Der schwarze Engel: Horror-Thriller
»jetzt gilt es. Wir müssen da durch!«
Ich schaltete in den dritten Gang, gab mehr Gas. Der Ford kam auf Touren. Schon rauschten links und rechts die ersten armseligen Häuser vorbei. Dennis saß neben mir und hielt sich krampfhaft am Haltegriff fest.
Da wurden wir entdeckt!
Die ersten wandten sich um, sahen den Wagen heranbrausen, überwanden ihre Schrecksekunde, sprangen auf die Fahrbahn und rissen dabei die Arme hoch.
Sie wollten uns stoppen.
Ich ging unwillkürlich vom Gas.
»Fahr weiter!« knirschte Dennis neben mir. »Wenn wir denen in die Finger fallen, massakrieren sie uns!«
Mein Freund hatte recht. Allerdings wich ich bis auf die rechte Seite der Straße aus. Dick klebte der Schweiß auf meiner Stirn. Alle Muskeln meines Körpers waren gespannt.
Sie warfen mit den Fackeln. Die brennenden Stäbe knallten gegen die Karosserie, beulten sie ein. Auch die Frontscheibe wurde getroffen, doch die erste Aufprallwucht der Fackel war schon von der Kühlerhaube gedämpft worden.
Die Hälfte hatten wir geschafft. Schreiend und fluchend sprangen die meisten Leute zur Seite, als der Wagen auf sie zuraste. Aus einem Seitenweg tauchte eine Gestalt auf. Der Mann schleuderte eine Mistgabel.
Verdammt!
Ich konnte nicht mehr ausweichen. Wenn der Reifen getroffen wurde, dann ...
Die Gabel ratschte gegen das Blech, bohrte Löcher in den Rost, verhakte sich aber mit dem Stiel irgendwo und wurde wieder abgerissen.
Neben mir jubelte Dennis. »Wir schaffen es! Mein Gott, wir schaffen es!«
Die Scheinwerfer durchbrachen mit ihren breiten Lichtlanzen die Dunkelheit. Die letzten Häuser flogen vorbei. Langsam war auch ich davon überzeugt, daß wir das Schlimmste hinter uns hatten.
Plötzlich sprang jemand zwischen den Bäumen hervor und blieb mitten auf der Fahrbahn stehen.
Es war der Rothaarige.
Und er hatte eine Waffe.
Eine Schrotflinte!
Ich blendete auf. Der Rothaarige dachte gar nicht daran, von der Fahrbahn zu verschwinden. Im Gegenteil. Er legte auf uns an.
»Der ist wahnsinnig!« schrie Dennis. Und dann: »Fahr weiter! Halt drauf, verdammt!«
Ich gab Gas, hupte, warnte ihn.
Da drückte er ab.
Ich sah es vor der Mündung aufblitzen, und im nächsten Moment klatschte die Ladung gegen unseren Wagen. Plötzlich zerbröselte die Scheibe. Ich konnte nichts mehr sehen und auch dem Rothaarigen nicht ausweichen. Ein ungeheurer harter Schlag traf den linken Kotflügel. Aus den Augenwinkeln sah ich einen Körper durch die Luft wirbeln, dann waren wir vorbei. Ich riskierte einen schnellen Blick in den Rückspiegel. Eine weitere Gestalt löste sich aus dem Dunkel des Waldes.
Es war Brodkin, der Hexenjäger!
Drohend schüttelte er die Faust, und ich wußte, daß wir uns einen Todfeind geschaffen hatten.
»Er wird nie aufgeben«, sagte Vanessa, »niemals.« Es waren die ersten Worte, die sie nach langer Zeit sprach.
Ich aber hatte andere Sorgen. Durch die Frontscheibe lief ein dichtes Spinnenmuster, machte ein normales Sehen so gut wie unmöglich.
»Hau die Scheibe aus dem Rahmen!« rief ich Dennis zu. »Okay.«
Dennis beugte sich vor. Er winkelte den Arm an und hämmerte mit dem Ellbogen gegen die Scheibe. Die Glasstücke platzten heraus. Der Fahrtwind jedoch trieb die kleinen Splitter wieder nach innen. Wir mußten höllisch achtgeben, damit wir von dem Zeug nichts in die Augen bekamen.
Ich half meinem Freund. Hielt mit der rechten Hand das Lenkrad fest und drosch mit dem linken Ellbogen die Splitter aus dem Rahmen. Es war eine verdammte Schufterei.
Aber schließlich hatten wir freies Sichtfeld. Nur an den Kanten hingen noch ein paar Scherben.
Dann erreichten wir eine Weggabelung. Ich bremste.
»Wohin jetzt?« fragte Dennis Draker.
Ich drehte den Kopf und schaute Vanessa an. Sie hatte ja gesagt, daß sie sich hier auskannte.
»Fahrt nach rechts«, riet uns das Girl. »Links geht es wieder nach Bazias zurück.«
»Und rechts in die Hölle, wie?« erkundigte sich Dennis spöttisch.
»So ungefähr«, lautete die Antwort. »Zwischen dem Sumpf und der Hölle ist der Unterschied gar nicht mal so groß.«
»Höchstens in der Temperatur«, sagte ich sarkastisch und startete.
Kapitel 12
Gegenwart
Die drei Eindringlinge fühlten sich sehr sicher. Niemand rechnete jetzt noch mit einem Zwischenfall.
Doch der kam.
Es war Henry, der Butler, der den Männern die Überraschung bescherte.
Henry konnte nicht einschlafen. James King hatte ihm zwar freigegeben, aber Henry war ein Typ, der immer auf Nummer sicher
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