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Der schwarze Engel

Der schwarze Engel

Titel: Der schwarze Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bina Sparks
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Trauer, die mehr einem Bedauern, als einer Trauer zu
gleichen schien. Sharon vermutete, dass diese Zeugin den Schock vielleicht noch
nicht ganz verdaut hatte, oder keinem Fremden ihre Tränen zeigen wollte.
    In ihrer Ausbildung hatte Sharon
gelernt, dass jeder grundsätzlich ein Verdächtiger war, bis klare Anzeichen
seiner Unschuld zum Vorschein kamen. Doch sie hatte eine eigene Methode
entwickelt, mit der sie in den meisten Fällen wesentlich besser vorankam. Sie
hielt jeden erst einmal für unschuldig, bis größere Auffälligkeiten auftraten
und jemand deutlich hervor stach, auf dass sie denjenigen daraufhin genauer
unter die Lupe nehmen würde. Delicia erschien Sharon auf den ersten Blick ein
wenig seltsam, doch es war noch lange kein Verbrechen, anders zu sein. Im
Gegenteil waren sogar oft diejenigen, die am unscheinbarsten wirkten,
diejenigen, die den meisten Dreck am Stecken hatten.
    Als die Agentin das Haus der
Zeugin verließ und es in ihrem Kopf noch arbeitete, war sie sich fürs Erste
ziemlich sicher, dass Delicia genau so unschuldig war, wie Ashley und Lenanes
Mutter. So wollte sie keine Zeit verlieren und machte sich daran, die anderen
Zeugen aufzusuchen. Sharon wollte vor Einbruch der Dunkelheit mit einer Reihe
von Befragungen durch sein und sich mit Joe zusammen setzen, um die ersten
Ergebnisse zu besprechen. Schon jetzt sehnte sie sich danach, zurückzukehren
und eine ordentliche Koffeindosis zu gönnen. Die Nacht würde lang und der
Schlaf kurz werden. Da draußen lief immer noch ein verrückter Killer herum, der
sehr wahrscheinlich erneut töten würde.

7
     
    Delicia mischte sich unter die
Leute auf Nathalies Party. Sie war etwas beleidigt, weil diese sich sehr
schnell neu eingetroffenen Gästen widmete und ihr mehr oder weniger den Rücken
zukehrte. Delicia musste sich schmerzlich eingestehen, dass sie doch noch nicht
bei allen beliebt war. Es gab tatsächlich noch einige, die nicht sonderlich an
ihr interessiert waren. Die junge Frau hatte das Gefühl, in ein tiefes Loch zu
fallen. War ihre Beliebtheit dabei, den Bach hinunterzugehen? War sie kurz
davor, wieder ein Niemand zu werden? Würde sie es niemals an die Spitze
schaffen, würde niemals ihr Titelbild auf einer Zeitung erscheinen, würde sie
von niemandem bewundert und geliebt werden? Erkannte niemand mehr ihre Talente?
Oder war sie gar nicht talentiert? War sie nicht gut genug, war sie zu
schlecht, war sie nicht interessant genug? Was war der Grund dafür, weshalb
Nathalie es bevorzugte, mit anderen zu sprechen, während sie, Delicia, der
allseits bekannte Engel, zu ihrer Party gekommen war? Tausend Gedanken schossen
ihr durch den Kopf, die sie in Verwirrung und Unsicherheit stürzten, während
sie darüber nachdachte, wieder zu gehen.
    „Delicia!“ Voller Erleichterung
nahm sie schließlich wahr, wie Vanessa mit strahlenden Augen auf sie zustürmte
und laut ihren Namen rief, sodass sich alle umdrehten. Überschwänglich begrüßte
Vanessa ihr Vorbild und es war ganz offensichtlich, dass sie nicht vorhatte, in
nächster Zeit von ihrer Seite zu weichen. Gab es also doch noch jemanden, der
etwas von ihr hielt! Das war auch nicht anders zu erwarten! Delicia dachte
daran, wie sehr sie sich dafür reingehängt hatte, um ein gutes Bild bei ihrer
Freundin abzugeben. Sofort verfiel sie in ihre Rolle und präsentierte eine
Persönlichkeit, die sie gerne darstellen wollte, fast so überzeugend, als wäre
sie diese Person wirklich. Gekonnt praktizierte sie Augenaufschläge, legte
leichte Arroganz in ihre Stimme, die Freundlichkeit darstellen sollte, zeigte
ein zaghaftes Lächeln hier und da.
    Durch Vanessas laute Begrüßung
hatte jeder auf der Party erfahren, dass Delicia anwesend war, und schon bald
standen einige Leute um sie herum; andere beobachteten sie aus Entfernung. Eine
fremde Person kam schließlich auf sie zu und sprach sie an: „Bist du die
Delicia, über die jeder redet?“
    Delicia stimmte zu und tat
überrascht: „Wirklich, jeder redet über mich? Wieso das denn?“
    Das noch relativ junge Mädchen mit
den schulterlangen, gelockten, blonden Haaren und den grünen Augen antwortete:
„Na ja, es heißt überall, du wärst ein Engel und eine so tolle Person und du
wärst Model, aber trotzdem ganz natürlich, und außerdem total talentiert, mit
deiner Showeinlage. Kannst du uns nicht mal was zeigen?“
    Sofort hörte man von anderen
Seiten Kommentare, Delicia sollte etwas vorführen. Diese wandte ihren Kopf für
kurze Zeit auf den

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