Der schwarze Freitag (German Edition)
Schreie, dann kippte ich um und wurde ohnmächtig.
A ls ich wieder zu mir kam, lag ich in einem Krankenwagen.
Mein Kopf war verbunden. „Ihr Mann hat wirklich Glück
gehabt“, hörte ich den Sanitäter leise sagen. Ich sah
meine Eva mit verweinten Augen neben mir stehen. Jetzt
griff sie nach meiner Hand. „Wieso?“, fragte ich. „Was ist
passiert?“ ‒ „Zum Glück nichts Schlimmeres“, erklärte mir
einer der Sanitäter, „Sie haben nur einen Streifschuss am
Kopf.“ Langsam erhob ich mich von der Trage, setzte mich
und wollte aufstehen. Der Arzt protestierte: „Nein, das ist
viel zu früh. Wir müssen Sie mit ins Krankenhaus nehmen.“
‒ „Nein, ich will nach Hause“, antwortete ich beharrlich.
„Eva, ich möchte ein paar Kopfschmerztabletten und einen
Whisky. Dann nach Hause und endlich Hochzeit feiern.“ Die
Sanitäter schüttelten den Kopf. Eva bestätigte jedoch, dass
ich ganz normal wäre. Wir hätten heute Morgen um 10
Uhr geheiratet. Daraufhin murmelte der Arzt: „Tolle
Hochzeitsfeier. Sechs Stunden später hat der Mann einen
Staatsanwalt und einen gesuchten Verbrecher der Polizei
übergeben und jetzt denkt er an Whisky.“ Dann sagte er
zu Eva: „Junge Frau, auf Ihren Mann müssen Sie
aufpassen, wenn er in der Geschwindigkeit weitermacht,
werden Sie viel Spaß mit ihm haben, aber auch schnell
graue Haare bekommen.“ ‒ „Aber deshalb habe ich ihn
doch geheiratet“, feixte sie.
W ieder an der frischen Luft, ohne diesen Desinfektionsgeruch
in der Nase, fühlte ich mich gleich besser. Meinen Schatz
hatte ich im Arm, die Millionen auf ihrem Konto. Die anderen
Millionen aus dem Auto wurden gerade in ein Polizeifahrzeug
geladen und das Firmengelände zunächst bis auf Weiteres
abgeriegelt. „Eva, ich möchte nach Hause. Wo ist eigentlich
meine Knarre?“, fragte ich leise. „In meiner Hose oder soll ich
dich jetzt an die Kollegen übergeben? Ich habe beim ersten
Mal, als ich geschossen habe, noch schnell zwei weitere
Schüsse hintereinander in die Luft abgegeben. Oder wie
soll ich sonst drei Einschüsse mit einer Kugel aus meiner
Waffe erklären? Das hätte für mich auch schief gehen
können“, sagte sie, „ich hatte nicht damit gerechnet, dass
es tatsächlich zu einem Schusswechsel kommen würde.“ ‒
„Hast du eine Lebensversicherung?“, fragte ich sie und
hörte als Antwort: „Miststück. Setz dich ins Auto, ich
komme gleich.“ Eva sprach noch kurz mit ihren Kollegen,
dann steuerte sie das Auto zur nächsten Tankstelle, um
mir eine Flasche Whisky, Zigaretten und Cola zu kaufen.
K arin und Georg ließen sich die ganze Geschichte von Eva
erzählen, während ich mich volllaufen ließ. Kein Wort
wollten die beiden am Anfang glauben. Erst als Eva den
Revolver aus der Hose zog und die beiden leeren
Patronen zeigte, wurden auch Karin und Georg still. Dann
legte sie ihre Pistole daneben. Karin sagte: „Das eben
habe ich nicht gesehen. Pack das Ding weg, binde den Kerl
an und meinen daneben. Ich brauche mal eine Nacht
Schlaf.“ ‒ „Wollen wir in unsere Kneipe?“, lallte ich noch
und kippte vom Stuhl. Eva brachte mich ins Bett und
streichelte mich, bis ich eingeschlafen war.
* **
A m nächsten Morgen stand Evas Chef vor der Haustür. Ich
hatte nur meine Unterhose an und noch den Verband um
den Kopf. „Kommen Sie herein“, sagte ich, „aber zwei
Minuten brauche ich noch.“ Ich verschwand, um zwei
Kopfschmerztabletten zu nehmen und mir ein T-Shirt
anzuziehen. Dann goss ich mir Kaffee ein und setzte mich
diesem Mann gegenüber. „Noch nicht einmal nach der
Hochzeitsnacht kann man ausschlafen“, murrte ich. Eva
hatte sich ebenfalls angezogen und kam gut gelaunt aus
dem Schlafzimmer. „Hallo, Bernd, was gibt es?“ ‒
„Hamburg steht Kopf wegen Ihnen“, sagte er und zeigte
dabei auf mich. „Die Anleger haben fast alle 80 % von
ihrem Geld wieder und wollen jetzt wissen, wer hinter
diesem Schweizer Konto steckt.“ ‒ „Was für ein Schweizer
Konto?“, fragte ich. „Ist das ein neuer Fall? Eva, lass uns
das machen. Die Polizei und die halbe Staatsanwaltschaft
bekommen das nicht hin.“ Evas Chef musste lachen und
auch ich grinste, richtig lachen konnte ich noch nicht mit
meinem dicken Schädel. Als in diesem Moment auch noch
Karin und Georg mit Brötchen kamen, war die Stimmung
perfekt. Eva erzählte ihrem Chef nur Bruchstücke, aber ein
paar Infos musste er bekommen. Nach dem zweiten
Brötchen und einem Gespräch mit Karin und Eva nickte er
und sagte: „Okay, also
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