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Der schwarze Engel

Der schwarze Engel

Titel: Der schwarze Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bina Sparks
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sich kurz, um einige elegante
Bewegungen ausführen zu können, während sie versuchte, grenzenlose
Freundlichkeit in ihr Gesicht zu legen, als sie langsam öffnete. Überrascht
erkannte sie eine ihr fremde Frau, die ihr einen FBI-Ausweis unter die Nase
hielt und sich mit Sharon Ang vorstellte. Sie wollte ihr routinemäßige Fragen
stellen, zum Tod von Lenane Fernandez. Ein heiß-kalter Schauer lief Delicia den
Rücken hinunter, und für einen Moment lang hatte sie das Gefühl, ihr Gesicht
würde rot anlaufen und ihr würde schwindelig werden. Schnell versuchte sie,
diese Gefühle hinunter zu schlucken und nickte hastig, während sie die Agentin
herein bat.

6
     
    Sharon folgte der jungen Frau mit
den unruhigen Augen ins Wohnzimmer, wo diese vorsichtig, fast schon
unbehaglich, auf den roten Samtsitzen Platz nahm. Die Inneneinrichtung des von
außen unscheinbaren Hauses wirkte eher wie ein Museum, als wie die Wohnung
einer Studentin. Ohne jeglichen Zweifel hatte Delicia einen Fable für Engel; an
den Wänden hingen Gemälde von Engelsgeschöpfen, überall standen sie in
jeglicher Art von Figur oder Kerze, sogar auf der Tischdecke befanden sich ihre
Abbildungen, überall, wo man hinsah. Während Sharon noch darüber nachdachte, ob
sie einen tiefen Glauben hatte, den sie etwas freakhaft auslebte, ob sie die
Mode der Engelsfiguren einfach cool fand, oder ob etwas tiefer gehendes
Psychologisches dahinter steckte und sie einfach einen Hau hatte, hörte sie
ihre Zeugin fragen, ob sie einen Kaffee wünschte. Sharon verneinte und betonte,
dass sie gleich wieder gehen würde und nur ein paar kurze Fragen hätte.
    Ihr Gegenüber knetete die Hände im
Schoß zusammen und starrte sie durchdringend an. Während Sharon damit rechnete,
dass eine verunsicherte und leicht zitternde Stimme, die zu dieser
Körpersprache gepasst hätte, den tragischen Tod ihrer Freundin bedauern würde,
kam eine direkte und gefasste Frage: „Was kann ich für Sie tun?“
    Ein wenig überrascht erwiderte die
Agentin ihren Blick und musste daran denken, wie sowohl Ashley als auch Lenanes
Mutter, Delicia als außergewöhnlichen Menschen beschrieben hatten. Das schien
in der Tat so zu sein, ohne dass Sharon weiter darüber urteilten wollte, ob
positiv oder negativ: „Ich bin gerade dabei, alle Menschen zu befragen, die
Lenane Fernandez näher standen. Du musst eine sehr gute und enge Freundin von
ihr gewesen sein, nachdem was ich bis jetzt gehört habe.“
    Delicia nickte nur, und während
Sharon ihre Befragung durchführte, erhielt sie genau dieselben Aussagen, wie
von Ashley. Sie antwortete zügig, aber schnell, sie sprach bestimmt und legte
trotzdem eine Spur Sanftheit und Mitgefühl in ihre Stimme. Zu den Befragungen
der Zeugen, die Sharon durchführte, gehörte es nicht nur, Informationen über
das Opfer und dessen Umfeld zu sammeln, sondern sich auch ein Bild über die
Menschen, die ihm besonders nahe standen, zu machen. Es war eine alte
FBI-Weisheit, dass der Täter oft näher war, als man glaubte. Während Mrs.
Fernandez ein Nervenbündel gewesen war und Ashley völlig verstört und
fassungslos über das Ereignis, hatte sich Delicia absolut unter Kontrolle und
Sharon erkannte, dass sie in diesem Fall die starke Person war, die Stütze für die
anderen gab.
    Als Sharon auf die Kette zu
sprechen kam, erhielt sie eine prompte Antwort: „Es ist mir gar nicht
aufgefallen, dass sie so eine Kette hatte, sie trug immer etwas anderes. Es ist
mir auch nicht so wichtig, was Leute tragen, ich achte da für gewöhnlich nicht
so sehr drauf. Vielleicht hat Ashley ihr diese Kette geschenkt, sie waren sehr
gute Freunde. Aber ich kann mich wirklich nicht daran erinnern, nicht spontan.
Vielleicht, wenn ich noch einmal länger darüber nachdenke. Sobald mir etwas einfällt
dazu, werde ich Sie gleich benachrichtigen. Es ist so tragisch, was Lenane
zugestoßen ist. Es ist für uns alle schwer, dass wir so eine gute Freundin
verloren haben. Ich helfe gerne.“
    Die Sätze kamen einer am anderen,
ohne Pausen oder Lücken zwischendurch, fast so, als hätte sie schon tausend
solcher Befragungen gemacht und wäre es gewohnt, für alles eine schnelle und
passende Antwort zu finden. Sharon dachte daran, dass Delicia Jura studierte.
Es wunderte sie jedoch, dass sie ihre Trauer über ihre verlorene Freundin kaum
zeigte. Zwar machte sie einen betroffenen Eindruck, doch nie wurde sie
persönlich, sondern sprach immer nur in Zusammenhang mit den anderen
Hinterbliebenen von ihrer

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