, gelangen wir zum Dorf.«
»Und dort steht der Wagen«, sagte Dennis und fügte noch das Wort »hoffentlich« hinzu.
»Dann nichts wie weg!« rief ich.
Schon bald war der Hang zu Ende. Wir wühlten uns durch dichtes Unterholz und gerieten an eine kleine Schneise. Sie wurde von einem Wildwechsel durchzogen. Wir sahen es deshalb so genau, weil am Anfang des Wildwechsels zwei Männer standen, die ihre Fackeln in den Händen hielten.
Blitzschnell ließen wir uns fallen.
»Und jetzt?« flüsterte Dennis. »Glaube kaum, daß wir an denen da vorbeikommen.«
»Laßt mich nur machen«, raunte Vanessa.
»Aber du schaffst das nie.« Ich wollte sie zurückhalten.
»Keine Angst, mein Freund. Diese zwei sind keine Gegner für mich.«
»Wie willst du das denn anfangen?«
Plötzlich verdunkelte sich ihr Blick. Dann raunte sie: »Weißt du denn nicht, daß ich eine Hexe bin, James?«
Kapitel 11
Im ersten Moment war ich geschockt. Sie war doch eine Hexe! Und ich hatte sie befreit!
Dann schalt ich mich einen Narren. Unsinn, Hexen gab es höchstens im Märchen oder in blutrünstigen Horror-Geschichten.
Vanessa stand auf.
»Die ist wahnsinnig!« keuchte Dennis.
»Laß sie«, erwiderte ich.
Gespannt und mit flatternden Nerven beobachteten wir Vanessas weiteres Vorgehen. Lautlos schritt sie über den Waldboden. Noch war sie von den beiden Aufpassern nicht bemerkt worden. Und sie ging weiter auf sie zu.
Ich wollte ihr zurufen, wollte selbst hochspringen, doch Dennis hielt mich am Arm fest.
»Sie schafft es!« murmelte ich heiser. »Himmel, sie schafft es!«
Vanessa stand jetzt hinter den beiden Männern. Sie streckte ihre Arme vor und berührte mit den Fingerspitzen die Schultern der Aufpasser.
Die Männer zuckten zusammen, als würde ein
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